Hamburg. Im Mittelfeld ballen sich Qualität und Quantität. Deshalb soll ein Profi noch gehen, der Club hat klare Vorstellungen.

Steffen Baumgart stand am Dienstag nur eine kleinere Gruppe zur Verfügung. Neben den sicheren Ausfällen von Jean-Luc Dompé und Bakery Jatta setzten auch Kapitän Sebastian Schonlau und Stratege Jonas Meffert mit dem Training aus, um die Belastung vor dem Auswärtsspiel des HSV am Freitag bei Hannover 96 (18.30 Uhr) zu steuern. Außerdem fehlte Daniel Elfadli wegen einer Knöchelprellung, sein Einsatz ist fraglich.

Sollte der bislang so stabile Abräumer nicht rechtzeitig fit werden, hätte Baumgart einen Härtefall weniger. Auf der Doppelsechs wäre Ludovit Reis die logische Alternative neben Meffert. Rückt der Niederländer wie schon beim Pokalerfolg in Meppen (7:1) eine Position nach hinten, würde ein Platz in der Offensive frei, wodurch sich die Personalsituation etwas entspannen würde. Denn im Mittelfeldzentrum ballen sich Qualität und Quantität.

HSV hat Überangebot im Mittelfeldzentrum

Mit Meffert, Elfadli, Reis, Adam Karabec, Immanuel Pherai, Lukasz Poreba, Anssi Suhonen sowie Talent Bilal Yalcinkaya stehen Baumgart acht Spieler für aktuell vier Positionen zur Verfügung. Stellt der HSV-Trainer auf Kosten eines der beiden Zehner auf sein Wunschsystem mit zwei Spitzen um, wären es sogar nur drei Positionen. Nirgendwo, außer im Tor, sind die Plätze derart umkämpft wie im Zentrum.

Immanuel Pherais starker Auftritt im Pokal, als er einen Doppelpack und eine Vorlage beisteuerte, hat Baumgarts Entscheidungsfindung nicht leichter gemacht. In der Liga war der surinamische Nationalspieler bislang außen vor: in Köln (2:1) kam er gar nicht zum Einsatz, gegen Hertha (1:1) wurde er für 23 Minuten eingewechselt. Zu wenig für die Ansprüche Pherais, der sich in der Vorbereitung konkrete Ziele gesetzt hatte. „Ich möchte deutlich mehr zeigen als in der vergangenen Saison. Ich hatte mir mehr vorgenommen und kann es besser“, sagte der Tempodribbler über seine Bilanz von drei Toren und fünf Vorlagen.

Allerdings durfte Pherai erst in Meppen zeigen, dass er es besser kann. „Ich musste zeigen, dass ich auch noch da bin“, machte er auf sich aufmerksam. Sollte Baumgart auf eine Doppelspitze mit Davie Selke neben Ransford Königsdörffer umstellen, droht Pherai allerdings erneut die Ersatzbank. „Immanuel wird genauso um seinen Platz kämpfen müssen wie alle anderen“, sagte Baumgart, der im Mittelfeldzentrum eine für einen Trainer komfortable Situation vorfindet. „Wir brauchen alle.“

Ein HSV-Profi aus dem Zentrum soll gehen

Weil jedoch nicht alle Spieler im Zentrum auf die gewünschte Einsatzzeit kommen können, droht dem HSV das Szenario mehrerer unzufriedener Profis. Deshalb soll ein Mittelfeldspieler den Zweitligisten noch verlassen. Auf den ersten Blick gilt der Abgang von Suhonen als am wahrscheinlichsten. Der Finne stand zuletzt dreimal in Folge nicht im Kader und hat angesichts der Konkurrenz kaum eine Perspektive. Allerdings hofft der 23-Jährige darauf, dass sich seine sportliche Situation durch den Wechsel eines seiner internen Konkurrenten verbessert.

Anssi Suhonen schaffte es weder in der Liga noch im Pokal in den 20-köpfigen Kader. Verlässt er den HSV?
Anssi Suhonen schaffte es weder in der Liga noch im Pokal in den 20-köpfigen Kader. Verlässt er den HSV? © WITTERS | TimGroothuis

Wie das Abendblatt erfuhr, schielt Suhonen mit einem Auge auf die Zukunft von Ludovit Reis, der gern zu einem Erstligisten wechseln würde. Doch der Niederländer kann weiterhin keinen Verein präsentieren, der bereit ist, eine Ablösesumme im Millionenbereich zu zahlen. Der HSV wäre wohl erst ab einer Summe um die fünf Millionen Euro gesprächsbereit, doch ein solcher Betrag ist weiterhin nicht in Sicht.

Suhonen, der am liebsten bleiben und sich in Hamburg durchsetzen würde, sollte also nicht alles auf die Karte Reis setzen. Möglicherweise eröffnen sich jedoch auch noch andere Wechseloptionen.

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Von allen Spielern aus dem Mittelfeldzentrum wird Meffert zurzeit am meisten umworben. Wie berichtet, bietet der englische Zweitligist Hull City dem Sechser einen lukrativen Dreijahresvertrag. Doch der Club von Ex-Coach Tim Walter ist bislang nicht bereit, seine Offerte auf eine Millionensumme aufzustocken, die es schon sein müsste, wenn der HSV von dem Abgang eines seiner Leistungsträger überzeugt werden soll.

Unter diesen Voraussetzungen werden die Hamburger Meffert keine Wechselfreigabe erteilen. Lieber geht der Club mit einem Überangebot an Mittelfeldspielern in die Saison. Selbst wenn Suhonen den HSV noch verlassen sollte, wird es weiterhin Härtefälle für Baumgart geben. Vor allem, wenn Elfadli wieder fit ist und sich die Doppelspitze etabliert hat. Wenn die Antwort unzufriedener Spieler dann aber jedes Mal so ausfallen sollte wie bei Doppelpacker Pherai, dürfte der HSV-Trainer keine Einwände haben.

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