Hamburg. Wie sich Trainer Alexander Blessin entscheidet, ist doch ungewiss. Es sind jedoch erste Tendenzen zu erkennen.
Schokolade war gestern, der St.-Pauli-Fan von heute öffnet täglich ein Türchen des digitalen Adventskalenders in der App des Fußball-Bundesligisten. Am Montag gab es ein „exklusives Merch-Set“ zu gewinnen, das einen Kapuzenpullover, ein T-Shirt und eine Basecap beinhaltet. „St. Pauli im Herzen und die Postleitzahl auf der Brust“, lautete der Marketing-Slogan dazu.
Danel Sinani ist von der Teilnahme am täglichen Gewinnspiel als Mitarbeiter des Kiezclubs ausgeschlossen. Sonderlich dramatisch ist das für den 27-Jährigen nicht, er braucht nichts davon. Als Muslim ist er nicht an christliche Weihnachtsbräuche gebunden, die Klamotten-Kollektion bekommt er vom Verein gestellt, und St. Pauli trägt der Luxemburger längst im Herzen. Er fühlt sich bei den Hamburgern sehr wohl. Und wer braucht schon eine Postleitzahl auf der Brust?
Ersetzt Danel Sinani beim FC St. Pauli Morgan Guilavogui?
Aber das übers Herz gestickte Logo der Millerntor-Elf, das würde Sinani dann doch gern etwas öfters auf dem Platz präsentieren. Trefflicherweise dürfte seine nächste Chance dazu schon am Sonnabend im Heimspiel gegen Werder Bremen kommen, da Morgan Guilavogui dann ersetzt werden muss. Der Franzose, der zuletzt zweimal in Folge getroffen hat, handelte sich bei Bayer Leverkusen (1:2) eine Gelbsperre ein. Logischer Ersatzmann wäre Sinani.
Der steht bei St. Paulis Cheftrainer Alexander Blessin wesentlich höher im Kurs als bei dessen Vorgänger Fabian Hürzeler, unter dem der gebürtige Belgrader nur zu sieben Zweitliga-Einsätzen und insgesamt 133 Minuten kam. In dieser Saison, obwohl eine Liga höher, hat Sinani bereits acht Partien bestritten und steht bei 131 Minuten.
Es wäre der zweite Startelfeinsatz für den Luxemburger
Der Rechtsaußen habe sich nie hängenlassen. „Er kämpft in jedem Training“, war aus dem Vereinsumfeld zu hören. Erst im Sommer 2023 ans Millerntor gewechselt, halte er einen Vereinswechsel für verfrüht.
Die Belohnung gab es gegen den VfL Wolfsburg (0:0), als der Linksfuß schon einmal von Beginn aufgelaufen war. In Leverkusen spielte er seinen ersten Assist der Saison – bezeichnenderweise auf Guilavogui. Hätte Johannes Eggestein seine Chance zum 2:2 kurz vor Abpfiff genutzt, wäre sogar eine zweite Vorlage hinzugekommen.
Erik Ahlstrand eine weitere Alternative für Trainer Alexander Blessin
Letztlich gab Sinani Blessin aber damit die Steilvorlage, ihn von Beginn an aufzubieten. Oder? Ein kompletter Selbstläufer wird es nicht. Theoretisch könnte auch Erik Ahlstrand eingesetzt werden. Der Schwede, der im vergangenen Winter als „Soforthilfe“ (Hürzeler) verpflichtet worden war, dann aber nahezu nie spielte, scheint nun endlich richtig bei St. Pauli angekommen zu sein.
In den vergangenen drei Partien wechselte ihn Blessin ein. Zwar konnte der 23-Jährige noch nicht viel bewegen, Fitnessrückstand und Matchhärte sind, auch angesichts von zehn Einsätzen (drei Vorlagen) in der Regionalliga bei der U 23 der Braun-Weißen keine Themen mehr.
Sinani ist dem Schweden momentan voraus
Dennoch gibt es vermutlich entscheidende Vorteile zu Gunsten Sinanis, Guilavogui gegen Bremen zu vertreten. Einerseits ist er Ahlstrand die Spielpraxis über 90 Minuten auf hohem Niveau voraus. Bei der luxemburgischen Nationalmannschaft ist Sinani eine feste Größe, blickt bereits auf 69 Länderspiele (13 Tore) zurück.
Andererseits würde er mit seiner Robustheit und seinen Qualitäten als kreativer Vorbereiter besser in ein mögliches 3-5-2-System passen, sofern sich Blessin in Ermangelung eines weiteren schnellen offensiven Außenspielers dafür entscheidet. Die Entscheidung ist knifflig, bringt sie doch Vor- und Nachteile zugleich.
Auch eine Systemumstellung St. Paulis ist möglich
Kontra 3-5-2: Als zweite Spitze neben Sturmführer Johannes Eggestein würde dann Oladapo Afolayan auflaufen. Der Engländer kann im Angriff über außen zwar vieles, sämtliche Experimente mit ihm im Zentrum erfüllten die Erwartungen bislang allerdings nichts. Dass Joker Andreas Albers oder gar der vergessene Maurides beginnt, ist trotzdem auszuschließen.
Pro 3-5-2: Bereits in Leverkusen war der eher durchschnittlich schnelle Sinani für Carlo Boukhalfa eingewechselt worden, also einen zentralen Mittelfeldspieler und nicht etwa auf Rechtsaußen. Zudem bleiben St. Pauli so logischere Wechseloptionen in Albers und in Ahlstrand, auch im Fall einer systematischen Umstellung.
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Adventskalender hin, Schokolade her: Es ist also stark davon auszugehen, dass Blessin Sinani den Vortag des dritten Advents versüßen dürfte.