Rostock. Gewaltsamer Übergriff im Gästebereich des Ostseestadions. Hansa-Ultras provozieren derweil mit gestohlenem Capo-Podest aus dem Volkspark.

Fans von Hansa Rostock haben eines der Vorsänger-Podeste aus dem Volksparkstadion gestohlen. Der Diebstahl gelang mutmaßlich beim Europa-League-Spiel am vergangenen Donnerstag zwischen Schachtar Donezk und Olympique Marseille (2:2).

Wegen des russischen Angriffskriegs trägt der ukrainische Meister seine internationalen Heimspiele in dieser Saison im Volkspark aus. Die Polizei Rostock bestätigte den Fund von Metallteilen, die aus der Arena des HSV stammen.

HSV: Hansa-Fans stehlen Capo-Podest aus Volkspark

Bereits zwei Stunden vor dem Anpfiff des Zweitligaspiels zwischen Rostock und dem HSV (2:2) kursierte im Internet ein Foto des am Ostseestadion abgeladenen Capo-Podests. Die Polizei stellte das Objekt sicher und leitete Ermittlungen gegen unbekannt ein.

Die Aktion der mutmaßlichen Hansa-Ultras ist als Provokation gegen die Fans des HSV zu werten. Bislang galt der Diebstahl von Fahnen als beliebtes Machtspiel. Mit dem jüngsten Vorfall hat die Rostocker Anhängerschaft ein neues Provokationslevel erreicht.

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HSV-Fans verwüsten und plündern Imbiss

Doch auch die HSV-Fans fielen nicht nur positiv auf. Wie die Polizei mitteilte, kam es in der Halbzeitpause zu einem Übergriff auf einen geöffneten Imbiss im Gästeblock, der zunächst mit Pyrotechnik beworfen und anschließend geplündert sowie verwüstet wurde. Nach Abendblatt-Informationen wurden die Kassen herausgerissen und gestohlen. Was die Täter vermutlich nicht wussten: Das Geld war kurz zuvor aus den Kassen geräumt worden.

Durch den Angriff erlitt eine Person eine Platzwunde am Kopf. Bei zwei weiteren Mitarbeitern der Cateringfirma wurde ein Knalltrauma festgestellt. Die Verletzten wurden vor Ort medizinisch behandelt. Es werden Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruch geführt.

Zudem wurde eine Anzeige erstattet gegen einen Rostock-Fan, der während der Partie ein Plakat mit dem Porträt einer unbekannten Person im Fadenkreuz zeigte, um gegen den DFL-Investorendeal zu protestieren und den Drei-Stufen-Plan des DFB zu verhöhnen.

Im Rahmen der Proteste war die Begegnung am Sonnabend zu Beginn unterbrochen worden: Offenbar Rostocker Ultras hatten mit Rauchtöpfen in den Vereinsfarben bestückte Modellautos ferngesteuert über den Rasen gelenkt.

„Kreativer“ Fan-Protest: Die Modellautos nebelten in der ersten Halbzeit das Stadion in Rostocks Vereinsfarben ein.
„Kreativer“ Fan-Protest: Die Modellautos nebelten in der ersten Halbzeit das Stadion in Rostocks Vereinsfarben ein. © Witters

HSV-Supporters sprechen von verletzten Fans

Insgesamt waren bei der als Risikospiel eingestuften Partie zwischen Rostock und dem HSV 880 Landespolizisten im Einsatz, darunter auch Beamte aus Schleswig-Holstein und Bremen.

Der HSV wurde im Ostseestadion von rund 2600 Fans angefeuert.
Der HSV wurde im Ostseestadion von rund 2600 Fans angefeuert. © Imago/Fotostand

Der Fan-Dachverband der Hamburger kritisierte im Anschluss den aus seiner Sicht „undurchdachten Einsatz von Ordnungsdienst und Polizei“. Rund um das Spiel seien nach Darstellung des HSV Supporters Club Fans verletzt worden. Dazu habe es im Stadion ein Gedränge gegeben, „das deutlich dramatischer hätte enden können“, schrieben die Supporters bei X. Betroffene wurden gebeten, sich bei der Fanhilfe zu melden.

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Bei der Rückreise des Zweitligaspiels wurde am Abend dann schließlich am Bahnhof Bergedorf noch ein Regionalzug mit rund 1000 Fahrgästen aufgestoppt. Im Rahmen von Ermittlungen zu einer Schlägerei zwischen Anhängern von HSV und Borussia Dortmund im vergangenen September am Mannheimer Hauptbahnhof wurden schließlich 855 Reisende überprüft. Mehr zu der Großrazzia lesen Sie hier.