Im laufenden Jahr wird die Gruppe in Russland mit mehreren Versandhandelsmarken einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro erzielen.
Hamburg. Auf Expansionskurs: Die Hamburger Otto Group sieht im russischen Markt in den kommenden Jahren enorme Wachstumschancen. Im laufenden Jahr werde die Gruppe in Russland mit mehreren Versandhandelsmarken wie Bonprix, Quelle, Witt und Otto einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro erzielen, sagte der zuständige Vorstand Alexander Birken. Das entspreche einem Wachstum von rund 36 Prozent. Auf mittlere Sicht seien Umsätze oberhalb der Milliardenschwelle zu erwarten. „Wir investieren erheblich in den russischen Markt und bauen unsere Warenlager in Tver deutlich aus“, sagte Birken. Die Kapazität des Logistik-Zentrums 150 Kilometer nordwestlich von Moskau werde verdoppelt.
„Die Bedürfnisse sind sehr groß“, sagte Josef Teeken, der für die Otto Grup in Russland die Geschäfte führt. Die russischen Frauen seien sehr modeorientiert, wegen der niedrigen Durchschnittseinkommen von 1000 Euro im Großraum Moskau und 500 Euro in ländlichen Regionen aber auch sehr preisbewusst. „Der Preis ist deshalb sehr wichtig.“ Die Otto Group erwirtschaftet rund 80 Prozent ihres Umsatzes mit Kleidung und ist Marktführer im russischen Textil-Versandhandel. Der Rest entfällt auf Haushaltsartikel. Otto beschäftigt in Russland rund 2200 Mitarbeiter.
Die Wachstumserwartungen von Otto beruhen nicht nur auf steigenden Einkommen in dem energiereichen Schwellenland, sondern ebenso auf dem bislang unterentwickelten Markt. Der Anteil des Versandhandels am gesamten Umsatz des Einzelhandels erreicht in Russland lediglich 2,5 Prozent, in entwickelten Industrieländern sind es 7 bis 8 Prozent. Der stationäre Einzelhandel sei jedoch außerhalb der Metropolen nicht übermäßig leistungsfähig, was dem Versandhandel zusätzliche Chancen eröffne. Der große Otto-Konkurrent Amazon ist in dem Land kaum präsent. Dennoch sei die dominante Marktposition keineswegs gesichert. „Wir müssen sehr demütig bleiben, um diese Position zu behaupten“, sagte Teeken. Es fließe viel Risikokapital in Startup-Unternehmen, die neue Dynamik in den Markt bringen.