Hamburg. Mehr als 15.000 HSV-Fans wollen für Heimspiel-Atmosphäre sorgen. Das hat schon lange Tradition. Die Gründe der Party auf den Rängen.
Für einige HSV-Fans beginnt das Erlebnis Auswärtsspiel bereits drei Stunden vor dem Anpfiff des Zweitligaspiels bei Hannover 96 (Fr, 18.30 Uhr). In bester Innenstadtlage hat der größte HSV-Fanclub in der niedersächsischen Landeshauptstadt, die Hamburger Botschaft Hannover, für 15.30 Uhr ins Paulaner am Thielenplatz geladen. Hier, nur zehn Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof entfernt, werden auch einige Mitglieder befreundeter Fanclubs aus Hamburg dazustoßen. Anschließend begeben sich die rund 100 HSV-Fans auf einen gemeinsamen Fußmarsch zum knapp 30 Minuten entfernten Stadion.
Dort wird der Tross auf mindestens 15.000 Gleichgesinnte treffen, mit denen der HSV in Hannover rechnet. „Wir werden für eine Heimspielatmosphäre sorgen“, verspricht Andreas Voigt, der Vorstand der Hamburger Botschaft Hannover, dem Abendblatt.
Wie schon in den vergangenen Jahren wird die Partie in Hannover für den HSV zu einer Art Bonus-Heimspiel. Dabei beträgt das offizielle Kontingent gerade einmal 4800 Tickets. Durch modifizierte Abläufe des Kartenverkaufs hat 96 schon mehrfach versucht, eine Fan-Invasion der Hamburger zu verhindern. Letztlich scheiterten jedoch alle Bemühungen daran, dass Hannover es nicht schafft, sein Stadion zu füllen.
HSV-Fans kommen einfach an Hannover-Tickets
Erneut mussten die HSV-Fans nicht einmal kreativ werden, um fast ein Drittel der Arena zu besetzen. „Ich weiß, dass sich zahlreiche Anhänger aus Hamburg im freien Vorverkauf mit Tickets eingedeckt haben“, sagt Voigt, dessen Fanclub vom HSV 40 Karten im Gästeblock erhalten hat. Wie üblich, bevorzugt der Zweitligist bei der Ticketvergabe auswärts die Fanclubs in Spielortnähe. Von dieser Regel profitierten diesmal Voigt und seine Mitglieder, die aber auch jeweils sechs Plätze in Meppen (7:1) sowie in Kaiserslautern (21. September) erhielten.
25 der knapp 100 Mitglieder der Botschaft besitzen auch eine Dauerkarte für das Volksparkstadion. Davon haben zehn ihren Stammplatz auf der Nordtribüne, wo bei jedem Heimspiel ein Banner mit der Aufschrift „Hannover“ hängt – das O ist in Form einer Raute abgebildet. Sechs von ihnen besitzen zudem eine Auswärtsdauerkarte. Am Freitag wären sie aber wohl auch ohne Mitgliedschaft an Tickets gekommen.
Was Hannover für HSV-Fans attraktiv macht
Das Phänomen, warum beim Auswärtsspiel in Hannover immer wieder so viele HSV-Fans vertreten sind, hat gleich mehrere Gründe. Zum einen ist die 96-Arena lediglich zweimal im Jahr ausverkauft – gegen Hamburg und Lokalrivalen Eintracht Braunschweig. Und das jeweils nur dank der Gästefans.
Zum anderen kann sich der HSV in der 500.000-Einwohnerstadt auf viele Anhänger verlassen. Hannover liegt im erweiterten Einzugsgebiet des HSV. Ein Umstand, der auf die späten 70er- und frühen 80er-Jahre zurückzuführen ist, als die Hamburger ihre erfolgreichste Phase erlebten. Damals schlossen sich viele in Hannover dem HSV an. So auch der inzwischen 56 Jahre alte Voigt, der zwar in Hannover geboren, aber seit der HSV-Meisterschaft 1979 Fan der Hamburger ist.
Auch die reichhaltige Kneipenlandschaft um die 96-Arena sowie die vergleichsweise kurze Distanz nach Hamburg gilt als attraktiv in der Fanszene.
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HSV-Fan planen Aktion in Hannover – wohl mit Pyro
Aus dieser Entwicklung entstand früher eine intensive Fanfreundschaft unter den Ultras, die inzwischen etwas abgekühlt ist. Dass gegenseitige Sympathien aber noch immer vorhanden sind, wird auch am Freitag zu hören sein, wenn beide Fanlager ihre Wechselgesänge anstimmen. „In Hannover ist man dem HSV sehr positiv gesonnen“, sagt Voigt. Allein im Hannoveraner Raum können die Hamburger auf acht Fanclubs zurückgreifen.
Wegen der besonderen Atmosphäre haben die HSV-Ultras nach Abendblatt-Informationen eine Choreografie geplant, bei der wohl auch Pyrotechnik zum Einsatz kommen wird. Doch auch akustisch wollen sich die HSV-Fans bemerkbar machen. „Wir werden lauter sein als die 96er“, verspricht Voigt. „Auf seine Fans kann sich der HSV verlassen, wir fahren immer hin.“ Vor allem nach Hannover.