Der Generalobere der erzkonservativen Piusbrüderschaft, Bernard Fellay, fordert, künftig Homosexuelle vom Priesteramt fernzuhalten.
Hamburg/Rom. Die erzkonservative Piusbrüderschaft macht Homosexualität für den Missbrauchsskandal verantwortlich, der die katholische Kirche seit Monaten in Schach hält. Wie der Generalobere der Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, jetzt in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ äußerte, seien die Opfer nahezu ausschließlich Jungen im geschlechtsreifen Alter gewesen. Dies zeige deutlich, dass nicht etwa der Zölibat, sondern viel mehr eine homosexuelle Veranlagung der jeweiligen Täter der Grund sei für den sexuellen Missbrauch. Fellay forderte daher, ab sofort Homosexuelle vom Priesteramt fernzuhalten. Der Vorstoß ist mehr als Polemik der konservativen Bruderschaft zu werten, denn neu ist die Forderung Fellays bei weitem nicht.
Der Vatikan lehnt Homosexuelle als Priester schon länger ab. In einem heftig diskutierten Papier der vatikanischen Bildungskongregation stellte der Heilige Stuhl zuletzt 2008 unmissverständlich klar, dass sich Homosexuelle zwar zum Priesteramt berufen fühlen dürfen, dies aber nicht ausüben sollten. Ähnliche Empörung löste die ablehnende Haltung des Vatikans gegen einen Vorstoß Frankreichs aus, im Namen der EU von den Vereinten Nationen die Strafbarkeit der Homosexualität aufheben zu lassen. Der Vatikan argumentierte dagegen, dass damit all jene Staaten an den Pranger gestellt würden, die gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht als „Ehe“ akzeptierten. Man wolle hingegen die Ehe-Verbindung zwischen Mann und Frau verteidigen. Italienische Schwulenorganisationen sprachen damals von einer „Kriminalisierung der Homosexuellen“. Was den Zusammenhang zwischen Pädophilie und Homosexualität angeht, sind die Meinungen der Experten gespalten.Erst vor wenigen Wochen hatte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone mit Zitaten aus Studien, die einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie sehen, einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Vatikansprecher Padre Federico Lombardi stellte sich später – wenn auch beschwichtigend – hinter den Staatssekretär. Bertone habe sich ausschließlich auf die von der Glaubenskongregation in den vergangenen Jahren untersuchten Missbrauchsfälle berufen.
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