Die Frau erklärte, sie sei Gast des Kreuzfahrtunternehmens auf dem Schiff gewesen. Zuvor habe sie dort als Hostess gearbeitet.
Rom/Bukarest. Eine angeblich geheimnisvolle Frau auf der Kommandobrücke der später havarierten „Costa Concordia“ hat sich wohl doch als normaler Gast an Bord des Kreuzfahrtschiffes entpuppt. Die von italienischen Medien als blinder Passagier vermutete Domnica Cemortan (25) erklärte dem moldauischen Fernsehen bereits am Montag, sie sei als regulärer Gast auf dem Schiff gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sei nicht bekannt gewesen, dass nach ihr gesucht werden könnte, sagte der Generaldirektor von Jurnal TV, Octavian Gitu.
Sie sei Gast des Kreuzfahrtunternehmens auf dem Schiff gewesen, für das sie kurz zuvor als Hostess gearbeitet habe, sagte die Frau in dem Interview in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau. Während des Abendessens mit ihren früheren Kollegen habe sich das Unglück dann ereignet.
Die Suche nach der Frau hatte italienische Zeitungen vermuten lassen, es habe womöglich blinde Passagiere an Bord gegeben. Sie gaben dann aber auch Interview-Äußerungen der Frau wieder, die angegeben habe, auf die Kommandobrücke gestiegen zu sein. Der beschuldigte Kapitän Francesco Schettino soll die Frau vor Ermittlern erwähnt haben. Vermutet wurde zunächst, sie sei von einem anderen Offizier eingeladen worden, nachts mit auf der Kommandobrücke zu sein.
Schlagzeilen machte auch eine andere Frau, die nach der Havarie mit Schettino auf der Insel gesehen wurde. Dabei dürfte es sich allerdings um eine Offizierin handeln, die von der Polizei bereits verhört worden ist. Nichtregistrierte Passagiere seien nach den Sicherheitsregeln und Gesetzen nicht zulässig, erklärte die Reederei Costa Crociere dazu.
Für das Personal von Kreuzfahrten sei es kein Geheimnis, dass Kapitän und Offiziere diskret „in gewisser Zahl“ Freunde oder Verwandte auf ihr Schiff einladen könnten, ohne dass diese offiziell registriert seien, schrieb „La Stampa“. Diese im Fall der „Costa Concordia“ zu ermitteln, sei nicht unwichtig, denn es könne auch die Verwirrung bei der Zahl der Vermissten erklären.
Die Zeitung "Corriere della Serra" hat den Funkverkehr in der Unglücksnacht zwischen der Küstenwache und dem Kapitän veröffentlicht. Lesen Sie hier den erschreckenden Wortlaut:
Freitag, 21.49 Uhr Ortszeit.
Küstenwache: "Concordia, ist alles o. k.?"
Kapitän: "Positiv. Wir haben nur eine kleine technische Störung."
Küstenwache: "Wie viele Menschen sind an Bord?"
Kapitän: "Zwei-, dreihundert." (in Wahrheit sind zu diesem Zeitpunkt noch Tausende Passagiere an Bord). Sonnabend, 0.42 Uhr Ortszeit.
Küstenwache: "Wie viele Menschen müssen das Schiff noch verlassen?"
Kapitän: "Ich habe die Reederei kontaktiert. Etwa 40 Menschen fehlen."
Küstenwache: "Wie kann es sein, dass es nur so wenige sind? Sind Sie an Bord?"
Kapitän: "Nein, ich bin nicht an Bord, weil das Schiff sinkt. Wir haben es verlassen."
Küstenwache: "Was meinen Sie, Sie haben das Schiff verlassen?"
Kapitän: "Nein, nicht verlassen - ich bin hier, koordiniere die Rettungsaktion."
Küstenwache: "Was koordinieren Sie da? Gehen Sie an Bord! Koordinieren Sie die Rettung von Bord aus! Weigern Sie sich?"
Kapitän: "Nein, ich weigere mich nicht."
Küstenwache: "Da klettern Leute die Leiter am Bug herunter. Kehren Sie zum Schiff zurück und sagen mir, wie viele Menschen da sind und was an Bord los ist. Hören Sie, Schettino, Sie haben sich selbst gerettet, aber ich werde dafür sorgen, dass Sie dafür bezahlen. Verdammt noch mal, gehen Sie zurück an Bord!"
Kapitän: "Kommandant, bitte ..."
Küstenwache: "Nichts mit 'bitte'. Kehren Sie zurück aufs Schiff."
Kapitän: "Ich bin in einem Rettungsboot, ich bin hier unten, ich fahre nirgends hin. Ich bin hier."
Küstenwache unterbricht ihn und brüllt ihn an: "Sie gehen zurück an Bord! Das ist ein Befehl! Da gibt es für Sie nichts zu überlegen. Sie haben den Alarm ,Schiff verlassen' ausgelöst. Jetzt gebe ich die Befehle. Gehen Sie zurück an Bord. Ist das klar? Hören Sie mich?"
Kapitän: "Ich gehe an Bord."
Küstenwache: "Los. Melden Sie sich sofort bei mir, wenn Sie an Bord sind. Meine Einsatzkräfte sind vor dem Bug."
Kapitän: "Wo ist Ihr Rettungsboot?"
Küstenwache: "Mein Rettungsboot ist am Bug. Los! Es gibt schon Tote, Schettino, machen Sie!"
Kapitän: "Wie viele Leichen sind da?"
Küstenwache: "Ich weiß es nicht ... Herrgott, Sie sollten derjenige sein, der mir das sagen kann!"
Kapitän: "Ist Ihnen klar, dass es dunkel ist und wir nichts sehen können?"
Küstenwache: "Und, was wollen Sie denn tun, nach Hause gehen, Schettino? Es ist dunkel und Sie wollen nach Hause gehen? Fahren Sie zum Bug des Schiffes, wo die Leiter ist, und sagen Sie mir, was zu tun ist, wie viele Personen dort sind, und was Sie benötigen! Sofort!"
Kapitän: "Hören Sie, Chef, ich will an Bord gehen, aber das andere Rettungsboot hier fährt nicht mehr und treibt ab. Ich habe gerufen ..."
Küstenwache unterbricht: "Das erzählen Sie mir jetzt schon seit einer Stunde! Fahren Sie zum Schiff, jetzt! Gehen Sie an Bord und sagen mir sofort, wie viele Personen dort sind!"
Kapitän: "O. k., Chef."