Die Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters ist gescheitert. Für die sowieso schon gebeutelte Stadt bleiben die Zeiten schwierig.
Duisburg. Am Unglückstunnel wurde Adolf Sauerland von Bürgern attackiert, der Trauerfeier nach der Loveparade blieb er vorsichtshalber fern, und sogar Bundespräsident Christian Wulff (CDU) forderte wenig verblümt seinen Rücktritt. Duisburgs CDU-Oberbürgermeister, der vor der Katastrophe als volksnah und durchaus erfolgreich galt, steht seit Wochen bundesweit vor einer erdrückenden Front von Gegnern . Im eigenen Rat kam am Montag die nötige Zweidrittelmehrheit für eine Abwahl aber nicht zustande – und Sauerland will die tiefe Krise seiner Stadt offenbar komplett aussitzen. „Damit bleibe ich Oberbürgermeister der Stadt Duisburg“, ließ er nach der Abstimmung in einem lakonischen Siebenzeiler mitteilen. Selbst mitstimmen durfte er bei der kurzen Sitzung im historischen Ratssaal nicht. Bei der Technoparty wurden vor rund sieben Wochen 21 Menschen zu Tode gequetscht.
Seine CDU und die Sauerland-Gegner votierten jeweils geschlossen mit ihrem Lager und sparten in den Interviews der zahlreichen Fernsehteams nicht mit polemischen Attacken gegen die andere Seite. In der Industriestadt, die mit Überschuldung, hohem Ausländeranteil und weit überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit wirklich genug Probleme hat, spaltet die starre Haltung des Oberbürgermeisters - dabei soll er doch kraft seines Amtes versöhnen.
„Die rot-rot-grüne Mehrheit im Rat kloppt jetzt alles vom OB an die Wand“, prognostizierte ein erfahrener Kommunalpolitiker. SPD-Ratsmitglied Jürgen Brandt sagte es etwas vornehmer: Der Rat werde die Politik von Sauerland künftig noch kritischer unter die Lupe nehmen. Auf die Unterstützung der Landespolitik kann Sauerland sich auch kaum mehr verlassen – in Düsseldorf regiert Rot-Grün. In der Stahl- und Hafenstadt droht eine politische Blockade – und das für lange Zeit: Sauerlands Amtszeit geht noch bis 2015. „Ein Desaster für uns“, sagte ein Mitarbeiter der Stadt.
Auf welchen Tiefpunkt Sauerlands Ansehen gesunken ist, war am Vorabend der Abstimmung bei einem Klassikkonzert im Rahmen der Kulturhauptstadt in Duisburg zu sehen. Sauerland, der Gastgeber, saß gegen jede Regel des Protokolls weit weg von Bundespräsident Wulff und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Auf dem Weg zur Konzerthalle im Regen gab es für ihn keinen Platz unter dem Regenschirm der Prominenten. Er musste mit erstarrter Miene nebenher laufen.
Ob das „Polit-Mobbing“ sachlich gerechtfertigt ist oder Sauerland auch als Sündenbock herhalten muss, ist weiter offen. Die Rekonstruktion der Katastrophe ist eine Mammutaufgabe für die Staatsanwaltschaft. Aber auch ein schlechter Ruf kann einen OB weitgehend arbeitsunfähig machen. „Wen sollen denn Investoren ansprechen, wenn sie über den OB nur Schlechtes lesen und wer soll vermitteln, wenn Bürgerinitiativen hier mit Firmen streiten?“, fragte ein Sauerland-Kritiker.