In den Mietstreit um die Warenhauskette Karstadt kommt Bewegung: Fondszeichner vereinbarten jetzt ein Treffen in London.
Die von Karstadt-Käufer Nicolas Berggruen ultimativ geforderte Versammlung unschlüssige Gläubiger wird am 28. Juli um zehn Uhr in London stattfinden. Das erfuhr WELT ONLINE aus Kreisen des Gläubigers Fleet Street in London.
Berggruen hatte das Vermieter-Konsortium Highstreet aufgefordert, eine solche Einladung bis spätestens 6. Juli, 24 Uhr, zu verschicken. Auch Gläubiger hatten die Möglichkeit, zu dem Treffen einzuladen. Das ist jetzt geschehen.
Bei der Versammlung will Berggruen die unschlüssigen Käufer der Immobilien-Fonds davon überzeugen, dass er der richtige Betreiber von Karstadt ist. Ohne diese Einladung hätte nach Ansicht einiger Experten die Zerschlagung Karstadts drohen können.
Die Geldgeber sollen unter anderem Mietminderungen zustimmen. Viele Mitglieder des Highstreet-Konsortiums hatten das bereits getan. Größter Blockierer allerdings war bisher die Essener Valovis-Bank, die 53 Karstadt-Immobilien mit insgesamt 850 Mio. Euro finanziert hat.
Das Institut will jetzt auf Karstadt-Käufer Berggruen zugehen, „um sehr kurzfristig zu einer vernünftigen Lösung zu kommen“, sagte Hanns-Eberhard Schleyer, Vertreter der Valovis Bank.
„Wir sprechen über Stunden oder Tage“, sagte Schleyer über den plötzlichen Alleingang der Bank. Valovis ist nach Worten des früheren Handwerkspräsidenten Schleyer zwar bereit, den Forderungen Berggruens weiter entgegenzukommen, verlangt aber Sicherheit für ihr Kreditengagement.
Bisher habe Berggruen noch Vorstellungen, die „eine erhebliche Wertminderung“ zu ungunsten von Valovis bedeuten könnten. Die Bank, die dem Pensionstrust der Karstadt-Mitarbeiter gehört, hat Schleyer zufolge bereits auf Mietforderungen in Millionenhöhe verzichtet. Im laufenden Jahr verlange Valovis für das KaDeWe, die vier Sporthäuser, die 31 übrigen Warenhäuser sowie 17 Parkhäuser, die Valovis für den Hauptvermieter Highstreet finanziert hat, statt der ursprünglich vereinbarten 141 Mio. lediglich 112 Mio. Euro Miete. Im Jahr 2018 würden laut Schleyer 129 Mio. Euro fällig – statt 141 Mio. Euro.
„Wir sind nicht diejenigen, die sich gegen die Mietreduktionen wehren“, so Schleyer. Die Bank habe noch nicht einmal ein Problem mit Berggruens Forderung, das Warenhausgeschäft in drei rechtlich eigenständige Einheiten – für die Premium-, die Sport und die übrigen Häuser – einzuteilen. Dieses Vorhaben kritisiert dagegen vor allem Highstreet. Der Vermieter sieht darin eine Vorbereitung für eine Zerschlagung der Kette durch Berggruen.
Am Freitag soll dennoch die Tarifkommission der Gewerkschaft Ver.di die Dreiteilung auf Berggruens Wunsch in den Sanierungstarifvertrag schreiben. Berggruen hat Zerschlagungspläne immer bestritten. Valovis jedoch sieht sich außerstande, Berggruens Forderung nach der Festschreibung einer „Mieterdienstbarkeit“ zuzustimmen. Damit würden die reduzierten Mieten für die Häuser auch dann noch gelten, wenn Berggruen Teile von Karstadt verkauft oder die Häuser in die Insolvenz gehen würden.
„Da sich der Wert von Immobilien maßgeblich an der Höhe der Mieteinnahmen orientiert, hätten wir in diesem Falle eine erhebliche Wertminderung zu verkraften“, sagte Schleyer. Diese Wertminderung sei so groß, dass es zu „aufsichtsrechtlichen Problemen“ kommen könnte, sagte Schleyer.
Konkret dürfte das bedeuten, dass die Finanzaufsicht BaFin das Risiko dieses Kredites für die Pfandbriefbank für so hoch halten könnte, dass sie einschreiten würde. „Wir können dem also gar nicht zustimmen“, sagte der Valovis-Beauftragte. Würde Berggruen seine Mieterdienstbarkeit-Forderung fallen lassen, könne man sich einigen, deutete Schleyer an.
Ein Sprecher von Berggruen Holdings begrüßte die Gesprächsbereitschaft von Valovis.