Hamburg. Die beiden Mittelstürmer sollen die Hamburger gemeinsam zum Aufstieg schießen. Trotz der ersten Tore brauchen die HSV-Fans Geduld.
Davie Selke und Robert Glatzel gingen sich am Montag erfolgreich aus dem Weg. Beim Spiel-Ersatztraining des HSV am Tag nach dem 7:1-Sieg im DFB-Pokal beim SV Meppen stürmten die beiden Angreifer in unterschiedlichen Teams und trafen reihenweise ins Tor. Reihenweise traf am Abend zuvor auch die gesamte Mannschaft. Siebenmal schlug es im Tor des Regionalligisten ein. Und auch Selke und Glatzel schossen jeweils ihre ersten Treffer in der neuen Saison. Insbesondere bei Glatzel war danach alles super, super, super.
„Es war eine Riesenfreude, gleich zu treffen. Einfach super“, sagte der Superstürmer der vergangenen drei Zweitligajahre, der nach fünf Wochen Verletzungspause gleich in seinem ersten Kurzeinsatz für den HSV wieder zur Stelle war. Die Hamburger hatten sich viel Zeit gelassen mit dem Aufbauplan des 30-Jährigen, der aufgrund einer Sehnenreizung wochenlang alleine trainiert hatte. „Wir sind super professionell damit umgegangen. Es war der Plan, auf gar keinen Fall etwas zu überstürzen“, sagte ein glücklicher Glatzel nach seinem Comeback am Sonntag. Der Stürmer war zum ersten Mal in seiner Karriere mehr als vier Wochen verletzt.
Selke könnte in Hannover erstmals starten
In Selkes Fußballerlaufbahn sah das etwas anders aus. Es gibt kaum ein Körperteil, das den 29-Jährigen in seiner Karriere nicht schon mal zum Aussetzen gezwungen hat. Aber auch Selke ist jetzt wieder gesund und machte nur 41 Sekunden nach seiner Einwechslung mit dem rechten Fuß, seinem liebsten Körperteil als Fußballer, das zwischenzeitliche 3:0. Nach einer Spielminute in Köln und 20 Minuten gegen Hertha durfte Selke nun schon 35 Minuten ran. „Die Spielzeit wird immer mehr. Es war wichtig, wieder die Sicherheit im Abschluss zu finden“, sagte der Neuzugang, der am Freitag in Hannover das erste Mal von Beginn an spielen könnte.
Baumgart aber hält nicht viel von dem Wort „könnte“. Der 52-Jährige hält es etwas anders als andere Trainer mit der Wiedereingliederung von Rückkehrern, die aus einer Verletzung kommen. Während es manch einem Trainer nicht schnell genug gehen kann, wartet Baumgart lieber länger als der Spieler selbst. So auch am Sonntag, als der HSV-Coach den Stürmer fragte, ob sie angesichts des hohen Spielstandes nicht doch noch eine Woche warten wollen. Glatzel aber wollte nicht mehr warten. „Bobby hat gesagt, er möchte die Minuten haben, deswegen haben wir es so entschieden“, sagte Baumgart.
Doppelspitze Selke/Glatzel muss noch warten
Am Freitag muss der Trainer nun erneut entscheiden, wie viele Minuten er dem geplanten Doppelsturm gibt. Sicher ist nur, dass Ransford Königsdörffer wieder spielt. Auf das Startelfduo Selke/Glatzel müssen die Fans noch weiter warten. „Bobby wird Freitag nicht auflaufen, nur weil wir uns das alle wünschen. Es geht darum, dass wir ihn ganz lange brauchen und auch in sehr guter Form“, sagte Baumgart und kündigte an: „Wir werden ihn genauso wie heute nach und nach in die Spiele bringen. Und dann haben wir mit ihm und Davie zwei sehr, sehr gute Jungs, die da vorne gut agieren können.“
Die Baumgart’sche Geduld ist bei Glatzel allerdings etwas geringer ausgeprägt. „Heute hat es gepasst mit der Spielzeit. Nächste Woche könnten ein paar Minuten mehr drin sein. Es kommt natürlich auf den Spielverlauf an, aber ich würde mir mehr Minuten zutrauen“, sagte Glatzel nach seinem 15-Minuten-Comeback.
Ungeduldiger Glatzel muss von Baumgart gebremst werden
Der Torschützenkönig der vergangenen Saison verriet, dass sich die medizinische Abteilung länger Zeit gelassen hat mit ihrem Aufbauplan, als es womöglich nötig gewesen wäre. „Die letzten zwei Wochen hat es langsam genervt, als die Spiele wieder losgingen“, sagte Glatzel, äußerte aber Verständnis für die Entscheidung des Trainerteams.
Wie es mit Glatzel und Selke künftig funktionieren kann, durfte man in Meppen zumindest schon mal für 15 Minuten sehen. Baumgart war mit der Abstimmung der beiden Strafraumstürmer zwar noch nicht zufrieden, aber zumindest Glatzel fand das Zusammenspiel auf Anhieb super. „Ich habe schon vorher oft mit Davie gesprochen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können. Er ist nicht egoistisch. Wir sind ähnliche Spielertypen, aber wir sind auf der gleichen Wellenlänge“, sagte Glatzel.
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Und das konnte man sehen. Nach dem 7:0 lagen sie sich in den Armen und lachten über beide Ohren. Es war ein guter Anfang, der im Mai ein noch besseres Ende nehmen soll. Erst dann wird man wirklich sagen können, ob die Paarung Selke/Glatzel auch ein gutes Pärchen war. „Wenn wir Rücksicht aufeinander nehmen, kann es auf jeden Fall klappen“, sagte Glatzel. Der Sonntag in Meppen lief für beide zumindest schon mal: super.