Die blonde Tänzerin soll während des Unglücks auf dem Kreuzfahrtschiff auf der Kommandobrücke gewesen sein. Ermittler fanden offenbar Gegenstände der 25-jährigen Frau in Shettinos Kabine.
Giglio. Bei ihr handelte es sich um eines der großen Rätsel während der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia": Eine junge Blondine, die nicht zur Crew gehörte, sollte sich während des Unglücks auf der Kommandobrücke aufgehalten haben. Das berichteten mehrere italienische Zeitungen. Eine Passagierin sagte, sie habe die Blondine zusammen mit Kapitän Francesco Schettino gesehen, als beide einen Drink nahmen. Die Moldawierin Dominica Cermotan sei "privat" von einem der Offziere als blinder Passagier an Bord geschleust worden. Cemortan dementierte. In einem Interview mit dem moldawischen Fernsehen sagte die 25-Jährige, sie habe früher als Hostess auf dem Schiff gearbeitet und sei diesmal "regulärer Gast" gewesen. Sie bestritt ein Verhältnis mit Unglückskapitän Francesco Schettino.
Nun kommt offenbar neues Licht in die Geschichte. Ermittlern gegenüber soll Cemortan nun doch von ihrer Liebe zum "Costa Concordia"-Kapitän gesprochen haben. Taucher fanden in Schettinos Kabine offenbar Gegenstände der jungen Frau. Wie nah kam sie dem Kapitän? Die italienischen Zeitungen "La Stampa" und "Il Messagero" zitieren Cemorta unter Berufung auf Aussagen der 25-Jährigen bei der Staatsanwaltschaft wie folgt. "Ja, es stimmt, ich liebe Kapitän Schettino". Cemorta soll als Zeugin Auskunft geben, wer sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem Schiff befand.
Nach dem Unglück vor der toskanischen Küste haben indes 19 deutsche Passagiere der „Costa Concordia“ Strafanzeige gegen Kapitän Schettino und weitere verantwortliche Offiziere gestellt. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bochum am Mittwoch. Derweil bestärkten sich an der Unglücksstelle Sorgen vor einer möglichen Umweltkatastrophe, nachdem am Mittwoch ein dünner Ölfilm aus dem Wrack ausgetreten war.
In dem von den deutschen Passagieren angestrengten Verfahren geht es um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung, der Aussetzung, Gefährdung des Schiffsverkehrs und um unterlassene Hilfeleistung. Vertreten werden die Opfer von einem Anwalt aus Marl.
Bei dem Schiffsunglück der „Costa Concordia“ am 13. Januar kamen mindestens 17 Menschen ums Leben, mindestens 15 Personen gelten noch als vermisst. Als Hauptbeschuldigter für das Unglück gilt der 52-jährige Kapitän Francesco Schettino.
Die klagenden Opfer erlitten den Angaben zufolge Brüche, Prellungen und Schürfungen, manche litten auch an traumatischen Störungen. „Kapitän Schettino hat die hilflosen Menschen im Stich gelassen und in die Gefahr des Todes gebracht“, sagte Anwalt Hans Reinhardt „bild.de“. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum wird nun geprüft, ob die Behörde für die Klage zuständig ist.
Laut dem Anwalt kann es in dem Strafverfahren auch um die Frage der Höhe des Schadenersatzes gehen. Die Schadensersatzforderungen als solches sollten jedoch in einem gesonderten Zivilverfahren in Italien geklärt werden. In diesem Zusammenhang arbeite man mit einem italienischen Kollegen zusammen, sagte Reinhardt der Nachrichtenagentur dapd. Dabei könnte möglicherweise auch die Frage eine Rolle spielen, ob der italienische Staat für die Havarie haften muss. Nach Angaben von Reinhardt soll es Hinweise dafür geben, dass die Behörden dem Kreuzfahrtschiff eine zu nahe Passage entlang der Insel Giglio erlaubten, an der sich das Unglück ereignet hatte.
Dort wuchsen am Mittwoch die Ängste um die vielfältige Meeresfauna in dem Küstengebiet, in dem unter anderem Delfine und Wale heimisch sind. Die Behörden versuchten zunächst zu ermitteln, wie schwerwiegend der Ausfluss des Öls ist. An Bord des am 13. Januar gekenterten Schiffs befinden sich 2.400 Tonnen Schweröl und andere Schadstoffe. Die rund um das Schiff ausgelegten Ölsperren wurden am Mittwoch vom Wind angehoben, was es dem Öl erlaubte, sich in der Bucht auszubreiten. Der dünne Ölfilm besteht demnach aus Kohlenwasserstoffen, teilte die italienische Hafenbehörde mit.
Mit Material von dapd