Das Handy des Attentäters wird geprüft, seine Mutter vernommen. Ein Twitter-Account auf Anders Behring Breiviks Namen ist offenbar gehackt worden.
Oslo. Im Zuge der Ermittlungen nach den Anschlägen in Norwegen untersuchen die Ermittler den Computer und das Mobiltelefon des geständigen Täters Anders Behring Breivik. Zwar gingen die Ermittler davon aus, dass es sich bei Breivik um einen Einzeltäter handele, dennoch werde in den Verbindungsdaten nach Hinweisen auf Kontakte zu weiteren Rechtsextremisten gesucht, sagte Polizeianwalt Paal-Fredrik Hjort Kraby am Montag. Die norwegischen Ermittler hätten zudem mit der Mutter von Breivik gesprochen. Auch andere Staaten würden Amtshilfe leisten. So werde Breiviks Schwester von den Behörden in Los Angeles vernommen, sagte Kraby der Nachrichtenagentur AP.
Unterdessen hat der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg die politischen Führer des Landes zu Zurückhaltung in ihren Äußerungen aufgefordert. Ohne sich gegen jemanden bestimmten zu richten, schien Stoltenberg bei seiner Rede im Parlament auf die zuweilen scharfen Debatten über Einwanderungsfragen einzugehen. Die Anschläge vom 22. Juli gäben Anlass darüber nachzudenken, „was wir gedacht, gesagt und geschrieben haben“. Der Ministerpräsident fügte hinzu: „Das gilt für Politiker, für Redakteure, in der Kantine und im Internet.“
Parlamentspräsident Dag Terje Andersen verlas bei der Gedenkfeier die Namen der Opfer der Anschläge. Abgeordnete, Minister, König Harald von Norwegen und Kronprinz Haakon legten eine Schweigeminute ein. Stoltenberg erklärte den 21. August zum nationalen Gedenktag für die Anschlagsopfer. „Wir alle müssen aus dieser Tragödie lernen“, sagte Stoltenberg. „Wir versprechen, den Geist des 22. Julis zu erhalten, wenn wir unsere politische Arbeit wieder aufnehmen.“ Die norwegischen Parteien hatten sich kürzlich darauf verständigt, den Wahlkampfauftakt für die Kommunalwahlen im September bis Mitte August zu verschieben.
Der geständige Täter Anders Behring Breivik hatte gesagt, seine Anschläge seien der Versuch einer kulturellen Revolution, um Europa von Muslimen zu säubern und jene Politiker zu bestrafen, die dem Multikulturalismus anhingen. Die norwegische Fortschrittspartei, die sich immer wieder gegen Einwanderung ausgesprochen hatte, bestätigte, dass Breivik einst Mitglied der Partei war. Die Fortschrittspartei verurteilte die Anschläge jedoch scharf und äußerte Sympathie für die sozialdemokratische Arbeiterpartei, deren Jugendlager auf der Insel Utöya das Ziel eines der Anschläge war.
In seinem Manifest hatte Breivik geschrieben, er habe die Fortschrittspartei verlassen, weil sie zu moderat sei und er nicht mehr daran glaube, das die Einwanderung von Muslimen auf demokratischem Wege gestoppt werden könne.
Ein Twitter-Account auf den Namen des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik ist offenbar gehackt worden. Der Blog sei übernommen worden und werde in Kürze gelöscht, hieß es in zwei Einträgen. „Wir wollen, dass Anders vergessen wird. Begriffe wie ,Ungeheuer’ oder ,Irrer’ gehen auch nicht. Die Medien sollten ihn als erbärmlich bezeichnen, ein Nichts.“ Der bis dahin einzige Eintrag vom 17. Juli bestand aus einem ungenauen Zitat des Philosophen John Stuart Mill: „Ein Mensch mit einer Überzeugung ist so stark wie 100.000, die bloß Interessen haben.“ (dapd/abendblatt.de)