Der Euro-Gipfel hat sich auf ein Rettungspaket für Griechenland geeinigt. Weltweit atmen die Börsianer auf. Der Euro gewinnt. Auch die Aktienmärkte profitieren.

Berlin/Brüssel. Die Beschlüsse der 17 Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder trieben die Aktienkurse an und stärkten den Euro. Die Finanzmärkte reagieren erleichtet auf das Rettungspaket der Griechen. Die Gemeinschaftswährung schoss kräftig in die Höhe, zeitweilig auf über 1,44 Dollar, und konnte sich am Nachmittag über 1,43 halten. Händler sprachen von einem „Befreiungsschlag“. Das Maßnahmenbündel gegen die Schuldenkrise sieht erstmals eine Beteiligung privater Gläubiger vor.

Die Ankündigung der Ratingagentur Fitch, Griechenland-Anleihen wegen der Umtauschmöglichkeit für Banken und Versicherungen kurzzeitig als Zahlungsausfalls zu werten, beunruhigte nach Angaben von Händlern die Märkte wenig. Die Anleihen seien letztlich durch den Euro-Rettungsschirm EFSF garantiert. Nach der Herabstufung soll es deshalb auch die Kreditwürdigkeit Griechenlands wieder angehoben werden, teilte Fitch mit.

Die Gipfelbeschlüsse beflügelten die besonders die asiatischen und europäischen Börsen. Die Aktienkurse in Frankfurt kletterten nach den kräftigen Kursgewinnen am Vortag weiter, der Dax sprang zunächst über 7300 Punkte. Auch der Leitindex der Eurozone, der Eurostoxx 50, stieg weiter. Allerdings nutzten etliche Anleger die Gunst der Stunde zu Gewinnmitnahmen, so dass die Kurse wieder abbröckelten. Davon war auch der Eurokurs zum Dollar betroffen.

In Asien hatte die Tokioter Börse zuvor ein Zweiwochenhoch. Der Leitindex Nikkei sprang um 1,22 Prozent auf 10 132,11 Punkte. An den anderen großen Finanzplätzen in Fernost, so in Hongkong, stiegen die Kurse ebenfalls deutlich.

„Die Märkte begrüßen das lang erwartete neue Hilfspaket für Griechenland, die Stimmung geht klar nach oben“, sagte Händlerin Anita Paluch von ETX Capital. Weitere Anstrengungen seien nötig, um die Lage in der Eurozone zu verbessern.

Nachdem am Morgen vor allem die Finanzwerte deutliche Kursaufschläge verbuchten, gaben sie am Nachmittag Gewinne wieder ab. Die Ansteckungsgefahr der Krise in Griechenland auf andere hcoh verschuldete Staaten der Eurozone sei noch nicht gebannt, warnte die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). An den Märkten werde die Ausweitung der Aufgaben des Euro-Rettungsfonds und ein „Wiederaufbauplan“ für Griechenland aber grundsätzlich positiv gesehen.

Händler erklärten, die Anleger seien zum Wochenschluss nun wieder etwas risikofreudiger. Das setze die als besonders sicher geltenden deutschen Staatsanleihen unter Verkaufsdruck. Die Risikoaufschläge für Anleihen angeschlagener Euroländer gaben hingegen nach.

Die weltweite Leitbörse in New York, die Wall Street, startete am Freitag ebenfalls leicht positiv, nachdem der Dow Jones bereits am Vortag deutlich zugelegt hatte.

Von Bankenanalysten hieß es, das Gesamtpaket für Griechenland sei größer ausgefallen als erwartet. Die Regierung in Athen soll 109 Milliarden Euro an frischem Geld bekommen. Banken und Versicherungen werden zusätzlich einen Beitrag von 50 Milliarden Euro leisten, der noch steigen könne. „Der Sondergipfel hat das Arsenal zum Kampf gegen die Schuldenkrise deutlich erweitert“, erklärte die HSH Nordbank.

Jetzt dürfe sich die Aufmerksamkeit der Anleger stärker auf die schwelende Schuldenkrise in den USA verlagern, auf den „Showdown“ beim Ringen um eine Abwendung der drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA. (dpa/abendblatt.de)