War es Misshandlung, Vernachlässigung oder ein Unfall? Der Tod einer Zweijährigen in Berlin gibt den Ermittlern und dem Jugendamt Rätsel auf.
Berlin. Die Ursache für den Tod des zweijährigen Mädchens aus Berlin-Weißensee bleibt zunächst geheim. Die Staatsanwaltschaft will die Todesursache erst in den nächsten Tagen veröffentlichen. Dem betreuenden Jugendamt Pankow ist der plötzliche Tod des kleinen Mädchens ein Rätsel. Noch am Montag sei ein Familienhelfer in der Wohnung der Familie gewesen, sagte Jugendamtsleiterin Judith Pfennig am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. „Da hat es keine Anzeichen für eine schlimme Erkrankung gegeben. Das muss eine ganz kurzfristige Entwicklung bei dem Kind gewesen sein“, sagte Pfennig. Versäumnisse des Jugendamtes sieht sie „nach derzeitigem Erkenntnisstand“ nicht.
Derzeit würden nach der Obduktion der Leiche noch verschiedene Ermittlungsansätze überprüft, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Simone Herbeth, der dpa. Die Zweijährige war am frühen Dienstagmorgen gestorben. Ihre Mutter hatte sie gegen 05.00 Uhr leblos im Bett gefunden und selbst die Rettungskräfte gerufen.
Die Staatsanwaltschaft schließt eine vorsätzliche Tötung des kleinen Mädchens aus. Deswegen sei die 25-jährige Mutter auch wieder auf freien Fuß gesetzt worden. „Wir haben keinen dringenden Tatverdacht gegen sie“, sagte Herbeth. Zwei Geschwisterkinder leben weiterhin bei der Mutter. Es gebe keinen Grund, die Kinder der Mutter wegzunehmen, so das Jugendamt.
Gegen die vierfache Mutter wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung mit Todesfolge und des Verdachts der Verletzung der Fürsorgepflicht ermittelt. Das tote Kind habe Verletzungen aufgewiesen, die diesen Verdacht nahelegten, sagte Herbeth. Dem werde jetzt nachgegangen.
Dass es sich dabei um frische Blutergüsse handelte, bestätigte die Sprecherin nicht. Auch zu Medienberichten, wonach die Zweijährige an einem Darmriss litt, durch den schwere Entzündungen im Bauchraum ausgelöst wurden, äußerte sich Herbeth nicht. Danach soll sich das Mädchen seit Tagen übergeben haben und am eigenen Erbrochenen erstickt sein. Nach den Worten der Sprecherin wird auch untersucht, ob es sich um einen Unfall handeln könnte, bei dem sich das Kleinkind verletzt habe und danach nicht optimal versorgt worden sei.
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Die Familie in Weißensee ist nach Angaben des Jugendamtes seit Oktober 2011 regelmäßig zehn Stunden die Woche betreut worden. Dabei habe sich die Mutter bei der Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Ziele kooperativ gezeigt, sagte die Jugendamts-Leiterin. Der Familienhelfer komme von einer externen Organisation, die mit der Betreuung beauftragt worden sei.
Bei dem Besuch am Montag habe der Helfer den Rat erteilt, einen Arzt aufzusuchen, weil eins der Kinder erkrankt gewesen sei und erbrochen habe. Es habe aber keine Anzeichen für eine starke Erkrankung gegeben, sagte die Leiterin. Zu Berichten, die Mutter habe zusammen mit ihrem Lebensgefährten und der Tochter einen Arzt aufgesucht, sei dann aber wieder gegangen, weil das Wartezimmer zu voll gewesen sei, äußerte sich Pfennig nicht.
Sowohl das Jugendamt als auch der Betreuer hätten „nach gegenwärtiger Sachkenntnis“ richtig gehandelt und das Notwendige veranlasst, sagte Pfennig. Man sei mit den Leistungen des Familienhelfers bisher zufrieden gewesen. Dennoch würden alle Umstände des tragischen Todes des Kleinkindes jetzt genau untersucht, sowohl intern wie extern, kündigte Pfennig an.