Hamburg. Die neue Nummer zehn war beim FC St. Pauli zuletzt nur Ergänzungsspieler. Der Test gegen Norwich ist für ihn ein besonderer.

Die neue Rückennummer stimmt bei Danel Sinani schon mal. Nach dem Abgang von Topscorer Marcel Hartel (28) zum US-Club St. Louis City FC hat sich der luxemburgische Nationalspieler beim FC St. Pauli die prestigeträchtige Nummer zehn für sein Trikot gesichert. Damit steht Sinani innerhalb der Bundesliga in einer Reihe mit Stars wie Leroy Sané (Bayern München) oder Florian Wirtz (Bayer Leverkusen), die ebenfalls die beliebte Nummer tragen dürfen.

Nicht ganz fair wäre an dieser Stelle die Frage, wann der 27-Jährige auch sportlich mit derartigen Kalibern mithalten kann. Zunächst einmal geht es für Sinani darum, sich bei den Kiezkickern in den Vordergrund zu spielen. In der vergangenen Aufstiegssaison kam der Offensivspieler gerade mal zu sieben Zweitliga-Einwechslungen, wovon fünf noch von den ersten 13 Spieltagen datieren.

FC St. Pauli: Sinani spielte unter Hürzeler keine große Rolle

In der gesamten Rückrunde stand Sinani zwar immer im Kader, wurde bis zum 34. Spieltag allerdings nie eingewechselt. Erst im letzten Saisonspiel bei Wehen Wiesbaden (2:1) durfte er wieder ran – und schoss kurz vor Schluss ausgerechnet das Tor zur Zweitligameisterschaft.

Für den Linksfuß war es ein versöhnlicher Abschluss einer Saison, die mannschaftlich zwar extrem erfolgreich, für ihn persönlich aber unbefriedigend war. Im 3-4-3-System von Trainer Fabian Hürzeler wurde Sinani auch seine Flexibilität zum Verhängnis, andere Akteure wie die offensiven Flügelspieler Elias Saad und Oladapo Afolayan hatten spezifischere Rollen – und gaben mit ihren Leistungen Hürzeler auch wenig Anlass, über Wechsel nachzudenken.

Sinani hofft auf bessere Chancen im neuen Spielsystem

Das Besondere: Trotz der geringen Spielzeit gilt Sinani als einwandfreier Charakter, der die Mannschaft dennoch bestmöglich unterstützt hat. Und auch wenn er sich persönlich mehr Spielzeit vorgestellt hatte, soll sich der Offensivakteur bei St. Pauli pudelwohl fühlen und auch bei seinen Mitspielern beliebt sein. Mit Startelfkonkurrent Saad etwa versteht sich Sinani prächtig, auch mit anderen Profis sieht man ihn häufig scherzen.

Neue Hoffnung, auf dem Platz künftig eine größere Rolle zu spielen, setzt Sinani nun in Alexander Blessin. Der neue Cheftrainer präferiert ein 3-5-2-System, woduch auf den Halbspuren künftig eine zusätzliche Achterposition entsteht. Es könnte genau die Position sein, die Sinani bisher gefehlt hat.

Auch andere Profis wittern ihre Chance unter Blessin

Dummerweise ist er damit aber nicht alleine. „Das ist eine Position, die mir liegt und die ich auch schon gespielt habe. Das System ist ganz gut für mich“, sagte etwa auch Carlo Boukhalfa, der wie Sinani in der vergangenen Spielzeit nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers herausgekommen war. Auch der Australier Connor Metcalfe dürfte Ansprüche anmelden.

Eine weitere Chance, sich Trainer Blessin zu zeigen, erhält Sinani an diesem Sonnabend (16 Uhr) ausgerechnet im Testspiel gegen seinen Ex-Club Norwich City. Die Kiezkicker fliegen bereits an diesem Freitag nach Ost-England, den Zweitligisten hatte der Club aus sportlichen Gründen als Gegner ausgewählt. Im kommenden Jahr ist ein Test-„Rückspiel“ gegen Norwich in Hamburg geplant.

Norwich soll im kommenden Jahr nach Hamburg kommen

Bei den „Canaries“, die ihr Sommertrainingslager im Anschluss an St. Pauli ebenfalls im österreichischen Scheffau absolvierten, stand Sinani von 2020 bis 2023 unter Vertrag, ließ sich in diesem Zeitraum aber auch zu Waasland-Beveren (Belgien), Huddersfield Town und Wigan Athletic (beide England) ausleihen, um zu mehr Spielzeit zu kommen.

Insbesondere bei Huddersfield überzeugte Sinani, schaffte es mit dem Zweitligisten in der Saison 2021/22 sogar bis zu den Aufstiegs-Play-offs ins Londoner Wembley-Stadion. Auffällig: Auch als ihn Norwich in der darauffolgenden Spielzeit zurückholte, hatte er keine feste Rolle, wurde stattdessen so gut wie auf jeder offensiven Position eingesetzt.

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Obwohl er für Norwich insgesamt nur 18 Pflichtspiele bestritt, spielte sich Sinani im Stadion an der Carrow Road in die Herzen der Fans. Im Laufe der Zeit wurde er immer robuster, harmonierte vorne mit dem früheren Werder-Bremen-Profi Josh Sargent hervorragend. Die Anhänger feierten ihn bei Heimspielen regelmäßig mit einem eigenen Song („Ohhh, Danel Sinani“) – was insbesondere in England ein Zeichen von großer Wertschätzung ist.

Damit zukünftig auch am Millerntor ein Sinani-Song ertönt, muss er nun nur noch beweisen, dass er die Rückennummer zehn nicht zufällig erhalten hat.