Nach vielen Verzögerungen beginnt nun das Abpumpen des Treibstoffs aus der “Costa Concordia“. Eine Trauerfeier erinnert an die Opfer des Unglücks.
Rom. Einen Monat nach der Havarie der „Costa Concordia“ hat das Abpumpen des Öls aus den Tanks des Schiffes begonnen. Die Arbeiten seien von Montag auf Sonntag vorverlegt worden, weil sich das Wetter gebessert hätte, teilten die Behörden am Sonntagabend mit. In den Tanks sind mehr als 2300 Tonnen Treibstoff, überwiegend umweltschädliches Schweröl. Die Vorbereitungen für das Abpumpen laufen seit Wochen, schlechtes Wetter machte den Bergungsexperten der niederländischen Firma Smit aber stets einen Strich durch die Rechnung.
Das Abpumpen soll - vorausgesetzt das Wetter erlaubt es - etwa 28 Tage dauern. Der Beginn der Arbeiten sei das erste konkrete Zeichen der Verpflichtung von Behörden und Unternehmen, die Insel Giglio vor Umweltschäden zu schützen, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme.
Italiens Präsident Giorgio Napolitano drückte unterdessen bei einem Gedenkgottesdienst in Rom sein tiefes Bedauern über das Unglück aus. „Es war eine Tragödie“, sagte er am Sonntag in Rom. Der Staatschef sicherte den Angehörigen der Opfer seine Solidarität zu und lobte die Arbeit von Rettern und Tauchern. Diese hätten alles getan, um Überlebende zu retten und Tote zu bergen.
Die „Costa Concordia“ war am 13. Januar mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der toskanischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert. Bislang wurden 17 Leichen geborgen. 15 Menschen werden noch vermisst, darunter sechs Deutsche. Beschuldigt wird der Kapitän des Schiffes.
Am Wochenende tauchte ein bislang unbekanntes Video auf, das nach Medienberichten das Chaos auf der Kommandobrücke des leckgeschlagenen Schiffes dokumentiert. „Die Passagiere besteigen die Rettungsboote auf eigene Faust“, ist in dem Film zu hören. „In Ordnung“, antwortet eine gelassen klingende Stimme, die die Nachrichtensendung TG5 des TV-Senders Canale 5 Kapitän Schettino zuordnete. Die Staatsanwaltschaft wolle das Video nun für die Ermittlungen heranziehen, hieß es.
Kardinal Angelo Bagnasco mahnte in dem Gedenkgottesdienst, noch müsse die ganze Wahrheit über das Unglück ans Licht kommen und der Gerechtigkeit genüge getan werden. „Das ist notwendig, um die Wunden zu heilen und das Vertrauen wiederherzustellen.“ Bagnasco, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz, dankte sowohl den Rettern als auch den Einwohnern von Giglio, die nach dem Unglück Überlebende bei sich aufgenommen hatten. „In ihnen erkennen wir die tiefe Seele unserer Nation, die reich an Intelligenz und Herz ist.“
Kapitän Francesco Schettino steht weiter unter Hausarrest. Dem 52-Jährigen werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Verlassen des Schiffes während der nächtlichen Evakuierung vorgeworfen.