Hamburg. Der schnellste HSV-Profi wurde in Billstedt ausgebildet. Im Podcast berichtet die frühere HSV-Ikone Carsten Kober über ihre Beziehung.

16 Minuten. So lange dauert die Fahrt vom Öjendorfer Weg in Billstedt zum Hamburger Hauptbahnhof. Und so lange hatte Carsten Kober mehrfach in der Woche Zeit, um nach dem Training der C-Jugend vom SC Vorwärts-Wacker etwas mehr über diesen pfeilschnellen, hochtalentierten, aber auch zurückhaltenden Fußball-Bubi auf seinem Rücksitz zu erfahren. „In 16 Minuten bekommt man eine Menge heraus“, sagt Kober.

Der frühere Profi des HSV ist gerade vom Strand gekommen. Kober sitzt in seinem Hotelzimmer in Maspalomas auf der Ferieninsel Gran Canaria und will vor allem eines: im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“ über HSV-Talent Fabio Baldé sprechen. „Er ist ein richtig guter Junge“, sagt Kober.

HSV: Fabio Baldé ist die erste Saisonüberraschung

Und ein richtig guter Fußballer. Der 19-Jährige ist so etwas wie die erste Überraschung der noch jungen Saison. Zunächst verzauberte er alle HSV-Fans in der Vorbereitung mit einem Traumtor nach einem Solo über mehr als 60 Meter beim 4:2-Testsieg gegen Nantes. Dann legte er am vergangenen Wochenende bei seinem Startelfdebüt in der Zweiten Liga mit einer Traumvorlage beim 4:1-Sieg über Preußen Münster nach.

„Als Hamburger muss man Fabios Weg einfach toll finden“, sagt Kober, der fast von der Strandliege auf den Kanaren gefallen ist, als er im Urlaub im Liveticker sah, dass ausgerechnet Baldé, ausgerechnet sein Fabio, das frühe 1:0 durch Robert Glatzel auflegte. „Das war die pure Freude, ich gönne es dem Jungen einfach.“

Kober holte Baldé vom FC Süderelbe

Der frühere HSV-Profi Kober und der zukünftige HSV-Profi Baldé kennen sich schon lange. Fünf Jahre ist es her, dass Kober als Nachwuchskoordinator Vorwärts-Wacker den damals noch 13 Jahre alten Fabio vom FC Süderelbe nach Billstedt lockte. Kober, der mittlerweile sogar Präsident des Vereins ist, sprach mit Süderelbe, den Eltern und Baldé selbst – dann stand der Wechsel vom Hamburger Süden in den Hamburger Osten fest.

Einziges Problem: Der lange Weg zum Training. Doch auch hierfür hatte Kober eine Lösung. Der frühere Bundesligaprofi selbst setzte sich hinter das Steuer und fuhr die Jungs, die einen längeren Anfahrtsweg hatten, immer nach den Einheiten bis zum Hauptbahnhof – und erfuhr in diesen 16 Minuten auch das eine oder andere Geheimnis seiner Zöglinge.

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Warum Baldé und auch immer noch Vuskovic den HSV besser machen

HSV, wir müssen reden - der Fussball-Podcast

Baldé wollte schon immer Profi werden

„Das waren die Momente, in denen man ein bisschen Zeit hatte, mit den Jungs über ihre Sorgen und Träume zu sprechen“, sagt Kober. Und Baldé hatte schon damals einen großen Traum: Fußballprofi werden. „Fabio hatte immer einen sehr starken Willen“, erinnert sich Kober. „Er war extrem ehrgeizig.“

Extrem ehrgeizig – und extrem schnell. „Schon in der C-Jugend haben die Teams von Hannover 96, dem VfL Wolfsburg oder Werder Bremen immer versucht, mit zwei Gegenspielern Fabio zu decken, weil er so schnell war“, sagt Kober, der in seiner Zeit als HSV-Profi selbst zu den Schnellsten gehörte.

Baldé wurde mit 36,4 km/h geblitzt

11,2 Sekunden über 100 Meter sei seine Bestzeit gewesen, erinnert sich Kober. Baldé wurde gerade erst im HSV-Training mit einem Top-Speed von 36,4 km/h geblitzt. Kein Hamburger ist schneller – nicht einmal Bakery Jatta, dessen Topgeschwindigkeit mit 35,97 km/h gemessen wurde.

„Fabio hatte schon damals als C-Jugendlicher die gleichen Stärken wie nun beim HSV: Schnelligkeit, Tempo, Mut im Dribbling“, sagt Kober. „All das hat man ja auch am Wochenende beim 4:1-Sieg gegen Münster gesehen.“

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Genauso schnell wie auf dem Platz sprach sich auch in der Szene Baldés Geschwindigkeit herum. HSV-Nachwuchsscouts waren bei seinen C-Jugendspielen genauso Dauergäste wie interessierte Berater. Nach einem Jahr in Billstedt schlug der HSV schließlich zu und holte Baldé gegen eine Entschädigungszahlung in sein Nachwuchsleistungszentrum im Volkspark.

Mittlerweile ist der international vernetzte Agent Nochi Hamasor Baldés Berater. Dieser machte gerade erst Schlagzeilen, als er das HSV-Talent Karim Coulibal zu Werder Bremen vermittelte und mit ihm zur Vertragsunterschrift die Strecke Hamburg–Bremen mit dem Hubschrauber zurücklegte.

Vertrag von Baldé soll verlängert werden

Beim HSV ist man aber optimistisch, dass Baldé trotz des derzeitigen sportlichen Höhenflugs auf dem Teppich bleibt. Sein Fördervertrag wurde durch seinen 73-Minuten-Einsatz gegen Münster bereits automatisch in einen Profivertrag bis 2026 umgewandelt. Trotzdem wollen sich die HSV-Verantwortlichen zeitnah mit Berater Hamasor und Baldé zusammensetzen, um dessen Vertrag zu verlängern.

„Die Berater wollen nicht immer das Beste für die Jungs“, warnt Kober im fernen Gran Canaria. „Ich würde mich freuen, wenn Fabio seinen Weg weitergeht. Die Zuschauer beim HSV haben ihn ja schon ins Herz geschlossen.“

Kober: Baldé ist eine tolle Geschichte für den HSV

Die Story um Baldé sei auch einfach zu gut: „Ein Hamburger Jung, bei einem Club wie Vorwärts-Wacker groß geworden, früh zum HSV ins Nachwuchsleistungszentrum gewechselt und sich dann durchgesetzt“, sagt Kober. „Als Fan freut man sich doch über solche Geschichten.“

Und das Beste: Die Geschichte hat ja gerade erst angefangen.