Der Attentäter von Norwegen, Anders Behring Breivik, wird bei der ersten öffentlichen Anhörung nun doch vor dem Gericht erscheinen.

Oslo. Knapp vier Monate nach den Attentaten soll der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik erstmals in einer öffentlichen Anhörung vor Gericht erscheinen. Dagegen werde der 32-jährige Rechtsradikale und Islamhasser bei seinem nächsten Gerichtstermin über die Verlängerung seiner Untersuchungshaft an diesem Montag nicht wie zunächst angeordnet per Video zugeschaltet. Das entschied das Oberste Gericht am Freitag in Oslo und kippte damit zwei frühere Urteile. Wegen des immensen Sicherheitsaufwands hatte die Polizei gefordert, Breivik per Video aus dem Gefängnis zuzuschalten.

Die Anhörung soll – anders als bisherige Termine – erstmals öffentlich stattfinden. Der Täter hatte dies nach Angaben seines Anwalts ausdrücklich gewünscht. Vertreter der Opferfamilien befürchten, dass Breivik damit die von ihm ersehnte Aufmerksamkeit bekomme. Es wird erwartet, dass Überlebende und Journalisten die Anhörung im Gerichtssaal sowie auf Bildschirmen im Gerichtsgebäude verfolgen. Beobachter erwarteten großen Andrang. Der Prozessbeginn ist erst für den 10. April 2012 geplant. In Oslo trat der nach den Attentaten in die Kritik geratene Justizminister Knut Storberget zurück.

Breivik hatte zugegeben, am 22. Juli 69 Teilnehmer eines Jugendlagers auf der Insel Utøya erschossen und zuvor eine Autobombe im Osloer Regierungsviertel platzierte zu haben. Insgesamt 77 Menschen starben.

Breivik sei für die Anhörung und ein mögliches Aufeinandertreffen mit Überlebenden „geistig vorbereitet“, sagte sein Anwalt Geir Lippestad in der Online-Ausgabe der Zeitung „VG“. Kritik kam von Anwältin Mette Yvonne Larsen, die einige der Opfer vertritt. Breivik bekomme durch seinen persönlichen Auftritt „die Aufmerksamkeit, die er lange begehrt hatte“, sagte sie der Nachrichtenagentur NTB.

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Die Polizei hatte am Freitag 900 Schuss Munition auf Utøya gefunden. Wie „VG“ weiter berichtete, befand sich diese größtenteils in einem Behälter, den der Attentäter auf die Insel gebracht haben soll. Schon zuvor hatten Beamte berichtet, 186 Patronenhülsen und „jede Menge Munition“ auf der Insel entdeckt zu haben. Diese gehörten zu den beiden Waffen, die der Täter bei dem Massaker verwendet hatte, wie die Polizei nach einer Untersuchung mitgeteilt hatte.

Derweil trat Norwegens Justizminister Storberget aus privaten Gründen zurück. Storberget stand zuletzt wegen der Reaktion der Polizei auf die beiden Attentate unter Druck. Kritisiert wurde, dass bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte auf Utøya zu viel Zeit vergangen sei. Die bisherige Verteidigungsministerin Grete Faremo werde sein Amt übernehmen, erklärte Ministerpräsident Jens Stoltenberg. (abendblatt.de/dpa)