Investor Berggruen hat den Vermietern ein Ultimatum gestellt. Verstreicht es, könnte Karstadt die Zerschlagung drohen.
Die Lage bei der Warenhauskette Karstadt wird nach dem Ultimatum des Käufers Nicolas Berggruen immer undurchsichtiger. Berggruen hatte das Vermieterkonsortium Highstreet schriftlich aufgefordert, bis zum Dienstag, 24 Uhr, die Einladung für eine Versammlung von Gläubigern zu verschicken, mit denen es bisher noch keine Einigung über die Mietkonditionen gibt. Das Schreiben ging auch an mehr als 30 Gläubiger sowie Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Doch die geforderte Einladung ist offenbar noch nicht versandt worden.
Unklar ist, was passiert, falls die Frist verstreicht. Schlimmstenfalls könnte die sofortige Zerschlagung von Karstadt drohen. Ob die Sache bereits so dramatisch ist oder ob derzeit vor allem Drohgebärden die Szene beherrschen, ist jedoch schwer zu durchschauen. „Bis Ende dieser Woche sollte eine Entscheidung gefallen sein. Der Dienstag-Termin ist von Berggruen willkürlich gegriffen worden“, sagte eine mit dem Verfahren vertraute Person.
Ein Sprecher Görgs wollte sich dazu nicht äußern. Zuvor hatte die Insolvenzverwaltung darauf hingewiesen, dass im Falle eines Ausstiegs Berggruens – dieser Schritt ist möglich, falls sich beide Seiten nicht über die Höhe der Miete einigen – nicht einfach ein anderer Investor in den Kaufvertrag eintreten könnte. Stattdessen müsste die Kette mit 120 Warenhäusern und insgesamt rund 25.000 Mitarbeitern abgewickelt werden.
Berggruen wollte mit seinem Dienstag-Ultimatum, das am Freitag bekannt geworden war, nach einer Lesart Druck machen, damit es zu einer schnellen Einigung mit den Hauseigentümern kommt. Nach anderer Lesart jedoch setzte er die Frist, um den Ausstieg aus seinem Projekt Karstadt vorzubereiten. Für den Fall einer Zerschlagung zeigt der Chef des Metro-Konzerns, Eckhard Cordes, seit Längerem reges Interesse an der Übernahme der besten Karstadt-Standorte, um sie mit Metros Warenhauskette Kaufhof zu verschmelzen.
Berggruen bittet Politik um Vermittlung
In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ hatte Berggruen am Montag zur Rettung von Unternehmen und Arbeitsplätzen um die Vermittlung der Politik gebeten. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) lehnte Staatshilfen für Karstadt umgehend ab – obwohl Berggruen lediglich angeregt hatte, dass „die deutsche Regierung als Vermittler auf die Verantwortlichen einwirkt“.
Die Verhandlungen mit den Vermietern wurden seit seinem Ultimatum eher schwieriger. So habe Highstreet nach Informationen aus Branchenkreisen am Wochenende neue finanzielle Forderungen an Berggruen gestellt, die hinter die bisher erreichten Kompromisslinien wieder zurückfielen – was im Berggruen-Umfeld als „Wortbruch“ interpretiert wird.
Zudem misstraut die Valovis Bank dem Investor Berggruen weiter. Valovis gehört dem Trust der Karstadt-Pensionäre. Die Bank hat 36 Warenhäuser aus dem Highstreet-Portfolio finanziert und steht dort mit rund 850 Millionen Euro im Risiko. Sie befürchtet, ihr Geld unter einem Karstadt-Betreiber Berggruen nicht zurückzubekommen. Valovis, heißt es, favorisiere weiterhin Highstreet als Betreiber der Karstadt-Häuser. Der Gläubigerausschuss jedoch hatte das Kaufangebot von Highstreet als erstes aussortiert und später Berggruen den Zuschlag erteilt. Finanzier Valovis hatte vor einem Jahr nach der Insolvenz bereits der Karstadt-Schwester Quelle den Geldhahn zugedreht.