Die Akten im Verfahren gegen den Freiburger Erzbischof hat die Staatsanwaltschaft aus dem Breisgau an den Bodensee weitergeleitet.
Konstanz. Die Konstanzer Staatsanwaltschaft wird voraussichtlich am Montag entscheiden, ob sie die Ermittlungen gegen den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch übernimmt. Gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz hat die Freiburger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Beihilfe zum sexuellem Kindesmissbrauch eingeleitet, die Akten jedoch an Konstanz weitergereicht. Die dortige Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen ehemaligen Pater der Klosterkirche Birnau am Bodensee wegen eines Missbrauchsvorwurfs. Die Erzdiözese wies die Vorwürfe gegen Zollitsch als unbegründet und „sensationsheischend“ zurück.
Ein heute 53-Jähriger hatte Strafanzeige gestellt. Er gab an, als Ministrant von einem Priester sexuell missbraucht worden zu sein. Zollitsch wirft er vor, als Personalreferent der Erzdiözese im Jahr
1987 veranlasst zu haben, dass der betreffende Pater erneut angestellt wurde. Dagegen hieß es in einer Mitteilung der Erzdiözese, Zollitsch habe weder von den Vorwürfen gewusst noch von einem erneuten Einsatz des Priesters. Er habe „einen solchen Einsatz schon gar nicht veranlasst“. Disziplinarisch zuständig für den Pater sei die Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau in Bregenz (Österreich). Der Pater war später auch in Österreich und der Schweiz eingesetzt.
Zollitsch war bereits im März mit einem anderen Missbrauchsfall aus seiner Zeit als Personalreferent konfrontiert worden. Dem Erzbischof wurde Medienberichten zufolge vorgeworfen, einen 1991 unter Missbrauchsverdacht stehenden Pfarrer lediglich in den Ruhestand versetzt zu haben, ohne die Staatsanwaltschaft einzuschalten.
Der Geistliche nahm sich später das Leben. Zollitsch hatte den Vorwurf der Vertuschung zurückgewiesen, aber eingeräumt, er würden nach dem heutigem Wissensstand anders handeln, „konsequent und mit größerem Nachdruck nach Zeugen und Opfern suchen und suchen lassen“. Der Sprecher der Erzdiözese sagte am Freitag, dass man sich um die Missbrauchsopfer kümmere. „Gespräche vor Ort werden geführt.“