Ist das gigantische Hilfspaket der EU schon verpufft? Der deutsche Leitindex Dax eröffnete im Minus. Anleger sind misstrauisch.
Frankfurt. Nach dem Kursfeuerwerk zum Wochenauftakt hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag im Einklang mit dem Euro und Vorgaben aus Übersee zunächst den Rückwärtsgang eingelegt. Der Leitindex Dax fiel um 0,92 Prozent auf 5962 Punkte. Während es für den TecDax ebenfalls um 0,42 Prozent auf 777 Punkte abwärts ging, konnte aber zumindest der MDax nach anfänglichen Verlusten mit 0,18 Prozent auf 8185 Punkte in die Gewinnzone drehen.
Die Erleichterung nach dem Rettungsschirm für die schwächelnden Länder der Eurozone scheint schon wieder verflogen zu sein, nachdem sich Bundesbank-Präsident Axel Weber kritisch zu den Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank äußerte. Auch einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des in Düsseldorf erscheinenden „Handelsblatts“ zufolge misstraut die große Mehrheit der professionellen und privaten Anleger dem 750 Milliarden Euro teuren Auffangschirm für finanziell in Bedrängnis geratene EU-Staaten. Lediglich 11 Prozent der 3.100 befragten Investoren sehen darin eine tragfähige Lösung.
Hingegen wittern 38 Prozent nur eine kurzfristige Beruhigung der Märkte. Weitere 50 Prozent rechnen dem Bericht zufolge damit, dass sich die Verschuldungskrise und die Spekulation gegen den Euro sowie einzelne klamme Länder mittelfristig fortsetzen wird. Die EU-Finanzminister hatten sich in der Nacht zu Montag in einer Blitzaktion auf den gigantischen Schutzschirm geeinigt. Insgesamt stehen 750 Milliarden Euro bereit, davon kommen 440 Milliarden Euro an Kreditgarantien aus der Euro-Zone und 60 Milliarden Euro aus einem EU-Budget für Notfälle. Der Internationale Währungsfonds (IWF) steuert 250 Milliarden Euro bei.
Griechenland will bereits am heutigen Dienstag eine erste Tranche aus dem Hilfspaket beantragen. Athen bittet um zunächst 20 Milliarden Euro, wie aus dem Finanzministerium in Athen verlautete. Die Auszahlung müsse „sofort erfolgen, vielleicht schon innerhalb des Tages“, hieß es. EU und IWF hatten Athen Kredite von bis zu 45 Milliarden Euro allein für dieses Jahr zugesagt, innerhalb von drei Jahren sollen bis zu 110 Milliarden Euro fließen können. Bei der ersten Auszahlung sollen laut Athen 14,5 Milliarden Euro von den Euro-Staaten kommen, 5,5 Milliarden Euro vom IWF.