Der Mann soll im österreichischen Braunau seine Töchter mehr als 40 Jahre missbraucht haben. Grausame Hintergründe werden langsam bekannt.
Wien/Braunau. In Österreich herrscht nach Bekanntwerden eines mutmaßlichen Inzest-Falls Entsetzen: Mehr als 40 Jahre lang soll ein heute 80-Jähriger seine beiden Töchter in St. Peter am Hart bei Braunau misshandelt und regelmäßig vergewaltigt haben. Staatsanwalt Alois Ebner sagte der Nachrichtenagentur APA am Freitag, nach bisherigen Erkenntnissen habe der Mann mit seinen Töchtern keine Kinder gezeugt. Der Mann hatte die Frauen, die als geistig behindert beschrieben werden, den Vorwürfen zufolge bedroht und sie von der Umwelt abgeschirmt. Die Frauen sind heute 45 und 53 Jahre alt.
Dass die Frauen nicht die Flucht ergriffen hatten, obwohl sie faktisch nicht eingesperrt waren, sei erklärbar, sagte Psychiaterin Adelheid Kastner im österreichischen Rundfunk ORF: „Das Gefängnis dürfte im Kopf gewesen sein.“ Der Vater habe offenbar mit Drohungen so große manipulative Macht ausgeübt, dass die Schwestern keinen Ausbruch wagten. „Wenn man zum einen bedroht wird und zum anderen sich selbst nicht die Kompetenz zutraut, draußen in der Welt zurecht zu kommen, dann kann dieses manipulative Einsperren sehr effizient sein“, erklärte sie in einem Fernsehinterview.
Der Fall war durch Zufall im Mai herausgekommen. Laut Polizei hatte eine der Schwestern bei einem Vergewaltigungsversuch den Vater zurückgestoßen, der offenbar bewegungsunfähig liegen blieb. Erst zwei Tage später fand eine Sozialarbeiterin den Mann. In Vernehmungen hätten die Frauen erst Wochen nach dem Vorfall von den Übergriffen berichtet, gab die Polizei bekannt. Sie seien „offenbar erleichtert, dass sie von der Last befreit sind“, sagte Bezirkspolizeikommandant Martin Pumberger.
Der 80-Jährige wurde am Donnerstag in ein Gefängnis in Ried in Innkreis gebracht.