Der norwegische Attentäter wollte sich schon ergeben, als er auf Utøya um sich schoss. Doch ein überlastetes Mobilfunknetz stimmte ihn um.
Oslo. Der Anwalt des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik hat Zugang zu den Aufzeichnungen der Telefonate gefordert, die der 32-Jährige während des Massakers mit der Notrufzentrale geführt haben soll. Es gebe einige Unklarheiten über den Inhalt dieser Gespräche, sagte der Jurist Geir Lippestad der Zeitung "Aftenposten“ (Dienstag).
Der Anwalt hatte vergangene Woche erklärt, Breivik habe nach eigener Aussage zehnmal bei der Polizei angerufen, als er am 22. Juli auf der Ferieninsel Utøya 69 Teilnehmer eines Jugendlagers erschoss. Er habe sich ergeben wollen, sei aber nur zweimal durchgekommen, weil das Mobilfunknetz überlastet gewesen sei.
Die Zeitung "VG“ berichtete, der rechtsradikale Islamhasser habe 28 Minuten vor seiner Festnahme angeboten, sich zu ergeben. Da er keine angemessene Antwort erhalten habe, habe er weitergeschossen, sagte Rechtsanwalt Lippestad. So habe es Breivik im Polizeiverhör geschildert. "Er sagte, er habe das Gefühl gehabt, genug Menschen getötet zu haben, um zu erreichen, dass sein Manifest von den Medien verbreitet werde.“
Auch der Anwalt eines Überlebenden verlangte Zugriff auf die Aufzeichnungen der Telefonate, um Klarheit über den Ablauf des Polizeieinsatzes zu bekommen. „Mehrere Hinterbliebene hatten noch mit Jugendlichen gesprochen, die dann auf Utøya getötet wurden. Sie können nicht warten, bis eine Untersuchungskommission in einem Jahr ihre Ergebnisse vorlegt“, sagte der Jurist Sigurd Klomsaet.
Vor dem Blutbad auf Utøya hatte Breivik im Zentrum von Oslo eine Autobombe zur Explosion gebracht, die acht Menschen tötete. Bei dem Doppelanschlag vom 22. Juli gab es somit insgesamt 77 Tote. Am Wochenende war Breivik von der Polizei zurück nach Utøya gebracht worden. In Hand- und Fußfesseln sollte der Attentäter für Ermittlungen seine Todesschüsse nachstellen. (dpa)