Die Arbeitnehmervertreter unterstützen den Verkauf wesentlicher Teile. Beteiligungsgremium begleitet Prozess des Verkaufs

Hamburg. Der bevorstehende Verkauf wesentlicher Teile der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss an den britischen Investor Star Capital Partners findet die Unterstützung der Arbeitnehmervertreter. Mit der Unterschrift unter den Kaufvertrag sei ein wichtiger Schritt für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Teilunternehmen erfolgt, erklärten deren Betriebsräte am Dienstag in einer gemeinsamen Note.

Zur Begleitung des Verkaufsprozesses werde ein Beteiligungsgremium gegründet. Dort seien neben Betriebsräten sowie Vertretern von Management, Eigentümer und Gewerkschaft auch der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von ThyssenKrupp und ein Vertreter des Hamburger Senats vertreten, hieß es.

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Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Übernahme

Die Entscheidung ist gefallen. Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss wird an den britischen Finanzinvestor Star Capital Partners verkauft. Nach dem positiven Votum im Aufsichtsrat der ThyssenKrupp Werftenholding TKMS wurde nun auch der Kaufvertrag unterzeichnet. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen für die Zukunft des im Jahr 1877 von Hermann Blohm und Ernst Voss gegründeten Schiffbauunternehmens.

Wie sehen die Pläne der Briten aus?

Der Finanzinvestor wird bis zum Jahr 2018 die vier Fregatten für die Deutsche Marine in Hamburg fertig bauen lassen. Im Neubau soll das alte Management, das übernommen wird, aber vor allem Aufträge für Megayachten hereinholen. Derzeit stehen die Chancen für einen Auftrag durch einen russischen Interessenten nicht schlecht. So sei bereits ein Konstruktionsauftrag eingegangen. Insgesamt will Star Capital Partners "um die Wachstumschancen für die Zukunft zu sichern, eine signifikante Summe bereitstellen", wie das Unternehmen gestern mitteilte. Chancen sehen die Briten aber auch in der Reparatur und im lukrativen Maschinenbau von Blohm + Voss. So gibt es etwa eine Absichtserklärung für einen Reparaturauftrag im Offshore-Bereich. Allerdings wollen Finanzinvestoren die von ihnen übernommenen Unternehmen zumeist nach einigen Jahren mit Gewinn weiterverkaufen. "Dies macht uns Sorgen", sagte der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt. Er geht davon aus, dass Blohm + Voss nun drei bis fünf Jahre Zeit bleiben, um sich für die Zukunft zu wappnen.

Wie sicher sind die Jobs?

Hätte ThyssenKrupp nicht verkaufen können, wären in jedem Fall Arbeitsplätze in Hamburg weggefallen. Denn der Stahlkonzern will künftig keine Yachten mehr bauen. Hans Christoph Atzpodien, der Chef der Werftenholding TKMS, hatte zuletzt davon gesprochen, dass bis zu 240 Jobs zur Disposition stehen könnten. Die Briten wollen jetzt alle 1500 Mitarbeiter im zivilen Schiffbau übernehmen. Sie haben sich auch bereit erklärt, die "Steinwerder Erklärung" zu unterschreiben, die die Standortsicherung, die Tarife und den Umgang mit den Mitarbeitern festschreibt. "Das bedeutet für uns eine Perspektive, weil die Produktion auch künftig fortgesetzt werden soll. Es ist aber keine einklagbare Beschäftigungssicherung", sagt Manfred Csambal, der Betriebsratsvorsitzende von Blohm + Voss Repair. "Wir haben niemanden irgendwelche Garantien gegeben", bestätigte gestern auch Tony Mallin, der Chef von Star Capital Partners. Er sehe aber auch Chancen, in Hamburg künftig Arbeitsplätze zu schaffen.

Kann die Übernahme von Blohm + Voss noch scheitern?

Das scheint derzeit kaum mehr möglich. Zustimmen muss zwar neben dem Aufsichtsrat des Stahlkonzerns und der Fusionskontrolle laut ThyssenKrupp auch noch die Bundesregierung. TKMS-Chef Atzpodien sieht aber bei diesen Entscheidungen "keine unüberwindlichen Hindernisse". Der Beschluss bei ThyssenKrupp soll bis zur Hauptversammlung des Konzerns am 20. Januar fallen. Beim Bundeswirtschaftsministerium sei der Verkauf zwar bekannt, sagte eine Sprecherin gestern dem Abendblatt. Wie schnell aber jetzt entschieden werden könne, sei derzeit offen. Näheres wollte das Ministerium dazu gestern aber nicht mitteilen.

Welche Firmen von Blohm + Voss bleiben nach dem Verkauf bei ThyssenKrupp?

In Hamburg und Emden wird ThyssenKrupp die Blohm + Voss Naval mit 500 Mitarbeitern behalten. Das Unternehmen kümmert sich um das Engineering, die Steuerung und den Einkauf beim Bau von Fregatten und Korvetten. 40 Beschäftigte werden zudem in Hamburg für die Zentrale der Holding TKMS arbeiten. ThyssenKrupp wird sich künftig ausschließlich auf den Marineschiffbau konzentrieren. Dazu gehört der U-Boot-Bau mit 2200 Mitarbeitern bei HDW in Kiel und die schwedische Werft Kockums. Dort sind 1000 Mitarbeiter beschäftigt.

Wie soll künftig der Schiffbau in Hamburg geregelt werden?

ThyssenKrupp will sich die Chance offenhalten, von Blohm + Voss Naval hereingeholte Aufträge auch in Hamburg bauen zu lassen. "Unter dem neuen Eigentümer kann die Werft dann als Dienstleister für uns fertigen", sagte Atzpodien. Immer mehr Staaten, die Marineschiffe bestellen, legen aber Wert darauf, dass Neubauten im eigenen Land gefertigt werden. Dann würden Mitarbeiter von Blohm + Voss Naval den Bau im Ausland organisieren. Weil die Deutsche Marine kaum mehr bestellen wird, wird der Export im Marineschiffbau immer wichtiger.

Wer kann künftig den Namen von Blohm + Voss nutzen?

Das werden sowohl Star Capital Partners als auch ThyssenKrupp tun. So wird der Traditionsname weiter für alle Unternehmen stehen - nur, dass sie künftig zwei Gesellschaften gehören.

Was ist der Hintergrund für den Ausstieg von ThyssenKrupp?

Die Strategie des Konzerns geht dahin, sich vom traditionellem Schiffbau zu trennen. Hier haben Korea und China längst weltweit die Führung übernommen. Aus dem 2005 zusammengelegten Werftenverbund TKMS wurden bereits die Nobiskrug-Werft verkauft und der Standort Emden zum größten Teil an Siag Schaaf, einen Hersteller von Windkraftanlagen, abgegeben. Auch die griechische Hellenic Shipyards hat einen neuen Eigner und den zivilen Schiffbau von HDW, HDW Gaarden, übernahm der neue Eigner der Nobiskrug-Werft, die Schiffbauholding Abu Dhabi Mar. Mit der Einigung mit Star Capital Partners über Blohm + Voss "sind wir jetzt da, wo wir sein wollen", sagte TKMS-Chef Atzpodien. (dapd/dpa/rtr)