Französischer Trawler nahm Kreuzfahrer auf den Haken - Passagiere sind ohne warme Mahlzeiten - Auch 38 Deutsche an Bord
Rom. Das im Indischen Ozean in Seenot geratene italienische Kreuzfahrtschiff „Costa Allegra„ ist auf dem Weg zur Seychellen-Hauptinsel Mahe. Ein französischer Thunfischtrawler nahm das 29.000 Tonnen große Schiff am Dienstag auf den Haken, um die mehr als 1000 Menschen an Bord in Sicherheit zu bringen. Der ursprüngliche Plan, die 636 Passagiere und 413 Besatzungsmitglieder zunächst auf die Insel Desroches und dann nach Mahe zu bringen, wurde nach Angaben der Reederei aus Sicherheits- und Kostengründen verworfen. Die Ankunft der „Costa Allegra“ verzögert sich durch die Kursänderung jedoch um einen Tag auf Donnerstag.
Die „Costa Allegra“ hatte am Montag nach einem Brand im Maschinenraum einen Notruf abgesetzt. Durch das aus ungeklärter Ursache ausgebrochene Feuer war die Ruderanlage ausgefallen, so dass das Schiff 230 Kilometer südwestlich von Mahe manövrierunfähig im Ozean dümpelte. Dank eines Notaggregats gibt es zwar Licht an Bord, aber die Klimaanlage und die Küchen sind weiterhin ohne Strom. Daher wurde am Dienstag nur ein kaltes Frühstück serviert, und duschen können die Reisenden frühestens nach ihrer Landung auf Mahe.
Auf der Hauptinsel können die Passagiere aber leichter an Land gehen als auf Desroches. Dort hätten sie mit den Rettungsbooten der „Costa Allegra“ übersetzen müssen und wären anschließend mit Fähren oder Kleinflugzeugen nach Mahe gebracht worden. Das hätte Behörden und Reederei nach eigener Aussage vor erhebliche logistische und finanzielle Probleme gestellt.
Um den Reisenden die Unbilden noch so angenehm wie möglich zu machen, wurden nach Angaben der Reederei unter anderem Lebensmittel zur „Costa Allegra“ geflogen. Zur Unterstützung des Thunfischfängers stachen außerdem zwei Schlepper in See.
Die über 600 Passagiere, unter denen auch vier Kinder sind, kommen aus 25 Ländern. Mit 127 Reisenden stellen Franzosen das größte Kontingent, dicht gefolgt von 126 Italienern. An Bord sind außerdem 38 Deutsche, 31 Briten, 13 Kanadier und acht US-Bürger. Zum Schutz vor Piraten fahren neun Mitglieder einer italienischen Marineeinheit auf der „Costa Allegra“ mit. Der Indische Ozean ist für Piratenüberfälle berüchtigt, obwohl Seeräuber bislang noch nie ein Kreuzfahrtschiff geentert haben.
Die „Costa Allegra“ gehört zur selben Reederei, wie die im Januar vor der toskanischen Küste auf Grund gelaufene „Costa Concordia“. Dabei kamen mindestens 25 Menschen ums Leben. Die Reederei Costa-Kreuzfahrten ist eine Tochter des US-Konzerns Carnival. (rtr)