Rostock. HSV spielt nur eine Halbzeit stabil und verfällt nach der Pause in alte Muster. Was Polzin und Boldt zur Trainerfrage sagen.

Merlin Polzin war darum bemüht, das Positive hervorzuheben, als er das Remis des HSV bei Hansa Rostock (2:2) analysierte. „Wir konnten viel von den Dingen sehen, die wir uns vorgenommen und erarbeitet haben“, sagte der Interimstrainer des HSV und verwies auf wenig Tormöglichkeiten des Gegners und viele Ballgewinne im ersten Durchgang.

Nach der Pause verfielen die Hamburger jedoch in alte Muster. Plötzlich fehlte es an Spielkontrolle, Kompaktheit und Torgefahr. Stattdessen reichte den Rostockern oftmals ein langer Ball und ein gewonnener Zweikampf, um zu einer Torchance zu kommen. Zu hektisch war das Spiel der Hamburger beim bisherigen Tabellen-17., darin waren sich Polzin und seine Spieler einig.

„Ein Fortschritt war es leider nicht. Ich würde sagen, es ist ein Stillstand, aber wir wollen uns ja weiterentwickeln“, fasste Stürmer Robert Glatzel den Auftritt zusammen, der für viele Fragezeichen sorgte – zum Beispiel, ob und vor allem wie lange es für Polzin weitergeht?

HSV-Trainer Merlin Polzin: Geht es weiter?

Sportvorstand Jonas Boldt sprach vor dem Anpfiff bei Sky von einer „Idee“, die es „auf jeden Fall“ gebe, dass Polzin auch beim kommenden Heimspiel gegen Elversberg in der Verantwortung steht. „Aber der Fußball ist sehr dynamisch und viele Dinge spielen eine Rolle“, ergänzte Boldt, der sich damit eine Hintertür offen ließ, bereits in der kommenden Woche zu handeln und einen neuen Cheftrainer zu installieren.

Durch das Rostock-Spiel hat sich der Druck auf Boldt erhöht, eine aufstiegstaugliche Lösung zu präsentieren. In Anbetracht von vier Punkten Rückstand auf den Tabellenzweiten aus Kiel und einer Mannschaft, in der viele Spieler mit ihrer Form und ihrer taktischen Disziplin zu kämpfen haben, scheint die Gefahr größer denn je, das große Saisonziel zu verpassen.

Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Kiel 29 / 59:34 / 58
1. FC St. Pauli 29 / 54:32 / 57
3. Düsseldorf 29 / 63:35 / 52
4. HSV 29 / 55:41 / 49
5. Hannover 29 / 51:36 / 45
6. Hertha 29 / 60:48 / 44
7. Karlsruhe 29 / 58:43 / 43
8. Fürth 29 / 40:42 / 42

Im Ostseestadion war es der eingewechselte Ransford Königsdörffer, dem ein verhängnisvoller Fehler unterlief. Sein Rückpass entpuppte sich als optimale Vorlage für Torschütze Sveinn Guojohnsen. Auch Torhüter Matheo Raab, der erneut den Vorzug vor Daniel Heuer Fernandes erhielt, hätte sich in dieser Szene cleverer verhalten können.

HSV-Taktik mit Meffert ging kaum auf

Die Idee, Jonas Meffert bei gegnerischem Ballbesitz zwischen beide Innenverteidiger als Mitglied einer Dreierkette zu ziehen, ging nur bedingt auf. Denn gerade im zweiten Durchgang, als sich Rostock darauf einstellte, fehlte es dem Hamburger Mittelfeld durch diese Maßnahme an Kompaktheit. Zudem war Meffert, teilweise als letzter Mann, zu häufig in Laufduelle verwickelt, die bekanntlich nicht seine Stärke sind.

„Obwohl wir gegen den Ball ganz gut waren, haben wir zu viele Torchancen zugelassen“, monierte Glatzel, der dem HSV mit seinem Treffer kurz vor Schluss zumindest einen Punkt rettete (86.), der über eine kritische Auseinandersetzung mit den offensichtlichen Mängeln jedoch nicht hinwegtäuschen darf.

HSV-Trainer Merlin Polzin über seine Zukunft

„Es geht einzig und allein um den HSV und nicht um meine Person“, sagt Polzin, der selber nicht weiß, wie lange er als Interimstrainer tätig sein darf oder ob er zeitnah wieder zurück in die zweite Reihe als Assistent rücken soll. „Wir haben große Ziele. Ich versuche, dem Verein bestmöglich zu dienen.“ In welcher Funktion auch immer.