Der gigantische Rettungsschirm scheint zu wirken. Der Dax und der Euro-Kurs legen deutlich zu. Vor allem Bankaktien profitieren.
Frankfurt/New York. Der gigantische Rettungsschirm für die Eurozone lässt den deutschen Aktienmarkt aufatmen. Der Dax verbuchte die deutlichsten Kursgewinne seit April 2009 und stieg bis Montagnachmittag um 4,46 Prozent auf 5970 Punkte. Zwischenzeitlich hatte der Leitindex sogar kurz über die Marke von 6000 Punkten geschaut. Europaweit war die Erholung zum Teil noch deutlicher: Der EuroStoxx 50 stieg um 8,74 Prozent auf 2719 Punkte, der Pariser CAC- 40 gewann 8,11 Prozent hinzu und in London kletterte der FTSE-100- Index um 4,46 Prozent. In New York legte der Dow Jones zum Start gleich um 400 Punkte zu. Der Euro fiel am frühen Nachmittag auf 1,2930 Dollar zurück, kostete damit aber immer noch rund drei US-Cent mehr als zum New Yorker Freitagsschluss.
Die EU hatte am Wochenende gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds ein beispielloses Paket von 750 Milliarden Euro geschnürt. „Ein eindeutigerer Schritt ist kaum vorstellbar. Es war die richtige Maßnahme zur richtigen Zeit, die vielen Spekulanten den Wind aus den Segeln genommen und eine blutige Nase beschert hat“, kommentierte Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory die jüngste Entwicklung. Doch die Regierungen hätten sich damit nur Zeit erkauft und müssten nun ihre Hausaufgaben machen, um ihre Haushaltslage in den Griff zu bekommen, ergänzte der Experte.
Finanztitel legten europaweit am stärksten zu: Gepaart mit der Ankündigung, dass die europäischen Notenbanken nun doch Anleihen hochverschuldeter Staaten ankaufen wollen, katapultierte das Hilfspaket die Aktien der Deutschen Bank um 11,90 Prozent auf 51,25 Euro nach oben. Die Aktien der Commerzbank, der Postbank und der Allianz gehörten ebenfalls zu den Favoriten
„Diese Maßnahmen verändern kurz- und mittelfristig die Spielregeln“, betonte Dariusz Kowalczyk, Chef-Investmentstratege beim Vermögensberater SJS Markets. Mit rund 750 Milliarden Euro sei das Volumen des Rettungspaktes groß genug, um kurzfristig die Spekulationen auf eine Pleite Griechenlands zu beenden. Citigroup-Volkswirt Jürgen Michels urteilte ähnlich: „Das Paket signalisiert, die europäischen Entscheidungsträger – die Deutschen eingeschlossen – haben realisiert, dass die Stabilität der Währungsunion gefährdet ist. Im Gegensatz zu den vorherigen Maßnahmen in der Staatsschuldenkrise sind diese Maßnahmen mutig und umfangreich.“
Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer kritisierte jedoch, durch die Entscheidung der EU habe sich die Euro-Zone von einer Währungsunion zu einer Transferunion gewandelt. Ähnlich urteilte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research: „Dies ist der Beginn einer 'Umverteilung-von-Einkommen'-Gesellschaft, welche erfolgreiche Volkswirtschaften der Region schwächt und die Volkswirtschaften stützt, die nicht in einer Position sind, die Konsequenzen aus dem Beitritt zur Europäischen Währungsunion zu tragen. Das wird das Wachstum in der gesamten Region auf längere Sicht schwächen.“
Auch an den Rentenmärkten entspannte sich die Lage. Die von Anlegern geforderten Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen halbierten sich. Die Spreads für portugiesische und spanische gingen ebenfalls deutlich zurück. Im Gegenzug rutschte der Bund-Future um bis zu 203 Ticks auf 124,94 Punkte ab. Dies ist der größte Kursrutsch seit einem dreiviertel Jahr.
Die Wahrscheinlichkeit einer Staatspleite Griechenlands ist aus Sicht der Anleger stark gesunken. Die Kosten für eine Versicherung eines zehn Millionen Euro schweren Kredites an das Land gingen um knapp die Hälfte auf 578.500 Euro zurück. An den Rohstoffmärkten zeigte sich eine gestiegene Risikobereitschaft der Anleger. Das als sicherer Anlagehafen geltende Gold verbilligte sich um zwei Prozent auf 1184,85 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).