Die Warenhauskette kann aus der Insolvenz entlassen werden. Sortiment soll bei Büchern und U-Elektronik reduziert werden.
Essen. Ende einer Zitterpartie: Nach monatelangem Verkaufspoker hat jetzt der deutsch-amerikanische Milliardär Nicolas Berggruen die Verantwortung für die Essener Warenhauskette Karstadt übernommen. In einer schriftlichen Erklärung betonte der Investor am Freitag: “Der heutige Tag markiert einen Wendepunkt in der Geschichte von Karstadt.“ Mit Investitionen von 65 Millionen Euro will der Investor die 120 Warenhäuser mit den rund 25.000 Beschäftigten aus der Krise in eine sichere Zukunft führen.
Was sich bei der Strategie ändern soll
Beim Sortiment will Karstadt sich künftig auf vier Bereiche konzentrieren, wie Karstadt-Geschäftsführer Thomas Fox der Zeitschrift "Handel" sagte: „Fashion“ – also Mode, „Home“ – von Küche und Bad bis zu Haushaltsgeräten, „Personality“ – Uhren und Schmuck, sowie „Sport“. Zurückgefahren werden demnach die Bereiche Unterhaltungselektronik und Bücher.
Zu den Veränderungen gehören laut Fox gezielte Investitionen in die Verkaufsflächen, nicht mehr in sogenannte Leuchtturmprojekte wie die Premiumhäuser. Das bedeutet damit offenbar auch weniger Geld für das Hamburger Alsterhaus, das zu den Premiumhäusern gehört.
Zu den Veränderungen gehören laut Fox auch Investitionen in die Verkaufsflächen und eine Stärkung der Filialleiter vor Ort: „Wir werden beim Wareneinkauf die Erfahrungen der Kollegen stärker berücksichtigen.“ Hier sei Karstadt „früher nicht flexibel“ gewesen. Am zentralen Wareneinkauf halte er aber fest, sagte der Geschäftsführer.
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg betonte, im Insolvenzverfahren sei eine solide Ausgangsbasis für die Zukunft von Karstadt geschaffen worden. Nun sei der Weg für den Warenhauskonzern frei, es “mit neuem Schwung, neuen Ideen und neuem Geld allen zu zeigen, die die Existenzberechtigung Karstadts in Zweifel gezogen haben“.
Thomas Fox zeigte sich erleichtert, dass der Verkaufsprozess zu einem guten Ende gebracht worden sei. “Wir wissen aber auch, dass jetzt die eigentliche Arbeit beginnt“, fügte er hinzu.
Das Amtsgericht Essen hatte das Karstadt-Insolvenzverfahren am Donnerstagabend aufgehoben, nachdem die letzten beiden Gläubiger ihre Beschwerden gegen den Insolvenzplan zurückgezogen hatten. Damit war der Weg frei, den bereits vor mehr als vier Monaten unterzeichneten Kaufvertrag zwischen dem Insolvenzverwalter und Berggruen endlich zu vollziehen.