Abfliegen oder bleiben? Die meisten Passagiere des havarierten Kreuzfahrtschiffes “Costa Allegra“ entschieden sich für das Insel-Paradies.
Victoria/Paris. Von der Alptraum-Kreuzfahrt zum Traumurlaub: Die meisten Passagiere des havarierten Kreuzfahrtschiffes „Costa Allegra“ haben sich entschieden, weiter auf den Seychellen Urlaub zu machen. Sie wurden von der italienischen Reederei Costa Crociere in Luxushotels auf den Nachbarinseln Praslin, La Digue, Silhouette und Cerf gebracht. Dort wollen sie sich von den Strapazen der verunglückten Seereise erholen.
Nachdem das Schiff am Donnerstagmorgen von einem französischen Trawler auf die Hauptinsel Mahé geschleppt worden war, waren zunächst alle 627 Urlauber in Hotels und Resorts gebracht worden, um zu duschen und sich zu stärken. Auf der „Costa Allegra“, die von Mauritius über Madagaskar und durch den Suezkanal bis nach Savona in Italien fahren sollte, war am Montag auf offener See ein Feuer im Maschinenraum ausgebrochen.
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Alle Generatoren fielen aus und das Schiff wurde manövrierunfähig. Zudem hatten die Passagiere drei Tage und drei Nächte lang keinen Strom, keine Klimaanlagen und keine funktionierenden Toiletten. Zwar gab es ausreichend Lebensmittel und Trinkwasser, aber die Ernährung war nach Angaben der Urlauber über den ganzen Zeitraum sehr einseitig und bestand hauptsächlich aus Sandwiches.
Das Schiff gehört der Reederei Costa Crociere, deren Kreuzfahrer „Costa Concordia“ im Januar vor der italienischen Insel Giglio mit mehr als 4000 Menschen an Bord gekentert war. Bei dem Unglück starben mindestens 25 Menschen, mehrere werden noch vermisst.
Was nach der Havarie mit der „Costa Allegra“ geschieht, ist nach Angaben der Genueser Reederei Costa Crociere noch offen. „Wir wissen es noch nicht“, teilte ein Sprecher der Reederei am Freitag mit. „Wir sind dabei, Schäden und mögliche Reparaturen abzuwägen“, fügte er hinzu.
Da gerade auf den Seychellen die dreitägigen Karnevalsfeierlichkeiten beginnen, sei es sehr schwer gewesen, Zimmer für die Touristen aus 25 Ländern zu finden, sagte der Chef der örtlichen Tourismusbehörde Alain St. Ange. Deshalb wurden fast alle auf anderen Inseln untergebracht. Sie dürfen dort zwei Wochen lang Urlaub auf Kosten der Reederei machen.
Bei den Hotels handelt es sich um Luxusresorts wie das „Raffles Praslin“ und das „Cerf Island Resort“, die Zimmerpreise zwischen 400 und 2000 Euro pro Nacht nehmen. In letzterem Hotel kam unter anderem ein Ehepaar aus Österreich unter, sagte eine Mitarbeiterin des Hotels. Die Gäste verbrachten den Angaben zufolge den ganzen Tag am Strand, um sich zu erholen. Viele hatten nach der Ankunft auf den Seychellen vor allem über die große Hitze auf dem Schiff geplagt.
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Die knapp 200 Passagiere, die sofort abreisen wollte, konnten sich für einige Stunden in Hotels auf Mahé entspannen. Dann wurden sie mit drei gecharterten Flugzeugen nach Europa gebracht. Das erste Flugzeug der italienischen Gesellschaft Neos sei am Donnerstag um 21 Uhr Ortszeit in Richtung Paris gestartet, die zweite Maschine um 22.51 Uhr in Richtung Rom und Mailand und der dritte Flieger um 23.22 in Richtung Zürich und Wien.
„Allerdings waren insgesamt statt der zunächst erwarteten 232 Passagiere nur 199 an Bord aller drei Flugzeuge“, erklärte der Chef der zivilen Luftfahrtbehörde der Seychellen, Gilbert Faure, am Freitag. „Das freut uns, die anderen haben sich scheinbar alle zum Bleiben entschieden und wollen noch auf unseren Inseln Urlaub machen.“
43 Passagiere der „Costa Allegra“ kamen nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP am Morgen auf dem Flughafen Paris-Roissy an. Neun von ihnen wollten demnach nach Deutschland weiterreisen, zwei in die Schweiz.