Um einer Strafe zu entgehen, suchen Institute Übereinkunft – Reaktion der Ermittler unklar. Deutsche Bank lässt Vorwürfe intern prüfen.

Zürich/Washington. Mehrere Banken wollen den Skandal um Zinsmanipulationen Finanzkreisen zufolge mit einem gemeinsamen Vergleich hinter sich bringen. Einige der ins Visier der Ermittler geratenen Institute führten darüber seit einigen Wochen Gespräche, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Banker.

Sie wollten damit vermeiden, ähnlich wie die britische Großbank Barclays isoliert bestraft und an den Pranger gestellt zu werden. Noch gebe es aber keine abschließende Übereinkunft unter den Geldhäusern. Zudem sei unklar, ob sich die weltweit tätigen Ermittler darauf einlassen. Welche Banken an den Gesprächen beteiligt sind, blieb offen. Ermittelt wird gegen mehr als ein Dutzend Häuser, darunter die Deutsche Bank, die Schweizer UBS, Citigroup und JP Morgan. Sie äußerten sich nicht dazu.

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Barclays hat als erstes Institut eingeräumt, dass Händler in der Finanzkrise den Referenz-Zinssatz Libor durch falsche Angaben manipuliert haben. Die Bank wurde daraufhin von den Behörden in den USA und Großbritannien zu einer Strafe von fast einer halben Milliarde Dollar verdonnert. Zudem musste das gesamte Top-Management gehen, der Ruf ist angekratzt.

Nach der Barclays-Strafe hätten die Verhandlungen über einen gemeinsamen Vergleich an Dynamik gewonnen, sagte ein Banker. Es sei aber nicht einfach, die Institute, die unterschiedlich stark verstrickt seien, unter einen Hut zu bringen. Zudem seien verschiedene Regulierer zuständig, was eine Verständigung auf eine gemeinsame Linie ebenfalls erschwere. Auf der anderen Seite würde eine Gruppenlösung keine einzelne Bank herausstellen. „Zudem wäre das Thema dann so schnell wie möglich vom Tisch“, sagte ein Insider. Speziell in den USA sind gemeinsame Vergleiche mehrerer Unternehmen keine Seltenheit: Zuletzt einigten sich fünf US-Großbanken mit dem Justizministerium und anderen Behörden im Streit um mutmaßliche Hypotheken-Betrügereien auf die Zahlung von 25 Milliarden Dollar.

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Für den n euen Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain hat die Aufklärung des Libor-Skandals höchste Priorität, da dieser das Institut und die neue Führung in Bedrängnis bringen könnte, wie es in Finanzkreisen heißt. Ein Team von 100 Mitarbeitern durchforstet seit Monaten alte E-Mails und Dokumente.

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Zwei Händler wurden suspendiert. Sie sollen Finanzkreisen zufolge an einem Ring von Händlern beteiligt gewesen sein, die den Libor verzerrt haben. Die deutsche Aufsicht BaFin hat eine Sonderprüfung bei der Deutschen Bank eingeleitet . Ergebnisse gibt es noch nicht. Ein Vergleich der Banken hätte voraussichtlich keine Folgen für Ermittlungen gegen individuelle Händler, die in den Skandal verstrickt sind.

Nach Analystenschätzungen könnte der Skandal die gesamte Branche am Ende zwischen 20 und 40 Milliarden Dollar kosten. Neben den Strafzahlungen drohen vor allem Sammelklagen von Anlegern und anderen Instituten. Denn der Libor dient als Basis für Finanztransaktionen weltweit im Volumen von mehr als 500 Billionen Dollar.