Düsseldorf. Frankreich verzögert offenbar die Ernennung von Airbus-Chef Tom Enders zum Vorstandsvorsitzenden des Mutterkonzerns EADS. Vor allem der französische Staat als Großaktionär habe "zusätzlichen Informationsbedarf" angemeldet, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf einen deutschen Spitzenmanager des Konzerns. Ein EADS-Sprecher wollte das gestern nicht bestätigen.
Dem Bericht zufolge war die Ernennung längst zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy abgesprochen worden. Wie es weiter hieß, blockiert Frankreich über den Verwaltungsrat aber die Ernennung Enders zum Konzernchef. Hintergrund sei vor allem das Ringen der deutschen und französischen Seite um die Besetzung von Schlüsselpositionen innerhalb des EADS-Konzerns.
So wolle Enders die Schlüsselressorts Finanzen und Personal mittelfristig aus den Zentralen in München und Paris zu Airbus nach Toulouse verlegen. Die Regierung in Paris fordere als Kompensation unter anderem eine französische Führung bei der Hubschraubertochter Eurocopter, die derzeit von dem Deutschen Lutz Bertling geleitet wird. Die zentralen Forderungen Frankreichs habe Enders vor Weihnachten aber abgelehnt, hieß es. Ob ihn der Verwaltungsrat zum nächstmöglichen Termin am 26. Januar zum Konzernchef ernennt, sei bislang offen.
Der Vertrag des bisherigen EADS-Chefs Louis Gallois wird noch in diesem Jahr auslaufen. Die Bundesregierung hatte erst kürzlich angekündigt, dass sie 7,5 Prozent der Anteile an dem Konzern vom Großaktionär Daimler erwerben will.