Hamburg. Wie nun konkret vorgegangen wird. Und: HSV plant, jedes Gremium mit einer Frau zu besetzen. Dafür ist die Stimme der Fans gefragt.

Marcell Jansen lässt sich weiterhin nicht aus der Reserve locken. Der Präsident des HSV e.V. hat seinen beiden Stellvertretern Michael Papenfuß und Bernd Wehmeyer noch immer nicht mitgeteilt, ob er noch einmal kandidieren will. Und trotzdem ist das Präsidium der anstehenden Wahl einen Schritt nähergekommen, denn inzwischen steht immerhin ein grober Zeitplan. Wie das Abendblatt erfuhr, hat sich das Gremium darauf verständigt, die turnusmäßig im Januar stattfindende Mitgliederversammlung zu verschieben. Das hat gleich mehrere Vorteile.

Zum einen kann auf einer später stattfindenden Versammlung zugleich die Präsidiumswahl stattfinden. Wie berichtet, wäre das bei einem Termin im Januar aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich gewesen, da das Präsidium, zum Unverständnis einiger im e.V., eine Wahl bislang nicht vorbereitet hat. In der Folge ist es dem Beirat nicht möglich, eine Bewerbungsfrist zu kommunizieren. Nun lautet der Plan von Jansen, Papenfuß und Wehmeyer, die HSV-Mitglieder spätestens im Frühling über das neue Präsidium abstimmen zu lassen.

HSV strebt weitere Anteilsverkäufe an

Durch die Zusammenlegung der regulären Mitgliederversammlung und der Präsidiumswahl hält sich der HSV die Option einer weiteren, außerordentlichen Mitgliederversammlung im Jahr 2025 offen, auf der es zur Wiederholung der Abstimmung über weitere Anteilsverkäufe kommen könnte.

Zur Erinnerung: Im März hatten sich die Mitglieder zwar für den Rechtsformwechsel und die Umwandlung eines 30-Millionen-Euro-Darlehens von Klaus-Michael Kühne in rund acht Prozent weiterer Anteile entschieden. Aus dem bisherigen Fremd- wird Eigenkapital, das nicht zurückgezahlt werden muss. In einer zweiten Abstimmung verhinderten die Mitglieder, insbesondere die anwesenden Ultras, allerdings die Möglichkeit, mehr Kapital durch Investoren einzusammeln.

Weitere Anteilsverkäufe? Klarer Wunsch an HSV-Präsidium

Der vorerst gescheiterte Plan des HSV sah vor, die Begrenzung der zu veräußernden Anteile von nun 68 auf 50 Prozent zu reduzieren. „Man kann einen dreistelligen Millionenbetrag zusätzlich hereinholen“, hatte Papenfuß zuvor im Abendblatt-Podcast angekündigt. Bereits unmittelbar nach der Niederlage kündigte der Vizepräsident an, die Abstimmung wiederholen zu wollen. Nach Abendblatt-Informationen ist es allerdings ausgeschlossen, dass es bereits auf der kommenden Mitgliederversammlung dazu kommt.

So sind mehrere Personen des e.V. und der HSV Fußball AG mit dem klaren Wunsch an das Präsidium herangetreten, die erneute Abstimmung aufzuschieben. Stattdessen soll der gesamte Verein erst einmal aus dem März-Ergebnis lernen, als mit 62,2 Prozent Stimmen die notwendige Dreiviertelmehrheit (75 Prozent) deutlich verfehlt worden war. Zumal das Modell „Supporters Trust“, durch das jeder Fan schon mit kleinen Beträgen Anteile am HSV erwerben könnte, bei einer vorgezogenen Abstimmung aktuell keine Option wäre.

Momentan setzt sich eine Arbeitsgruppe mit dem Thema „Supporters Trust“ auseinander, um die rechtlichen Fragen und Bedürfnisse der Fans zu klären. Die Ergebnisse dieser Runde könnten bei einer späteren Abstimmung das Zünglein an der Waage sein, um drei Viertel der anwesenden Mitglieder hinter sich zu bringen. So zumindest lautet die Hoffnung des HSV.

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HSV plant Revolution: eine Frau pro Gremium

Auf der kommenden Mitgliederversammlung werden weitere Anteilsverkäufe aber kein Thema sein. Stattdessen wird die Arbeitsgruppe Satzung einen Antrag einbringen, der so etwas wie einer kleinen Revolution gleichkäme. Der HSV e.V. plant, alle Gremien künftig mit mindestens einer Frau zu besetzen. Für dieses Vorhaben bräuchte es ebenfalls die Stimmen der Mitglieder.

Auch wenn die Änderung erst ab der kommenden Wahlperiode greifen würde, wollen Jansen, Papenfuß und Wehmeyer mit positivem Beispiel vorangehen und schon jetzt für eine Frau im dreiköpfigen Präsidium werben. Doch auch die Bewerberinnen dürfte interessieren, wer der aktuellen Amtsträger sich denn überhaupt selbst zur Wahl stellt.