Die Reinigungsarbeiten des radioaktiven Wassers aus dem Akw Fukushima sind wegen eines starken Anstiegs der Strahlung gestoppt worden.
Tokio. Erneut erleiden die Arbeiten an dem Atomkraftwerk Fukushima, das nach dem schweren Erdbeben und Tsunami in Japan zerstört wurde, einen neuen Rückschlag. Nach einem starken Anstieg der Strahlung ist die Reinigung des radioaktiven Wassers nach wenigen Stunden gestoppt worden. Dies teilte der Kernkraftwekrsbetreiber Tepco mit. Wie ein Sprecher sagte, sei der Grund für die erhöhte Radioaktivität bisher unklar. Der Sprecher des Unternehmens sagte aber weiter, dass das Verfahren bereits innerhalb einer Woche wieder aufgenommen werden könne. Das Wasser soll dekontaminiert werden, um es danach wieder für die Kühlung der Brennstäbe in dem havarierten Reaktor einzusetzen.
Allerdings betonte der Sprecher auch: "Wenn wir die Prozedur nicht innerhalb einer Woche wieder in Gang bringen können, werden wir Probleme bekommen, das kontaminierte Wasser unterzubringen.“ Denn in dem havarierten Meiler befinden sich gegenwärtig rund 110.000 Tonnen hochverseuchtes Wasser – genug, um 40 Sportschwimmbecken zu füllen. Das Problem: Der Platz geht langsam zur Neige. Tepco muss weiterhin zur Kühlung der beschädigten Reaktorblöcke große Mengen Wasser einleiten. Anfang April hatte Tepco rund 10.000 Tonnen ins Meer abgelassen. Dies führte zu Kritik der Nachbarländer China und Südkorea.
Der Reaktor war bei dem schweren Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami am 11. Mai beschädigt werden. Die Reinigung des Wassers ist einer von vielen Schritten bei dem Versuch, das Kraftwerk zu stabilisieren. Tepco will Fukushima bis Januar komplett stillgelegt haben. Diesen Zeitplan bezeichnen Kritiker jedoch als zu ehrgeizig.
von Hideyuki Sano
AKW Fukushima: Wasser soll dekontaminiert werden
Die Dekontaminierung der Brühe in der Atomruine Fukushima gilt als wichtiger Etappenschritt zur Bewältigung der Katastrophe. Dabei geht es um das Problem des verstrahlten Wassers. Eine Anlage zur Dekontaminierung war am Freitag gestartet. Bei einem Testdurchlauf mit schwach verseuchtem Wasser sei erfolgreich der Cäsium-Gehalt auf das gewünschte Niveau reduziert worden, gab die japanische Atomaufsicht bekannt.
Unterdessen brachte die Regierung in Tokio ein Gesetz auf den Weg, das bei der Entschädigung der Opfer der Katastrophe helfen soll. Das Gesetz sieht nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo die Schaffung eines Fonds vor, der Tepco bei den horrenden Entschädigungszahlungen unterstützt. Das Atomkraftwerk in Fukushima war durch ein Erdbeben und einen Tsunami am 11. März stark beschädigt worden. Zahlreiche Menschen in der Region mussten ihre Häuser verlassen, auch viele Bauern verloren ihr Einkommen.
In den Fonds sollen neben der Regierung auch andere Energieversorger Geld einzahlen. Tepco kündigte an, mit Hilfe des Fonds Entschädigungen „fair und prompt“ zu zahlen. Der Konzern hoffe, dass das Gesetz dafür möglichst schnell beschlossen werde.
Nach Einschätzung von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) gibt es auf japanischer Seite Interesse an deutschem Wissen über erneuerbare Energien. Zwar halte Japan an der Atomenergie fest, sei aber an Deutschlands Erfahrungen mit der Energiewende interessiert, sagte Kauder am Dienstag bei einem Besuch in der vom Erdbeben und Tsunami stark betroffenen Stadt Sendai.
„Die Provinzregierung setzt dabei besonders auf die Sonnenenergie und wirbt um Engagement aus Deutschland“, sagte Kauder. Er ist der erste deutsche Politiker in Japan, der eine vom Tsunami betroffene Region besuchte. Bei seinen Gesprächen sei ihm versichert worden, dass trotz des Reaktorunfalls japanische Lebensmittel nicht belastet seien. „Ich habe deutlich gemacht, dass in der Frage der Strahlenbelastung volle Transparenz herrschen muss“, sagte Kauder.
Der CDU-Politiker besuchte in Sendai auch eine Notunterkunft. Er zeigte sich „beeindruckt, was alles gemacht wird, um die Menschen, die ihre Häuser verloren haben, unterzubringen“. Ihm sei bei seinem Besuch erklärt worden, dass der Wiederaufbau noch fünf bis zehn Jahre dauern werde. „Das ist eine gewaltige Herausforderung.“
Nach Angaben seiner japanischen Gesprächspartner werde es noch bis zum Frühjahr nächsten Jahres dauern, bis sich die Lage im AKW Fukushima Eins stabilisiert habe.
Derweil testen Arbeiter in dem AKW weiter die neue Anlage, mit der verseuchtes Wasser dekontaminiert werden soll. Ursprünglich hatte Tepco das System schon früher einsetzen wollen. Es seien jedoch unter anderem Wasserlecks aufgetreten, die abgedichtet werden mussten, so Tepco. Mit der neuen Anlage sollen die großen Mengen hochgradig verseuchten Wassers gereinigt werden, die in der stark zerstörten Atomanlage zur Kühlung der Reaktoren schwappen.
Rund 34.000 Kinder in der Umgebung der Atomruine sollen Geigerzähler erhalten. Die Stadt Fukushima werde die Geräte ab September für drei Monate an alle Kinder in Kindergärten und Schulen vergeben, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Damit sollen die Mädchen und Jungen selbst die radioaktive Belastung messen können.
Die Stadt, die etwa 60 Kilometer von der Atomruine entfernt liegt, misst die Belastung den Angaben zufolge zwar täglich. Dennoch seien Eltern weiter besorgt. „Wir hoffen, dass wir mit dem Verteilen der Geigerzähler die Eltern beruhigen können“, sagte ein Beamter. (abendblatt.de/dpa)