Vor dem Krisengipfel um die Euro-Verschuldung fordern die deutschen Wirtschaftsweisen, Griechenland die Schulden zur Hälfte zu erlassen.

Frankfurt. Am Donnerstag treffen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs um über die Euro-Krise zu beraten. Aber schon im Vorfeld werden die Diskussionen um einen Schuldenschnitt immer lauter. Jetzt melden sich auch die fünf deutschen Wirtschaftsweisen zu Wort und fordern, dass man den Griechen ihre Schulden zur Hälfte erlassen sollte. Bei einem solchen Schritt würde der Schuldenstand auf 106 von derzeit 160 Prozent des Bruttoinlandsproduktes sinken, erläuterten die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Ihre Forderung publizierten sie in der heutigen Ausgabe der „Frankfurter Allgemeine Zeitung"

Damit die Stabilität des Umschuldungsprozessesgewährleistet bliebe, solle der Schuldenschnitt mit einem Tauschangebot kombiniert werden: Banken könnten griechische Anleihen in Papiere des Euro-Rettungsfonds EFSF tauschen, führten die Wirtschaftsweisen demnach aus. Der Zeitung zufolge verlangen sie von der Bundesregierung einen Alternativplan zur Lösung der europäischen Schuldenkrise. Die Sachverständigen halten es für nicht ausreichend abzuwarten, bis Griechenland, Irland und Portugal in absehbarer Zeit die von der Gemeinschaft erhaltenen Finanzhilfen zurückzahlen werden. Im Gegenteil warnen sie vor den Gefahren einer uneingeschränkten gemeinsamen Haftung im Euro-Raum für Staatsschulden sowie eines Auseinanderbrechens der Währungsunion.

Die deutsche Regierung lehnt einen Schuldenschnitt bisang vehement ab. Doch noch sind viele Fragen ungeklärt, etwa wie die Staats- und Regierungschefs der Eurozone private Gläubiger wie Banken oder Fonds an den Griecheland-Hilfen beteiligen wollen, ohne dass die Ratingagenturen einen Zahlungsausfall feststellen. Eine Überlegung wäre eine Bankensteuer einzuführen. Viele Ökonomen aber sprechen sich mittlerweile offen für einen Schuldenschnitt aus.

(abendblatt.de/dpa)