Bielefeld. Der Kiezclub beendet eine 22 Jahre währende Durststrecke in Bielefeld. Viele Hamburger Fans erleben den Erfolg aber nicht mit.

Der FC St. Pauli hat die Tabellenführung in der 2. Bundesliga zurückerobert. Der Kiezclub feierte mit 2:1 (0:1) bei Arminia Bielefeld seinen fünften Auswärtssieg in dieser Saison und überflügelte damit auch die beiden Bundesligaabsteiger HSV und 1. FC Köln, von denen sich einer im Spitzenspiel der zwölften Runde am Montagabend (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky) an die Spitze setzen wird.

Marvin Knoll (49.) per Foulelfmeter und Mats Møller Dæhli mit seinem ersten Saisontor (56.) drehten in der zweiten Hälfte die Partie zugunsten der Hamburger. Keanu Staude hatte Bielefeld bereits in der 7. Minute in Führung gebracht. Am Ende stand aber die sechste Pflichtspielniederlage der Ostwestfalen in Folge zu Buche.

"Ich bin froh, dass wir es nach der letzten Niederlage geschafft haben, dieses Spiel wieder zu gewinnen", sagte St.-Pauli-Trainer Markus Kauczinski: "Es ist wichtig für die Zukunft, dass man weiß, dass man, wenn man mal ein Spiel verliert, dann auch wieder gewinnen kann." Die Hamburger hatten eine Woche zuvor durch eine 0:1-Heimniederlage gegen Kiel noch den Sprung an die Tabellenspitze verpasst.

St. Pauli verfehlt zweimal das leere Tor

Vor 22.446 Zuschauern zeigten sich allerdings zunächst die Gastgeber von Beginn an gegenüber dem 0:3 im DFB-Pokal unter der Woche gegen Ligarivale MSV Duisburg stark verbessert. Mit einem Sonntagsschuss aus 18 Metern brachte Staude die Arminia frühzeitig in Front. Johannes Flum und Richard Neudecker vergaben für St. Pauli vor der Pause gute Möglichkeiten zum Ausgleich. "Die erste Halbzeit gehörte klar der Arminia", gestand Kauczinski.

Kurz nach dem Seitenwechsel zwang Staude mit einem Pauli-Torwart Robin Himmelmann zu einer Glanzparade, ehe die Gäste das Kommando übernahmen. Bielefeld hatte nach dem Hamburger Doppelschlag nichts mehr entgegenzusetzen, für St. Pauli traf Neudecker noch die Latte. In der Nachspielzeit gerieten zwei Schüsse der Hamburger aufs leere Bielefelder Tor zu kurz, doch es reichte auch so für Kauczinskis Mannschaft.

Polizei setzt St.-Pauli-Fans fest

Für den FC St. Pauli war es der erste Sieg in Bielefeld seit dem 20. August 1996. Doch viele mitgereiste Fans erlebten den historischen Erfolg nicht im Stadion mit. Sie wurden von der Polizei am Bahnhof Bielefeld festgesetzt.

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Laut Bundespolizei war es bereits bei der Anreise zu Zusammenstößen mit Fans des FC St. Pauli gekommen. Ein Regionalzug, in dem der Großteil der Auswärtsfans saß, wurde von Beamten begleitet, diese seien wiederholt provoziert worden. Am Bahnhof Melle eskalierte die Situation: Als Bundespolizisten die Identität eines Provokateurs feststellen wollten, soll sich eine Großgruppe St.-Pauli-Fans mit dem Mann solidarisiert haben. Die Polizisten seien von etwa 250 Anhängern beleidigt, bedroht und auch mit Fahnenstangen attackiert worden, woraufhin sie sich zur Wehr gesetzt hätten, auch mit Pfefferspray.

Zudem mussten die Gleise kurzzeitig gesperrt werden, weil sich Fußballfans dort aufhielten. Da aber die Täter in der Masse wieder untertauchen konnten, nahm ein Großaufgebot der Polizei die St.-Pauli-Anhänger am Bielefelder Bahnhof in Empfang.

Im Gästeblock in der Schüco-Arena blieben viele Plätze leer.
Im Gästeblock in der Schüco-Arena blieben viele Plätze leer. © dpa | Friso Gentsch

Im weiteren Verlauf wurde eine sogenannte "polizeiliche Bearbeitungsstraße" am Bahnhof aufgebaut, laut Bundespolizei als "Filter, um die Täter festzustellen". Zusammen mit Kräften der Polizei Nordrhein-Westfalen wurden die anreisenden Fans kontrolliert, dabei sei die Lage ruhig geblieben. Auch nach Abpfiff waren die Maßnahmen noch nicht beendet. Auch Hubschrauber wurden zur Verstärkung eingeflogen.

Fans beschreiben Polizei als "sehr aggressiv"

Nach aktuellem Kenntnisstand der Polizei hat es keine Verletzten gegeben. Es werde unter anderem wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch ermittelt.

Laut Berichten aus der Fanszene seien 400 Personen am Stadion eingekesselt worden und sollten überprüft werden. "Alle, die nicht ins Stadion gehen wollten, um sich um die Eingekesselten zu kümmern, wurden wiederum zum Bahnhof zurückeskortiert", schreibt eine Userin auf der Facebook-Seite "Magischerfcblog". Die Polizei sei von neutralen Beobachtern als sehr aggressiv wahrgenommen worden.