Hamburg. HSV kündigt dem wegen Dopings gesperrten Profi und unterbreitet zugleich Vorschläge. Interessante Vertragsregel kommt zur Geltung.

Zu Wochenbeginn hat Mario Vuskovic einen Termin im Volkspark. Der wegen Dopings gesperrte Abwehrspieler reist aus seiner kroatischen Heimat Split an, um seinen neuen Vertrag zu unterschreiben. Für den 22-Jährigen beginnt dann ein neues Kapitel beim HSV, gleichbedeutend mit einer neuen Aufgabe. Einzig die Funktion, in der er künftig für den HSV tätig sein wird, ist noch offen.

Der Zweitligist hat dem Fußballprofi verschiedene Vorschläge unterbreitet, wie er bis zum Ablauf seiner Sperre im November 2026 weiterbeschäftigt werden kann. So wurde ihm unter anderem die Möglichkeit aufgezeigt, als Scout zu arbeiten. Nun liegt die Wahl bei Vuskovic, für welches Angebot er sich entscheidet. Keine Option ist es, ihn zum Beispiel als Co-Trainer im Nachwuchs einzustellen – und das aus gleich zwei Gründen: zum einen besitzt er keinen Trainerschein und zum anderen verbietet ihm seine einem Berufsverbot gleichkommende Sperre eine solche Tätigkeit.

HSV muss eine Vuskovic-Frist beachten

Klar ist, dass sein bisheriger Lizenzspielervertrag (bis 30. Juni 2025) aus haftungsrechtlichen Gründen aufgelöst werden muss, weil das Vorstandsduo Stefan Kuntz und Eric Huwer einer Vermögensbetreuungspflicht der Kapitalgesellschaft nachkommen muss. Bei fortlaufender Gehaltszahlung könnte sich der Vorstand strafbar machen, da Vuskovic, der weder mit der Mannschaft trainieren noch spielen darf, die Gegenseite seines Arbeitsverhältnisses nicht erfüllen kann.

Die gesetzliche Kündigungsfrist beträgt zwei Wochen nach Bekanntgabe des Urteils vom Internationen Sportgerichtshof (Cas). Folgerichtig muss bis Dienstag eine Einigung mit Vuskovic erfolgen. Erwartet wird, dass der HSV neben der Vertragsauflösung mit sozialer Auslauffrist von rund vier Wochen zugleich die Neuanstellung Vuskovics in anderer Rolle verkündet.

HSV glaubt an Vuskovic-Comeback 2026: neuer Vertrag

Interessant ist dabei ein Vertragsdetail, das beide Seiten vorbereitet haben. Nach Abendblatt-Informationen ist ein Anschlussvertrag als Fußballprofi vorgesehen, sobald Vuskovic im November 2026 wieder spielberechtigt ist. Durch diese Regelung wird verhindert, dass Vuskovic nach Ablauf der Sperre ablösefrei bei einem neuen Verein unterschreiben kann. Zugleich erhält der Spieler beim HSV die Chance, nach vier Jahren ohne jedes Mannschaftstraining seine Karriere fortzusetzen.

Ein einmaliger Vorgang, der die große Unterstützung des Clubs untermauert. Im Volkspark ist die Hoffnung an ein Comeback des Abwehrspielers groß. Die 0:1-Niederlage am 9. November 2022 bei Greuther Fürth, als Vuskovic letztmals als Profifußballer auflief, soll nicht sein letztes Spiel für den HSV gewesen sein.

Um dieses Ziel zu erreichen, hält sich der ehrgeizige Vuskovic privat fit. In Split arbeitet er beinahe täglich mit Athletiktrainer Ivo Katusic an seiner Explosivität und Schnellkraft. Am Nachmittag folgt meistens eine zweite Einheit mit fußballspezifischen Übungen unter der Leitung des früheren jugoslawischen und kroatischen Nationalspielers Zoran Vulic. Auch sein Vater Daniel, der früher ebenfalls bei Hajduk spielte, absolviert gelegentlich ein Programm mit ihm.

HSV glaubt an Vuskovics Unschuld

Intern sind weiterhin alle handelnden Person von der Unschuld des Kroaten überzeugt. Trotzdem muss sich der Vorstand an den rechtlichen Rahmen halten, weshalb es nun zur Kündigung kommt.

Der HSV prüft zudem, ob der juristisch als verurteilter Doper geltende Vuskovic zu einer Rückzahlung seines Gehalts, das er seit Beginn der Sperre im November 2022 erhalten hat, verpflichtet ist. Auch bei diesem Aspekt könnte die Vermögensbetreuungspflicht den Ausschlag geben. Bis zu einer Entscheidung hat der HSV allerdings zwischen drei und sechs Monaten Zeit, also deutlich länger als für die Vertragsauflösung. Der genaue Zeitrahmen ist in Vuskovics Lizenzspielervertrag durch eine sogenannte Verfallklausel geregelt.

HSV zahlte Vuskovic bisher Gehalt

Bislang besitzt Vuskovic beim HSV noch seinen Erstkontrakt, den er als 19-Jährige bei seinem Wechsel vom kroatischen Topclub Hajduk Split unterschrieben hat. Solange das finale Cas-Urteil ausstand, er aber bereits gesperrt war, hat der Innenverteidiger vom HSV nahezu die vollen Bezüge erhalten, die jährlich ohne Punkt- und Auflaufprämien bei rund 300.000 Euro brutto liegen sollen.

Dem gegenüber stehen allerdings Prozesskosten von mehr als einer halben Million Euro. Eine Summe, die sein Nettogehalt in diesen knapp zwei Jahren überstiegen hat. Bislang waren die Gehaltszahlungen rechtlich vertretbar, da die Entscheidung im Berufungsverfahren noch ausstand. Nun aber trifft ihn die Wucht des Urteils in voller Härte.

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HSV-Profi Vuskovic tendiert zu erneuter Berufung

Vuskovic, der vehement seine Unschuld beteuert, ist bislang nicht gewillt, das Strafmaß zu akzeptieren. Der positiv auf Epo getestete Fußballspieler neigt dazu, vor dem Schweizer Bundesgericht erneut in Berufung zu gehen. Allerdings tendieren die Erfolgsaussichten gen null, da es dort nur um Verfahrensfehler ginge. Eine erneute Beweisaufnahme gäbe es hingegen nicht. Außerdem zieht er den Gang vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Erwägung, da er sich betrogen fühlt durch die möglicherweise fehlerhafte Bildinterpretation seiner Urinprobe.

Doch bevor er sich mit seinen Anwälten darüber konkrete Gedanken macht, wird er erst einmal im Volkspark erwartet. Zur Unterschrift seines neuen Vertrags.

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