Trotz der Winterarbeitslosigkeit ist die Zahl im Februar der niedrigste Wert seit 21 Jahren. Auch in Hamburg ist die Arbeitslosenquote stabil.

Hamburg/Nürnberg. Die Minusgerade in Deutschland hat im Februar die Zahl der Erwerbslosen um 26.000 Jobsuchende ansteigen lassen. Die sogenannte Winterarbeitslosigkeit lag damit bundesweit bei rund 3.110.000, da die Arbeiten wetterbedingt auf dem Bau oder auch in Gärtnereibetrieben ruhen mussste. Im Jahresvergleicht sank dennoch die Arbeitslosenzahl um 203.000, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Damit sankt die Arbeitslosenquote in diesem Zeitraum von 7,9 auf 7,4 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Januar stieg die Quote allerdings um 0,1 Punkte an. Deutschlandweit handelte es sich um die niedrigste Arbeitslosenzahl in einem Februar seit 21 Jahren.

„Der Arbeitsmarkt zeigt sich in der aktuellen konjunkturellen Schwächephase robust. Die Arbeitslosigkeit ist allein aufgrund des frostigen Winterwetters gestiegen“, sagt BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. Die wichtigen Indikatoren Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hätten weiter deutlich zugenommen, sagte Weise weiter. „Einzig die Nachfrage nach Arbeitskräften hat nachgegeben, liegt aber weiterhin auf hohem Niveau.“

+++ Arbeitslosenzahl bleibt auf 21-Jahres-Tief +++

+++ Hamburger Arbeitsmarkt in robuster Verfassung +++

In Hamburg hat sich die Arbeitsmarktlage im Februar stabil gezeigt. Im Vergleich zum Vormonat Januar gab es bei der Zahl der Erwerbslosen mit knapp 72.900 fast gar keine Veränderung. Die Arbeitslosenquote betrage unverändert 7,8 Prozent, teilte die Arbeitsagentur am Mittwoch in der Hansestadt mit. Das seien 0,5 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Damit habe sich die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres um 3700 Personen oder 4,8 Prozent reduziert und den niedrigsten Februar-Stand seit 1994 erreicht. „Die derzeitige Lage ist fast als typisch zu bezeichnen“, sagte der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock. „Auch in den vergangenen Jahren verzeichneten wir keine großen Veränderungen in Hamburg.“

Die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich im Jahresvergleich um 19.500 oder 2,3 Prozent auf 852.000 (Stand Dezember). „Die Wirtschaftszweige Gesundheitswesen, Finanzen und Versicherungen, Handel, Logistik und Gastgewerbe stellten im Dezember kräftig ein und sorgten für zusätzliche Jobs in Hamburg“, sagte Fock. „Hält diese positive Stimmung am Hamburger Arbeitsmarkt an, wird die Arbeitslosigkeit im Verlauf des Frühjahrs weiter sinken.“

+++ Das teure Jobwunder +++

Die meisten Arbeitslosen finden keine Beschäftigung, weil sie zu gering qualifiziert sind, schon lange arbeitslos oder zu alt. Im Jahresvergleich reduzierte sich die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen deutlich um knapp elf Prozent, die der älteren jedoch nur um 1,5 Prozent.

Auch im nördlichsten Bundesland hält die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt an. Trotz Kälte im Februar und Schuldenkrise hat die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein im Februar den niedrigsten Stand in diesem Monat seit 1993 erreicht. Dies geht aus dem Monatsbericht hervor, den die Agentur für Arbeit in Kiel veröffentlichte. Demnach erhöhte sich die Arbeitslosenzahl im Februar nur um 800, obwohl es Anfang des Monats eine Kältewelle gab. Die Zahl der Betroffenen wuchs damit auf 110.600. Weil vor allem Bau und Tourismus weniger Beschäftigte brauchen, ist ein Anstieg im Februar jahreszeitlich normal. „Dass er – angesichts der schlechten Witterungslage Anfang des Monats – so gering ausfiel, ist erfreulich“, sagte die Regionalchefin der Arbeitsagentur, Margit Haupt-Koopmann. „Der Arbeitsmarkt hat dem Wintereinbruch getrotzt.“

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Arbeitslosen um 5900 oder 5,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt nunmehr 7,7 Prozent, nach 8,1 Prozent vor einem Jahr. Auf 850.300 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Norden. Das ist der höchste Stand im Februar seit 1999. Zuwächse verbuchten vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen (plus 4300), wirtschaftsnahe Dienstleistungen (4000) und der Handel (3500). Nur die öffentliche Verwaltung baute etwas ab, nämlich 200 Stellen.

+++ Der steinige Weg einer Langzeitarbeitslosen +++

Behinderte profitieren vom Rückgang der Arbeitslosigkeit weiterhin unterdurchschnittlich. 5400 Menschen mit Handicap sind ohne festen Job und damit nur 200 weniger als vor einem Jahr. Diese Zahlen seien inakzeptabel, sagte Haupt-Koopmann. Sie verwies angesichts des verstärkt drohenden Fachkräftemangels darauf, dass 60 Prozent der Arbeitslosen mit Behinderung eine Ausbildung haben. Entgegen vielen Vorurteilen seien auch zahlreiche Hartz-IV-Empfänger durchaus qualifiziert, sagte Haupt-Koopmann. Die Zahl der Arbeitslosen, die von den Job-Centern betreut werden, sank auf 71.300 und damit den niedrigsten Februar-Stand seit der Einführung von Hartz IV vor sieben Jahren. „Hier zeigt sich, dass es zunehmend auch Menschen in der Grundsicherung gelingt, ihre Arbeitslosigkeit zu beenden“, betonte Haupt-Koopmann.

Regional ist die Arbeitslosigkeit im Norden weiterhin sehr unterschiedlich ausgeprägt. Der Kreis Stormarn am Hamburger Rand hat mit 4,3 Prozent die niedrigste Quote, während Nordfriesland bei 9,5 Prozent steht. Bei den kreisfreien Städten ist die Lage in Kiel mit 10,8 Prozent am günstigsten und in Flensburg mit 12,1 Prozent am schlechtesten. Im März wird die Arbeitslosigkeit voraussichtlich nicht nur im Vorjahresvergleich zurückgehen, sondern auch gegenüber dem Vormonat.

Im Nordwesten Deutschlands ist die Arbeitslosenzahl im Februar saisonbedingt ebenfalls leicht gestiegen. Wie die Bundesagentur für Arbeit Hannover mitteilte, lag sie in Niedersachsen bei 284.403. Damit waren gegenüber dem Vormonat 2.783 mehr Menschen ohne Arbeit (plus 1 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren allerdings 21.573 weniger Menschen erwerbslos (minus 7,1 Prozent).

Die Arbeitslosenquote stieg auf 7,1 Prozent. Vor einem Monat betrug sie 7,0 Prozent, vor einem Jahr 7,7 Prozent. Auch in den anderen Nord-Ländern registrierten die Regionaldirektionen der Bundesagentur im Februar leichte Anstiege.

In Bremen blieb die Zahl der Arbeitslosen im Februar mit 37.305 nahezu konstant. Im Vergleich zum Vormonat waren 125 mehr Menschen arbeitslos gemeldet, ein minimaler Anstieg von 0,3 Prozent, aber 4,9 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 11,6 Prozent nach 12,1 Prozent vor einem Jahr. Im Vormonat betrug sie 11,5 Prozent.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen, Klaus Stietenroth, begründete den leichten Anstieg mit dem starken Frost Anfang des Monats. Dadurch hätten viele Arbeiten im Freien noch nicht wieder aufgenommen werden können. Zudem meldeten sich Absolventen von dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen arbeitslos, die von ihrem Betrieb nicht übernommen wurden.

Durch die bevorstehende Frühjahrsbelebung werde sich beides aber schnell ändern, da der Personalbedarf im Februar bereits deutlich gestiegen sei, sagte Stietenroth. So wurden 18.083 offene Stellen neu gemeldet, ein Anstieg im Vergleich zum Vormonat um 31,1 Prozent. Insgesamt gab es in Niedersachsen 47.481 offene Stellen, 16,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auch in Bremen stieg die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat deutlich um 36,2 Prozent. Insgesamt waren im Februar 4.759 Stellen zu besetzen.

In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls frostresistent gezeigt. Trotz der Eiseskälte in der ersten Februarhälfte stieg die Zahl der Erwerbslosen im Vergleich zum Januar nur um 600 auf 120.400. Im Februar 2010 gab es noch 7200 Arbeitslose mehr, wie die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Kiel mitteilte. Die jetzige Arbeitslosenzahl sei der niedrigste Wert in einem Februar seit 1991. Die Erwerbslosenquote liegt aktuell bei 14,1 Prozent nach 14 Prozent im Januar. Vor einem Jahr betrug sie 14,8 Prozent. Mit einem Rückgang der Erwerbslosenzahl im Nordosten wird mit Beginn des Frühjahrs im März gerechnet.

Insgesamt war die Zahl der Erwerbstätigen nach den jüngsten Daten vom Januar binnen Jahresfrist deutschlandweit um 611.000 auf 41,09 Millionen gestiegen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Dezember bei 28,75 Millionen, was einem Zuwachs von 718.000 im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Diese regulären Stellen entstanden laut BA in allen Bundesländern und in den meisten Branchen, vor allem dem verarbeitenden Gewerbe, den wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Im Februar wurden rund 473.000 Mitarbeiter gesucht, das sind 56.000 mehr als im Vorjahr. Besonders gefragt sind nach BA-Informationen derzeit Fachleute für Mechatronik, Elektro, Metall, Maschinen- und Fahrzeugbau, Logistik sowie Gesundheit.

Dass der Anstieg der Arbeitslosenzahl in erster Linie dem Wetter geschuldet ist, zeigt auch der saisonbereinigte Wert: Er lag im Februar unverändert bei 2,866 Millionen. Dabei gab es allerdings regionale Unterschiede: Im Westen nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl im Vergleich zum Vormonat um 7000 zu, im Osten hingegen um 7000 ab. (dpa/abendblatt.de)