Bielefeld. Der 2:1-Sieg bei Arminia Bielefeld wird jedoch von heftigen Konflikten zwischen St.-Pauli-Fans und Polizei am Bahnhof überschattet.
Als Schiedsrichter Benedikt Kempkes um 15.25 Uhr ein letztes Mal in seine Pfeife blies, war Historisches geschehen. Das 2:1 (0:1) bei Arminia Bielefeld war für den FC St. Pauli der erste Sieg bei den Ostwestfalen seit 8111 Tagen.
Diesen Erfolg konnten rund 250 Anhänger des FC St. Pauli nicht im Stadion miterleben, weil sie am Bielefelder Bahnhof von der Polizei festgehalten wurden, um deren Identität festzustellen. Anlass für den massiven Polizeieinsatz waren Attacken von St.-Pauli-Fans auf der Zug-Hinfahrt zwischen Osnabrück und Bielefeld. 21 Beamte hatten die Fans in dem Zug begleitet und waren offenbar von einigen Anhängern provoziert und beleidigt worden. Es sei in dem vollen Zug zu „Schubsereien“ gekommen.
Weitere Einsatzkräfte eingeflogen
Dazu eskalierte die Lage, als Polizisten am Bahnhof in Melle die Personalien eines Täters feststellen wollten. Daraufhin solidarisierten sich etliche weitere Fans mit dem Betroffenen. In Melle kam es zu diversen strafbaren Handlungen. Dies führte dazu, dass die Polizei Verstärkung anforderte, sogar mit Hubschraubern wurden Einsatzkräfte nach Bielefeld eingeflogen. Hier mussten alle Fans aus dem Zug ihre Personalien angeben und wurden fotografiert. Der Einsatz dauerte bis in den Abend.
Im Stadion freuten sich unterdessen Spieler und Fans über den bereits vierten Auswärtssieg des FC St. Pauli in dieser Saison. „Wenn du nach zwölf Spielen Tabellenführer bist, heißt es, dass du viele Punkte geholt hast. Und das steht über allem. Das gibt uns Sicherheit für die nächsten Wochen. Es sieht schön aus, wenn man oben steht, vernebelt aber nicht den Blick auf die Dinge. Es ist brutal eng, und am Montagabend wird ja noch einer vorbeiziehen“, sagte Torhüter Robin Himmelmann.
St. Pauli ließ sich einschüchtern
Im Vorfeld der Partie waren die Anhänger, aber auch Trainer Markus Kauczinski gespannt, wie die Mannschaft das 0:1 im Nordderby gegen Kiel weggesteckt hat. Die krisengeschüttelten Gastgeber waren aber von Beginn an die hungrigere Mannschaft. St. Pauli, das kurzfristig auf den erkrankten Innenverteidiger Philipp Ziereis verzichten musste, ließ sich von der Zweikampfführung der Ostwestfalen einschüchtern. Nahezu jedes direkte Duell verlor das Kauczinski-Team. So war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis der Aufwand der Arminen belohnt wird.
In der siebten Minute sprang St. Paulis Rechtsverteidiger Jeremy Dudziak im Mittelfeld unter dem Ball durch, anschließend ließ sich Ryo Miyaichi von Bielefelds Linksverteidiger Andersson Lucoqui ausspielen, ehe Keanu Staude nach einem Querschläger von Christopher Avevor aus 16 Metern sehenswert per Dropkick treffen konnte.
Strafe für nervösen Gastgeber
Mit dem 0:1 waren die bieder auftretenden St. Paulianer zur Pause noch gut bedient. „Es wurde ein bisschen lauter. Das musste auch sein. So eine erste Halbzeit geht nicht in der Zweiten Liga. Wir haben Konter nicht gut ausgespielt, nicht gut verteidigt. Die Reaktion der Mannschaft war richtig gut“, lobte Knoll, dessen Trainer deutliche Worte fand. „Die erste Halbzeit hat uns gar nicht gefallen. Wir waren zu umständlich, nicht zwingend und zweikampfstark, wie ich es gewohnt bin“, kritisierte Kauczinski.
Auch nach dem Seitenwechsel bot sich zunächst das gleiche Bild. Daran änderte auch die Einwechslung von Henk Veerman nichts. Robin Himmelmann verhinderte gegen Staude (47.) einen höheren Rückstand, der zwei Minuten später Geschichte war. Bielefelds Stephan Salger foulte Dudziak im Strafraum, den Elfmeter verwandelte Marvin Knoll sicher zum Ausgleich.
St. Pauli übernahm zunehmend die Initiative und bestrafte die immer nervöseren Gastgeber. Mats Möller Daehli erzielte in Minute 56 den Siegtreffer für die Gäste. Noch unter der Woche hatte der bisher torungefährliche Norweger angekündigt, den Kopf beim Torschuss ausstellen zu wollen, um die Trefferphobie abzustellen. Mit Erfolg. „Henk hat den Ball auch perfekt aufgelegt“, sagte Möller Daehli, der Glück bei seinem Premierentor hatte. Vorlagengeber Veerman stand knapp im Abseits.
Mit der Führung im Rücken spielte St. Pauli zunehmend seine spielerischen Stärken aus. Ein Heber von Richard Neudecker prallte in der 66. Minute an die Latte. In der Folge lieferten sich beide Teams einen Abnutzungskampf, in dem die Bielefelder alles nach vorne warfen, aber Torhüter Himmelmann nicht mehr überwanden.