Die Zeiten sind schwierig für den Schifffahrtsstandort Hamburg. Die Werft Sietas ist insolvent, die Zukunft von Blohm + Voss vor dem Verkauf an einen britischen Finanzinvestor ungewiss. Die Charterreedereien, die Schiffe an Liniengesellschaften vermieten, stehen unter dem Druck hoher Überkapazitäten am Markt. Und Deutschlands führende Linienreederei Hapag-Lloyd leidet unter einem irrationalen Preiskampf in der Containerschifffahrt, während Haupteigner TUI demnächst fast ein Drittel der Reedereianteile verkaufen will.
Spannend wirkt vor diesem Hintergrund die Entwicklung des Unternehmens Auerbach Schifffahrt. Zwei Jungunternehmer wagen sich an einen Markt, der von enormen Kapitalströmen ebenso geprägt ist wie von alten persönlichen Netzwerken. Sich in diesen Zeiten als Reeder durchsetzen und eine Flotte aufbauen zu wollen, erfordert Selbstbewusstsein und sehr gute Ideen. Beides scheinen Lucius Bunk und Alexander Tebbe zu besitzen. Sie suchen nach dem rechten Weg zwischen Wagemut und Augenmaß - ein alte hanseatische Tugend.
Auerbach Schifffahrt soll eine Reederei klassischen Zuschnitts sein, mit Kapitalgebern, die für das ganze Unternehmen stehen und nicht nur für kleine und kleinste Segmente des Geschäfts. Bunk und Tebbe wollen Werte schaffen und Wachstum auf Substanz begründen. Das wirkt erfreulich altmodisch. Es erinnert an die Prinzipien einer ökologisch nachhaltigen Land- oder Forstwirtschaft ebenso wie an die langlebigen und ästhetischen Produkte, die ein Handelshaus wie Manufaktum vertreibt. Es gibt sie noch, die alten Werte. Auch in der krisengeplagten Schifffahrt.