Hamburg. Der Trainer des FC St. Pauli wählt eine Analogie aus seiner erfolgreichen Gokart-Tour. Ein Langzeitverletzter steht vor dem Comeback.

Runde für Runde rückt der FC St. Pauli dem Aufstieg näher. Sieben sind noch zu absolvieren, bis die Saison beendet ist und die Kiezkicker sich aus der Zweiten Liga verabschieden wollen.

Die Rivalen sind im Rückspiegel auch kaum noch zu erkennen. Und genau vor diesem Blick zurück warnt Cheftrainer Fabian Hürzeler seine Mannschaft vor dem schwierigen Auswärtsspiel beim Karlsruher SC - der wohl finalen großen Hürde - am Sonnabend (20.30 Uhr/Sky und Sport1) mit einer Anekdote aus dem Gokart. „Drive to survive, FC. St Pauli!"

FC St. Pauli steht beim Karlsruher SC vor letzter Aufstiegshürde

Mit seinem Trainerteam war der 31-Jährige kürzlich in Norderstedt Gokart fahren. Natürlich gewann Hürzeler. Etwas anderes ist für den Bayern ja auch offenkundig unmöglich. Den Spielern berichtete er anschließend vom Erfolg. „Aber nicht, um mich zu loben", sagte er am Donnerstagmorgen.

Stattdessen wollte Hürzeler dem Team eine Analogie vermitteln. „Ich bin im Qualifying die schnellste Runde gefahren, ging also als Erster ins Rennen. Mein Hintermann ist aber sehr aggressiv gefahren und hat Druck gemacht. Irgendwann habe ich mir dann gesagt, dass ich mich nur auf die Strecke vor mir fokussieren muss und habe erst nach zwei Runden wieder in den Rückspiegel geschaut, da war er dann verschwunden."

St. Paulis Trainer Hürzeler: „Training unter mir nicht das spaßigste"

Die Botschaft, wie sie bis vor wenigen Monaten noch im Volkspark formuliert worden wäre: Bei uns bleiben. Wie sie Hürzeler formuliert: „Jede Kurve fahren, als wäre sie die letzte." Der Trainer muss derzeit die passende Mischung finden, die Motoren der Spieler nicht mit zu harten, fordernden Einheiten zu überdrehen, andererseits aber angesichts des Vorsprungs von elf Punkten auf Relegationsplatz drei auch nicht den Schlendrian einkehren zu lassen.

„Das Training unter mir ist wahrscheinlich nicht immer das spaßigste, sondern taktikfokussiert. Trotzdem können die Führungsspieler immer zu mir kommen und mir auch sagen, dass sie gern mal wieder ein freies Spiel absolvieren würden", sagt Hürzeler. Ihm sei wichtig, die Struktur zu wahren, die Spieler dürfen ihrer Kreativität in passenden Momenten aber freien Lauf lassen.

Was die Kiezkicker aus dem 7:0 des KSC gegen Magdeburg lernen können

Beim 2:1 gegen den SC Paderborn ging ihm die Struktur allerdings nach der 2:0-Führung zu sehr abhanden, sodass er unter der Woche versuchte, „in die Köpfe der Spieler zu kommen, auf ihr Mindset einzuwirken, denn es war nicht alles super". Der Coach weiß: Eine ähnliche Schwächephase dürfte in Karlsruhe mit hoher Wahrscheinlichkeit härter bestraft werden.

Die Badener (Hürzeler: „Top drei der Liga") sind neben St. Pauli eines der formstärksten Teams, begeisterten zuletzt mit zwei 4:0-Siegen und einer 7:0-Demontage des 1. FC Magdeburg. Besonders die dürfte Warnung genug für die Hamburger sein, da sie ähnlich wie der FCM von hinten heraus aufbauen.

Wird Treu rechtzeitig fit, und wer ersetzt Spielmacher Smith?

„Wir dürfen nicht in ihre Pressingfalle tappen", fordert Hürzeler. Im Hinspiel, das der Kiezclub durch ein spätes Traumtor von Philipp Treu mit 2:1 gewann, baute St. Pauli zeitweise mit einer Viererkette auf. Auch am Sonnabend gehe es wieder darum, flexibel zu agieren.

Ob dies erneut mit Treu vonstatten geht, ist noch unsicher. Der zuletzt verletzt fehlende Linksverteidiger laufe zumindest schon wieder. Oladapo Afolayan kehrt definitiv auf Rechtsaußen zurück, ersetzt dort den Gelb-gesperrten Connor Metcalfe. Elias Saad spielt nach abgesessener Sperre wieder auf Linksaußen. Im Abwehrzentrum ersetzt Hauke Wahl den gesperrten Eric Smith, rechts neben ihm dürfte Adam Dzwigala verteidigen.

Langzeitverletzter überraschend vor Comeback für St. Pauli

Apropos Lazarett: Aus diesem hatte Hürzeler eine ausgesprochen erfreuliche Mitteilung. Scott Banks, seit dem 1. September mit einem Kreuzbandriss außenvor, sei auf einem „sehr, sehr guten Weg" der Genesung. „Ich denke, wir sehen ihn in dieser Saison noch mal", sagte der Trainer über den Schotten.

Gut möglich, dass Banks Aufstieg und Meisterschaft auf dem Platz mitfeiern wird. Aber ist die „Felge", an die die Zweitligatrophäe erinnert, bei Gokart-Champion Hürzeler ein Thema? „Die Frage kann ich nicht beantworten, damit habe ich mich noch nicht befasst", sagte er - mit dem verräterischen Lächeln eines Gewinners auf allen Strecken.