Duisburg bereitet sich auf den Jahrestag der Loveparade-Katastrophe vor. Wie viele Menschen zur öffentlichen Gedenkfeier kommen werden, ist unklar.
Duisburg. Ein Jahr nach der Loveparade-Massenpanik mit 21 Toten wollen Familien und Freunde in einer öffentlichen Gedenkfeier am Sonntag an die Opfer erinnern. Die Feier im Duisburger MSV-Stadion wird belastet von dem Streit um die Verantwortung für die Katastrophe. Die Organisation der Feier liege auf „ausdrücklichem Wunsch“ der Angehörigen bei NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und der Staatskanzlei, sagte Uwe Rieske von der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche am Montag in Düsseldorf. Damit verbunden sei der Wunsch, „dass andere nicht teilnehmen“. Der umstrittene Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller sind deshalb nicht dabei.
Nach Angaben der Staatskanzlei ist nicht abzusehen, wie viele Menschen zu der Feier kommen. Teilnehmen werden nach Angaben von Regierungssprecher Thomas Breustedt neben Kraft fast das gesamte rot-grüne Landeskabinett sowie der CDU Landesvorsitzende Norbert Röttgen und der Cheforganisator der Kulturhauptstadt Ruhr.2010, Fritz Pleitgen.
Nach der rund zweistündigen Gedenkfeier am Nachmittag werden Angehörige und Freunde der Opfer zu der Unglücksstelle im Karl-Lehr-Tunnel gebracht. Dort sollen sie abgeschirmt von der Öffentlichkeit und von den Medien gemeinsam trauern können. Begleitet werden sie von Ministerpräsidentin Kraft.
Im Zentrum der Feier stehen Ansprachen von Verletzten, Rettungssanitätern sowie einer Angehörigen aus Italien. Umrahmt wird das Gedenken von Musik. So tritt auf Wunsch der Angehörigen der populäre Sänger der Band Unheilig auf. „Der Graf“ singt das Lied „Geboren, um zu leben“. Außerdem wirken auch die Sopranistin Richetta Manager und ein Streichquartett der Duisburger Philharmoniker mit.
Ein bewegender Moment wird die Verlesung der Namen der Todesopfer, für die Blumen auf dem Rasen der Arena niedergelegt werden sollen. Dabei wird Regierungschefin Kraft eine Fürbitte sprechen. Eine Rede hält sie nicht. Die Regierungschefin habe sich „das Vertrauen der Angehörigen erarbeitet“, sagte Rieske. Sie habe die Familien der Opfer „sehr früh angerufen“ und an Treffen teilgenommen.
Die Notfallseelsorge, die nach Katastrophe vom 24. Juli 2010 mit fast 200 Helfern den Betroffenen half und bis heute Angehörige betreut, hat die Feier inhaltlich organisiert. Das gesamte Wochenende sind Notfallseelsorger rund um die Uhr am Unglücksort präsent.
Bei der Massenpanik waren 21 Menschen erdrückt oder totgetrampelt worden, hunderte wurden verletzt. Gegen 16 Beschuldigte ermittelt die Staatsanwaltschaft. Darunter sind viele städtische Mitarbeiter. Sauerland und Schaller gehören nicht dazu.
Sauerland hatte sich erstmals vor gut einer Woche öffentlich bei Hinterbliebenen und Opfern entschuldigt, einen Grund zum Rücktritt sieht er nicht. Die Verwaltung habe „keinen Fehler gemacht, der ursächlich zu dieser schrecklichen Katastrophe gefÜhrt hat“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die Staatsanwaltschaft hatte in einem Zwischenbericht festgestellt, dass die Genehmigung für die Loveparade in Duisburg rechtswidrig erfolgte.