Attentäter von Norwegen plante Anschlag auf Osloer Schloss und dem Hauptquartier der norwegischen Sozialdemokraten.

Oslo. Knapp eine Woche nach den Bombenanschlägen auf das Regierungszentrum in Oslo und der Insel Utøya, bei denen 77 Menschen getötet wurden, kommt heraus, dass der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik weitere Anschläge geplant hatte. Ziel der weiteren Angriffe mit Bomben hätten das Osloer Schloss und das Hauptquartier der norwegischen Sozialdemokraten sein sollen, wie die Zeitung "VG“ in Oslo am Sonnabend unter Berufung auf Polizeikreise berichtet.

In dem Bericht hieß es weiter, dass der Massenmörder die noch weitergehenden Terrorpläne wegen "logistischer Probleme“ nicht hatte verwirklichen können.

Wie eiskalt und emotionslos Breivik scheinbar ist, wird in dem Bericht ebenfalls deutlich, denn sein Anwalt Geir Lippestad berichtete in "VG“, dass die Polizei dem 32-Jährigen bei einem Verhör am Freitag erstmals die Zahl seiner Opfer mitgeteilt hatten. "Ich habe keine Reaktion feststellen können. Ich konnte weder ein Lächeln noch Anzeichen für Enttäuschung bemerken,“ sagte der Verteidiger.

Breivik hatte am Freitag letzter Woche erst eine Bombe im Osloer Regierungsviertel detonieren lassen, die acht Menschen das Leben kostete. Danach tötete er 69 Teilnehmer eines Jugendlagers der norwegischen Sozialdemokraten auf der Insel Utøya. Als Motiv für sein Handeln hatte der fanatische Islamhasser angegeben, dass er Norwegens regierende Sozialdemokraten "so hart wie möglich“ treffen wollte.

Egil Pedersen, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF, berichtete am Sonnabend ebenfalls in "VG“ über seine Flucht vor dem Massaker auf einer kleinen Fähre. Pedersen sagte, er und andere auf der Insel hätten wegen der kurz vorher gekommenen Berichte von der Zerstörung des Osloer Regierungsviertels an eine putschartige "Machtübernahme“ in Norwegen geglaubt, an der auch die Polizei und das Militär beteiligt gewesen seien.

Wesentlich zu diesem Bild habe beigetragen, dass der Attentäter Breivik als Polizist verkleidet auf die kleine Fjordinsel gekommen war. "Ich hatte Angst, dass das Teil eines ausgeklügelten Plans war und ich niemandem mehr vertrauen konnte“, sagte Pedersen. Das Massaker auf Utøya dauerte eine Stunde, ehe die Polizei eintraf. (abendblatt.de/dpa)