Steigender Umsatz, doch der Gewinn sank von 181 auf 23 Millionen Euro – ein schwaches Geschäftsjahr für den Hamburger Versandhändler.

Hamburg. Schwere Zeiten für den Hamburger Versandhändler : Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist der Betriebsgewinn (Ebit) der Otto-Gruppe, zu der neben Otto auch Marken wie Schwab, Baur und Crate & Barrel gehören und weltweit mehr als 53.000 Beschäftigten arbeiten, um nahezu ein Drittel auf 259 Millionen Euro gesunken. Der Reingewinn brach sogar um fast 90 Prozent auf 23 Millionen ein.

Gestiegene Rohstoffkosten, Verluste im Frankreich-Geschäft, Angriffe der Online-Konkurrenz sowie hohe Investitionen seien die Hauptgründe für diese Entwicklung, so der Konzern. Hinzu kommen schärfere Umweltauflagen in China, von wo Otto einen Großteil seiner Textilien bezieht. In der Volksrepublik steigen zudem die Arbeitskosten. Der Konzernumsatz stieg um 1,7 Prozent auf 11,6 Milliarden Euro.

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„Damit haben wir uns in einem schwierigen Umfeld gut behauptet“, sagte Hans-Otto Schrader, der Vorstandschef der Otto Group, am Mittwoch in Hamburg. Im Online-Markt habe es die Otto Group mit einem aggressiven Wettbewerb zu tun.

Otto-Chef: Kein Amazon-Klon

Der Konzern hat daraus strategische Konsequenzen gezogen. „Langfristig wird es nur noch zwei Universalversender geben, Amazon und Otto“, sagte Schrader. „Wir wollen aber kein Klon von Amazon werden, sondern gehen unseren eigenen Weg.“ Im Gegensatz zu dem US-Unternehmen unterhält Otto nicht eine, sondern rund 60 verschiedene Online-Plattformen im Internet und setzt auf eine große Vielfalt von Unternehmen unter dem Dach der Gruppe. Zu Erfolgen von Unternehmen wie Zalando bemerkte Schrader, dass Otto auf unwirtschaftliche Online-Umsätze und Marktanteile verzichtet habe. Das Ziel sei nachhaltige Profitabilität.

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Zudem will Otto mit Preissenkungen die aggressiven Angriffe der Online-Konkurrenz kontern: „Wir werden Preise gezielt senken“, sagte Schrader. Otto reagiert damit darauf, dass immer mehr Kunden über Preis-Suchmaschinen im Internet nach Produkten suchen und Otto dabei oft hinten liegt. Die Preissenkungen sollen ab Oktober rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft eingeführt werden. Schrader machte noch keine Angaben dazu, welche Produktgruppen billiger werden sollen.

Umstrukturierung wird Jobs kosten

Gleichwohl müsse Otto bei den Preisen wettbewerbsfähiger werden und deshalb eigene Kosten sparen. Die drei deutschen Universalversender Otto (der frühere Otto-Versand) in Hamburg, Baur in Burgkunstadt und Schwab in Hanau sollen unter eine einheitliche Leitung gestellt und klarer positioniert werden. „Wir handeln aus einer Position der Stärke heraus“, betonte der Vorstandschef. Alle drei Unternehmen arbeiten mit Gewinn. Wie viele Arbeitsplätze bei der Umstrukturierung verloren gehen werden, könne er noch nicht sagen. Insgesamt arbeiten bei den drei Unternehmen rund 7000 Beschäftigte auf 4500 Vollzeit-Stellen. Weltweit beschäftigt die Otto Group 53.100 Arbeitnehmer.

Zudem will der Handels- und Dienstleistungskonzern seine Sparte Service und Finanzdienstleistungen stärken. Im laufenden Jahr sollen diese beiden Unternehmensbereiche einen Anteil von bis zu 20 Prozent am Konzernumsatz erreichen, sagte Hans-Otto Schrader, der Vorstandschef der Otto Group, am Mittwoch in Hamburg. Gegenwärtig sind es 17 Prozent.

Trotz Euro-krise gibt sich Otto zuversichtlich

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Otto mit einem einstelligen Wachstum und wieder steigenden operativen Gewinnen des Gesamtkonzerns. „Die Umsätze in Deutschland, in Russland und in den Segmenten Service und Finanzdienstleistungen sind in den vergangenen drei Monaten zum Teil zweistellig gestiegen“, sagte Schrader. Angesichts der Unsicherheiten um die Zukunft des Euro und deren Auswirkungen auf die Konsumstimmung blieb das Management allerdings vorsichtig: „Unser Ziel ist weiterhin ein moderates Wachstum bei wieder steigenden Gewinnen.“

Nach dem Vorbild der Expansion in Russland und dem geglückten Start in Brasilien nimmt Otto nun die Türkei ins Visier, um vom boomenden Online-Handel zu profitieren, bei dem die Hamburger mit dem US-Konzern Amazon konkurrieren. Bislang ist der Handelskonzern mit dem Online-Anbieter Limango in dem aufstrebenden Land am Bosporus aktiv. (dpa/dapd/Reuters/abendblatt.de)