Der Vermieter Highstreet stimmte den Mietverträgen mit Karstadt-Eigner Berggruen zu. Der Weg zur Rettung des Traditionskonzerns ist frei.

Hamburg. Das Drama um die Rettung der Warenhauskette Karstadt nimmt ein gutes Ende für die rund 25.000 Beschäftigten. Der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen überwand am Donnerstag die letzten Hürden vor einer Übernahme der 120 Warenhäuser, wie mehrere Teilnehmer der Verhandlungen berichteten. „Inhaltlich ist alles klar, es geht nur noch um das Einsammeln der Unterschriften“, sagte einer von ihnen. Der Milliardär Berggruen brauchte grünes Licht von den Vermietern, damit sein Kaufvertrag für Karstadt wirksam wird.

Das Vermieter-Konsortium Highstreet, dem allein 86 Häuser gehören, und seine Geldgeber spannten Berggruen bis zum letzten Tag auf die Folter. Erst kurz vor Toresschluss einigte sich Highstreet Verhandlungskreisen zufolge mit einer letzten Gruppe von Geldgebern über eine Umschuldung, um die tagelang erbittert gerungen worden war. Der Terminplan ist freilich eng gesteckt. Das Amtsgericht Essen will schon am Freitagmorgen entscheiden, ob der Karstadt-Insolvenzplan in Kraft treten und Deutschlands größte Warenhauskette Ende September nach 16 Monaten aus der Insolvenz entlassen werden kann.

Berggruen hatte im Juni von Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg den Zuschlag für Karstadt bekommen, feilschte aber seither mit Highstreet um Zugeständnisse bei den Mieten. Die 25.000 Mitarbeiter will Berggruen – anders als seine Mitbewerber - schonen. Eine Einigung musste dreimal verschoben werden.

+++ Ein Drama in mehreren Akten - Die Karstadt-Geschichte +++

Die Hauptgesellschafter von Highstreet – Fonds von Goldman Sachs (Whitehall) und der Deutschen Bank (RREEF) - müssen wegen der geforderten Mietsenkungen wie ihre eigenen Geldgeber bei den Renditen kommender Jahre Abstriche machen. Vor allem die US-Investmentbank hatte lange Zeit auf eine gemeinsame Lösung mit den zum Verkauf stehenden Kaufhof-Warenhäusern von Metro gesetzt. Zuletzt sagte Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Fitschen Berggruen allerdings die Unterstützung seines Instituts zu, das unter politischen Druck geraten war.

Eine Verdi-Sprecherin sagte, die Gewerkschaft sei optimistisch, dass Goldman Sachs und Deutsche Bank "ihren hehren Worten auch Taten folgen lassen werden“. Karstadt-Beschäftigte wollten sich am Donnerstag vor der Vertretung der Deutschen Bank in Berlin unter dem Motto "Warten auf die gute Nachricht" versammeln.

---- So fühlen sich die Beschäftigten----

Eine wichtige Gruppe von Gläubigern des Vermieter-Konsortiums Highstreet hatte den neuen Mietverträgen mit Berggruen nach nur einer Stunde zugestimmt und damit ein wichtiges Signal für eine Einigung mit den anderen Geldgebern gegeben. Ein Highstreet-Sprecher sagte, die Abstimmung unter den Gläubigern der zuletzt 780 Millionen Euro schweren Anleihe sei einstimmig ausgefallen. Unter anderem mit ihrem Geld und einem 850 Millionen Euro schweren Kredit der Valovis Bank hatte das Konsortium die milliardenschwere Übernahme der Warenhaus-Immobilien des Handelskonzerns Arcandor finanziert.

Als schwieriger erwies sich die Einigung mit den sogenannten Mezzanine-Kreditgebern, zumeist Banken und Hedge-Fonds. Sie hätten mit ihrer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital bei einer erneuten Insolvenz am meisten zu verlieren. Hier spielte unter anderem Goldman Sachs praktisch als eigener Geldgeber mit. Vor allem die Royal Bank of Scotland sperrte sich Teilnehmern zufolge gegen Sonderrechte für Goldman. Erst am Nachmittag wurde in Verhandlungskreisen grünes Licht gegeben. Nun fehlten nur noch die Unterschriften unter die Verträge, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen.

Ohne Einigung hätte Karstadt das endgültige Aus gedroht. Insolvenzverwalter Görg hatte bereits vorsorglich eine Sitzung des Gläubigerausschusses einberufen, um kurzfristig das Ende des Traditionskonzerns zu besiegeln. „Wir haben die Pläne für die Liquidation in der Schublade, aber wir wollen die Schublade gern zu lassen“, sagte sein Sprecher. Die Sport-Kaufhäuser und die Luxus-Einkaufstempel in Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus) und München (Oberpolliger) hätten dann bis zum Jahresende verkauft sein sollen, der Rest bis Februar geschlossen. Eine Offerte des – ebenfalls an Highstreet beteiligten - italienischen Warenhausunternehmers Maurizio Borletti hatte Görg als unseriös und verspätet zurückgewiesen.

---Was bisher geschah---