Rostock. Wildes Spiel im ersten Spiel nach Tim Walter: Dompé bringt HSV in Führung, Hansa dreht das Spiel, Glatzel kontert. Kuriose Unterbrechung.
Der HSV hat den nächsten Rückschlag im Aufstiegsrennen erlitten und ist bei Hansa Rostock nach den Toren von Jean-Luc Dompé und Robert Glatzel nicht über ein 2:2 (1:0) hinausgekommen.
Beim Debüt des neuen Interimstrainers Merlin Polzin als Nachfolger von Tim Walter zeigten sich die Hamburger zwar um Spielkontrolle und Stabilität bemüht. Doch die Vorgaben wurden nur eine Halbzeit lang umgesetzt.
Insbesondere in der zweiten Hälfte wurden dagegen teilweise große Löcher in der Abwehr sichtbar und der HSV verfiel situativ in alte Muster, die mit dem Trainerwechsel eigentlich der Vergangenheit angehören sollten.
HSV-Trainer Polzin über sein Debüt
„In der zweiten Halbzeit haben wir es leider nicht mehr geschafft, die Stabilität aufrechtzuhalten und es wurde hektisch. Man hat die Qualitäten von Mersads Mannschaft gesehen, die immer wieder gefährlich wurde und den Ball in Räume gespielt hat, die wir nicht gut verteidigt haben“, monierte Polzin, der mit den ersten 45 Minuten zufrieden war.
„Wir konnten viele Dinge sehen von den Dingen, die wir uns vorgenommen und erarbeitet haben“, sagte der Interimstrainer und verwies auf „wenig zugelassene Torchancen des Gegners sowie einige Ballgewinne.
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Kiel 29 / 59:34 / 58
1. FC St. Pauli 29 / 54:32 / 57
3. Düsseldorf 29 / 63:35 / 52
4. HSV 29 / 55:41 / 49
5. Hannover 29 / 51:36 / 45
6. Hertha 29 / 60:48 / 44
7. Karlsruhe 29 / 58:43 / 43
8. Fürth 29 / 40:42 / 42
HSV offenbart Lücken – Einzelleistung von Dompé
Die Partie offenbarte, dass sich eine souveräne Abwehrleistung nicht in einer Trainingswoche erarbeiten lässt. Auch wenn Jonas Meffert bei gegnerischem Ballbesitz in die Rolle eines dritten Innenverteidigers schlüpfte, um der Abwehr mehr Sicherheit zu vermitteln, brachen die Gastgeber zu häufig durch einen einfachen langen Ball auf den Außenbahnen durch. Dadurch resultierte auch der zwischenzeitliche Ausgleich, als Stephan Ambrosius im Zentrum das Kopfballduell gegen Torschütze Juan José Perea verlor (50.).
Über seine taktische Idee mit Meffert sagte Polzin: „Er hat die Rolle sehr, sehr gut ausgefüllt und hat es geschafft, die Lücken zu schließen. Das gab unseren Innenverteidigern die Möglichkeit, aggressiver nach vorne zu verteidigen.“
Offensiv ist der HSV dagegen weiterhin immer in der Lage, Tore zu schießen. In Rostock war es eine Einzelleistung von Dompé, die Hamburg in Führung brachte (34.). Der Franzose zog mit einem Übersteiger und einem schnellen Antritt an seinem Gegenspieler vorbei und traf ins lange Eck zu seinem dritten Saisontor.
Spielunterbrechung durch rauchende Modellautos
Zuvor war es zu einer kuriosen Unterbrechung gekommen: In der Anfangsphase ließen offenbar Rostocker Ultras mit Rauchtöpfen bestückte Modellautos ferngesteuert über den Rasen des Ostseestadions fahren.
Haarsträubender HSV-Fehler vor dem 1:2
Nach dem Seitenwechsel deckte Rostock die Probleme in der Defensive des HSV schonungslos auf.
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Als der eingewechselte Sveinn Gudjohnsen einen haarsträubend zu kurz geratenen Rückpass von Ransford Königsdörffer erlief, den aus seinem Tor eilenden Matheo Raab umkurvte und zum 2:1 für die Gastgeber einschob (82.), sah es bereits nach einer Niederlage für den HSV aus, der durch Glatzel immerhin noch zum Ausgleich kam (86.). Der 15. Saisontreffer des Torjägers hielt auch Protesten der Rostocker Stand, die bei Schiedsrichter Felix Zwayer ein Foul in der Entstehung monierten.
Wildes Spiel in der Schlussphase
In der ersten von sieben Minuten Nachspielzeit wäre dann beinahe Dompé zum Helden geworden, doch sein Kopfball wurde für Kolke zur leichten Beute. Und auch Raab musste bei zwei Rostocker Kontern noch einmal sein ganzes Können aufbieten.
So blieb es für Polzin zum Einstand bei nur einem Punkt, durch den der HSV im Aufstiegsrennen weiter an Boden zu verlieren droht. Im Parallelspiel siegte Kiel in Paderborn mit 4:0 und liegt damit auf Platz zwei schon vier Zähler vor Hamburg.
Auch wenn die zweite Niederlage in Folge abgewendet wurde, hat Interimscoach Polzin noch viel Arbeit vor sich. Sportvorstand Jonas Boldt ist zugleich unter Druck geraten, eine langfristige Lösung für den Trainerposten zu finden.
Die Statistik:
- Rostock: Kolke – Ruschke (46. Lang), Hüsing, Roßbach, Bachmann (90.+2 Rhein) – Dressel, Ingelsson (90.+2 Singh), K. Schumacher, Fröling (72. C. Konsombi) – Perea (81. Gudjohnsen), Junior Brumado. Trainer: Selimbegovic
- HSV: Raab – Van der Brempt, Ramos, Ambrosius (88. Schonlau), Muheim (49. Katterbach) – Meffert (88. Nemeth) – Reis, Pherai (88. Suhonen) – Jatta (71. Königsdörffer), Glatzel, Dompé. Trainer: Polzin
- Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
- Zuschauer: 27.000 (ausverkauft)
- Tore: 0:1 Dompé (34.), 1:1 Perea (50.), 2:1 Gudjohnsen (82.), 2:2 Glatzel (86.)
- Gelbe Karten: Kolke, Ingelsson, Lang – Ambrosius, Ramos