Trotz der hohen freiwilligen Beteiligung der privaten Investoren will Athen den Schuldenerlass durch nachträglich eingefügte Ausfallklauseln erzwingen.

Athen. Der Weg für den historischen griechischen Schuldenschnitt ist frei. Nach Angaben des Finanzministeriums in Athen wurde die wichtige 75-Prozent-Marke deutlich überschritten. Von den 177 Milliarden Euro an Anleihen unter griechischem Recht seien 152 Milliarden Euro zum Umtausch eingereicht worden, teilte das Finanzministerium in Athen am Freitagmorgen mit. Das entspricht einer Beteiligungsquote von 85,8 Prozent. Bei den übrigen Anleihen wurde eine Quote von 69 Prozent erreicht.

Finanzminister Evangelos Venizelos kündigte an, dass Griechenland plant, nun sogar alle Gläubiger mit Anleihen nach griechischem Recht zum Umtausch zu zwingen. Dafür sollten die nachträglich eingefügten Ausfallklauseln der Anleihenverträge aktiviert werden. Die Frist für Gläubiger, die Anleihen nach ausländischem Recht hielten, werde bis zum 23. März verlängert. Zusammen mit den anderen Anleihen würde die Quote dann insgesamt bei 95,7 Prozent liegen. Das würde 197 der insgesamt 206 Milliarden Euro Anleihevolumen in der Hand privater Gläubiger entsprechen.

Mit der Umschuldung sollen private Kreditgeber wie Banken, Versicherungen und Fonds auf Forderungen in Höhe von 107 Milliarden Euro freiwillig verzichten. Die Gläubiger tauschen dazu ihre derzeitig gehaltenen Schuldenpapiere in neue Anleihen mit einem Nominalabschlag von 53,5 Prozent, geringeren Zinsen und einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren ein.

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Nach Monaten der Zitterpartie ist mit einer ausreichend starken Annahmequote der Weg frei für die größte Umschuldung eines Staates, die es je gegeben hat. Ziel war es, durch den Forderungsverzicht der Banken, Versicherer und Fonds die Verbindlichkeiten um insgesamt 107 Milliarden Euro zu verringern, damit sich das Euro-Land aus dem Würgegriff der eigenen Schulden befreien kann.

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Der Schuldenschnitt ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass Griechenland ein neues Hilfspaket seiner Euro-Partner im Volumen von 130 Milliarden Euro erhält. Die Finanzminister der Euro-Zone wollen darüber noch am Freitag in einer Telefonkonferenz beraten, eine endgültige Entscheidung aber möglicherweise bis zu einem Treffen am Montag aufschieben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will am 15. März über das neue Hilfspaket diskutieren.

Experte hält Teilnahme für viele Gläubiger sinnvoll

"Offensichtlich ist es für die Mehrzahl der Gläubiger sinnvoll, das Angebot anzunehmen, weil es besser ist, etwas zu bekommen, als gar nichts. Und wenn der Tausch scheitert und Griechenland in eine ungeordnete Insolvenz rutscht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Gläubiger nichts bekommen“, sagte der geschäftsführende Direktor der Unternehmensberatung Swordfish Research, Gary Jenkins, am Donnerstag.

Bereits bis Donnerstag hatten Banken, Rentenfonds und andere Investoren, die weit über die Hälfte der 206 Milliarden Euro in privater Hand befindlichen griechischen Schulden in ihren Büchern haben, ihre Teilnahme am Schuldenschnitt zugesagt. Nur von privaten Investoren gehaltene Anleihen sind von der Tauschaktion betroffen. Die griechischen Schuldverschreibungen, die bei der Europäischen Zentralbank und anderen Notenbanken liegen, sind außen vor.

Mit Material von dpa, rtr und dapd