Im Inzestfall aus Willmersbach ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Vater des mutmaßlichen Opfers. Im Dorf hat man schon so etwas geahnt.
Nürnberg. Nach Bekanntwerden des Inzestfalls im fränkischen Willmersbach hat der Opferschutzverein Weißer Ring zu mehr Zivilcourage beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch aufgerufen.„Jeder ahnt etwas, aber traut sich nicht, das anzusprechen. Das ist fatal“, sagte Sprecher Helmut K. Rüster am Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft geht nach ihren Ermittlungen davon aus, dass der heute 69 Jahre alte Vater seine Tochter mehr als drei Jahrzehnte lang sexuell missbraucht hatte. Zudem soll er drei Kinder mit ihr gezeugt haben. Erst durch eine Bewährungshelferin, die der Frau wegen einer Straftat zur Seite gestellt wurde, kam der Fall ans Licht.
Allerdings ahnten viele Menschen aus dem Ort etwas. Bürgermeister Jürgen Mönius aus dem benachbarten Gerhardshofen, zu dem Willmersbach gehört, bestätigte Getuschel über die Familie. Aber keiner habe einen konkreten Verdacht geäußert.
Wenn jemand einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch in einer Familie hege, solle er „Öffentlichkeit herstellen, mit anderen Leuten darüber sprechen - und nicht glauben, irgendjemand wird sich schon darum kümmern“, appellierte Rüster vom Weißen Ring. Auch vor dem Weg zur Polizei solle man keine Scheu haben.
+++ Willmersbacher Inzestfall: Keine Ermittlungen gegen Onkel +++
Der Anwalt des Verdächtigen hatte am Mittwoch in dessen Namen erklärt, der Geschlechtsverkehr zwischen Vater und Tochter sei einvernehmlich gewesen. Zudem habe die Frau noch ein Kind von ihrem Onkel bekommen. Bei den Ermittlungen spielte dies jedoch keine Rolle, sagte dazu Antje Gabriels-Gosolke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Es gebe keine Hinweise darauf, dass es bei der Zeugung dieses Kindes zu einer Straftat gekommen sei.