Hamburg. Stefan Kuntz muss nach der Freistellung von Trainer Baumgart einen Nachfolger finden. Mit einem Bekannten trifft er sich regelmäßig.

Eigentlich wollte Stefan Kuntz am Sonntagmorgen zusammen mit seiner Frau in Ruhe frühstücken. Nach dem 2:2 am späten Sonnabend gegen Schalke 04 und einer erneut enttäuschenden zweiten Halbzeit wusste der Sportvorstand des HSV aber schon, dass sein Frühstück auf der Geschäftsstelle im Volkspark stattfinden wird – ohne seine Frau. Um 8 Uhr morgens parkte Kuntz sein Auto an der Ladestation für E-Autos am Stadion.

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Sechs Stunden später trat Kuntz nach verschiedenen Gesprächen mit Sportdirektor Claus Costa und dem Trainerteam vor die Kameras und erklärte in einer schon vor acht Wochen terminierten Sendung von Welt TV das Aus für Steffen Baumgart, das der HSV um 12.38 Uhr verkündet hatte. Die endgültige Entscheidung reifte bei Kuntz in einem Gespräch mit Baumgart. Dieser konnte keine überzeugenden Argumente mehr liefern, wie er die Wende noch herbeiführen will. Konsequenz: Baumgart muss genauso gehen wie seine Co-Trainer René Wagner und Kevin McKenna. Der dritte Co-Trainer Merlin Polzin übernimmt als Interimslösung. Unterstützt wird der 34-Jährige von U-21-Coach Loic Favé­.

Boldt erstmals wieder im Volksparkstadion und bei den Frauen

Mit dieser Entscheidung will Kuntz für die Suche nach einem Nachfolger Zeit zu gewinnen. Ähnlich hatte es schon Jonas­ Boldt im Februar gemacht, ehe er nach dem 2:2 in Rostock Baumgart verpflichtete. Der Ex-Sportvorstand schaute sich am Sonnabend erstmals wieder ein HSV-Spiel im Volkspark an, guckte am Sonntag zudem das DFB-Pokalspiel der HSV-Frauen gegen Jena (4:2) an der Seite von Finanzvorstand Eric Huwer und Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch.

Boldt hatte vor einem Jahr verschiedene Gespräche mit verschiedenen Trainern geführt, unter anderem mit Kuntz selbst. Doch der sagte ab. Auch jetzt schließt es der 62-Jährige aus, auf die Trainerbank zurückzukehren. „Ich werde auf gar keinen Fall Trainer werden“, stellte Kuntz, der als U-21-Nationaltrainer zweimal Europameister wurde, klar. „Ich war eng an Steffen und der Mannschaft dran. Wenn ich hätte Trainer bleiben wollen, wäre ich nicht Vorstand geworden. Das schließe ich komplett aus.“ 

Kuntz und Labbadia treffen sich häufig in Hamburg

Kuntz wird nun zusammen mit Costa den Markt sondieren und in den kommenden Tagen und Wochen viele Gespräche führen. Auf konkrete Namen wie Paderborns Lukas Kwasniok, den der HSV schon im vergangenen Winter wollte, oder Bruno Labbadia, der zweimal Trainer im Volkspark war und aktuell vereinslos ist, wollte Kuntz nicht eingehen. Bekannt ist aber, dass Kuntz und Labbadia sich in Hamburg häufig treffen und auch viel über den HSV sprechen. Zudem sind auch ihre Frauen seit gemeinsamen Zeiten in Kaiserslautern befreundet.

Ein Indiz für eine erneute Rückkehr von Labbadia in den Volkspark ist das aber nicht. Sicher ist nur, dass Polzin und Favé in Karlsruhe zusammen auf der Bank sitzen werden. Für Kuntz steht jedoch fest, dass es sich nur um eine Interims­lösung handelt. Und dann? Viele Namen werden bereits gehandelt. Dazu zählen auch Friedhelm Funkel sowie die beiden Ex-HSV-Profis Raphael Wicky und Ruud van Nistelrooy, der zuletzt als Interimscoach bei Manchester United tätig war.

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Zu selben Zeit wie Kwasniok war auch Wicky im vergangenen Februar ein Kandidat beim HSV. Allerdings erhielt der Schweizer keine Freigabe von seinem Club Young Boys Bern, der ihn nur einen Monat später vor die Tür setzte. Nun ist Wicky auf dem Markt, doch das Hamburger Interesse soll damals vor allem vom nicht mehr im Volkspark tätigen Boldt ausgegangen sein. Ebenfalls verfügbar, aber vor allem finanziell unrealistisch sind namhafte Trainer wie Roger Schmidt, Lucien Favre oder Niko Kovac. Kuntz will zudem einen Trainer finden, der die Zweite Liga kennt. Bislang sind alle genannten Namen vor allem eines: Spekulation.

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