Abendblatt-Tabelle: 200 Unternehmen befragt zu Aussichten im neuen Jahr. Beste Perspektiven für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeheimen.
Hamburg. Gute Nachricht für Hamburg: Nach einer Umfrage des Abendblatts bei den 200 größten Arbeitgebern der Stadt will im kommenden Jahr fast jedes zweite Unternehmen (42,5 Prozent) neue Jobs schaffen. 38 Prozent planen, ihren Personalbestand zumindest konstant zu halten, lediglich sieben Prozent müssen Arbeitsplätze abbauen. Keine konkreten Angaben zu ihren Plänen für 2012 machten bei der Umfrage 12,5 Prozent.
Zum Jobmotor werden in Hamburg Krankenhäuser und Pflegeheime. Hier arbeiten mittlerweile fast 50 000 Mensachen allein in den Einrichtungen, die unter den Top-200-Unternehmen auftauchen. In diesem Jahr entstanden hier gut 2600 Stellen. Zudem sind die Asklepios-Kliniken (11 283 Arbeitsplätze), die sieben große Krankenhäuser sowie Tageskliniken und medizinische Versorgungszentren in der Stadt unterhalten, bereits auf Platz zwei der größten Hamburger Arbeitgeber vorgerückt. Sie liegen nur noch knapp hinter dem Flugzeugbauer Airbus, der im Werk Finkenwerder auf 12 000 Vollzeitbeschäftigte kommt. Allein im nächsten Jahr will Asklepios weitere 120 Stellen in Hamburg schaffen. Und der Pflegeheimbetreiber Pflegen & Wohnen plant ebenfalls 100 neue Jobs.
+++ Interview mit Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock: Gute Chancen auf neue Jobs - auch 2012 +++
Überdurchschnittlich viele Stellen sollen auch im Handel, in der Logistik und der Telekommunikation entstehen. Eher mäßige Jobaussichten gibt es bei den Banken und Medienunternehmen in der Stadt. Zudem dürften viele Beschäftigte der Hamburger Werft Sietas um ihren Arbeitsplatz bangen. Sie hatte im November Insolvenzantrag gestellt.
+++ Gute Auftragslage beflügelte 2011 Jobaufschwung +++
"Es ist insgesamt erfreulich, dass die Beschäftigung trotz der für 2012 erwarteten schwächeren Konjunktur auch in kommenden Jahr stabil bleiben oder sogar leicht steigen wird", sagte Günther Klemm, Chefvolkswirt der Handelskammer, dem Abendblatt. Die Unternehmen wollten sich so ihre Fachkräfte sichern, die künftig immer knapper würden. Für die Hansestadt rechnet die Handelskammer 2012 allerdings nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent - nach mehr als 2,5 Prozent in diesem Jahr. "Dies liegt aber immer noch über dem für Deutschland erwarteten Plus von 0,8 bis 0,9 Prozent", sagte Klemm.
Im zu Ende gehenden Jahr zeigte sich der Hamburger Arbeitsmarkt in exzellenter Verfassung. Zwischen Januar und November ging die Zahl der Arbeitslosen um knapp 10 000 auf 66 774 zurück. Auch für das kommende Jahr rechnet die Hamburger Arbeitsagentur mit einer positiven Entwicklung. "Trotz des erwarteten schwächeren Wirtschaftswachstums und weniger Fördermitteln gehen wir davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen nicht steigen wird", sagte der Chef der Agentur in Hamburg, Sönke Fock, im Abendblatt-Interview. Durchschnittlich waren in diesem Jahr 72 400 Menschen in der Hansestadt ohne Job. "Wir werden 2012 ein ähnliches oder noch leicht besseres Ergebnis haben", sagte Fock.
Zugleich verwies er auf den aktuellen Fachkräftemangel in der Stadt. Seit die Bürger in insgesamt 25 EU-Staaten ihren Arbeitsplatz in der Gemeinschaft frei wählen könnten, kämen zwar mehr Spezialisten nach Hamburg. Aber ihre Zahl sei eher gering. "Über Ausländer werden wir das Fachkräfteproblem nicht lösen", so Fock. Die Unternehmen müssten mehr auf ihre ältere Belegschaft setzen und in die Ausbildung investieren. Hier seien in den Betrieben schon Fortschritte erkennbar.
Für die Arbeitsagentur haben laut Fock im kommenden Jahr die Qualifizierung Un- und Angelernter, die Weiterbildung von Fachkräften, die Förderung der Ausbildung junger Leute und die Einrichtung einer Jugendberufsagentur Vorrang.