Hamburg. Der HSV hatte am Freitagabend gegen Hannover die dritte Heimniederlage in Folge kassiert. Intern werden nun viele Gespräche geführt.
Am Sonnabendvormittag demonstrierten HSV-Trainer Tim Walter, Profifußball-Direktor Claus Costa und Pressesprecher Philipp Langer Einigkeit, als sie gemeinsam in Richtung Trainingsplatz gingen. Sportvorstand Jonas Boldt war beim Spielersatztraining wie üblich nicht zugegen, arbeitete aber logischerweise die 3:4-Heimpleite gegen Hannover 96 vom Vorabend auf.
Fest stand am frühen Sonnabendnachmittag nur: Eine von vielen Fans geforderte Entlassung Walters gibt es vorerst nicht. Dass sich dies im Laufe des Wochenendes oder der nächsten Tage noch ändert, ist aber nicht ausgeschlossen. Nach Abendblatt-Informationen bröckelt der interne Rückhalt für Walter, die Zeiten eines unbedingten Festhaltens an dem 48-Jährigen sind vorbei.
HSV News: Walters Rückhalt bröckelt
Sportvorstand Boldt, der in der Vergangenheit noch fest an Walters Seite gestanden hatte, weiß genau, dass der Aufstieg mit der offenen Spielweise und den vielen Gegentreffern (acht in den vergangenen zwei Heimspielen) in Gefahr gerät. Eine vorschnelle und von der öffentlichen Meinung getriebene Entscheidung gegen Walter soll beim HSV nach Abendblatt-Informationen jedoch vermieden werden.
Intern werden deshalb zurzeit viele Gespräche geführt. Zum einen hören sich die Verantwortlichen in der Mannschaft um, ob die Spieler weiterhin hinter Walter und dessen Spielidee stehen – oder sich zunehmend im Stich gelassen fühlen. Intern wird vor allem bemängelt, dass der HSV zuletzt weniger Spielkontrolle hatte, wodurch sich offene Schlagabtäusche entwickelten. Während dieser Belastungsspitzen am Ende des Spiels resultierten gegen Hannover auch zwei Platzverweise (Benes/Rot, Hadzikadunic/Gelb-Rot) und das vierte Gegentor.
Spieler stehen öffentlich weiterhin hinter Walter
Auf die Frage, ob dem HSV die Wende mit dieser Trainerbesetzung gelingen könne, antwortete Robert Glatzel am Freitagabend: „Auf jeden Fall. Unsere größte Stärke ist, dass wir immer wieder aufstehen und willig sind, uns zu verbessern.“ Ob dies intern auch alle anderen Spieler so bewerten, ist allerdings nicht sicher.
Neben den Gesprächen mit der Mannschaft führen die HSV-Verantwortlichen parallel auch Gespräche mit möglichen Trainerkandidaten, um bei einer möglichen Entscheidung gegen Walter gut vorbereitet zu sein. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob ein Trainerwechsel tatsächlich konkrete Verbesserungen herbeiführen würde – oder der Mannschaft am Ende nicht ein Alibi geben würde, die Verantwortung auf dem neuen Chefcoach abzuladen.
Walter ist ein Fixpunkt beim HSV
Denn klar ist auch: Tim Walter ist mit seiner Art der Kommunikation ein Fixpunkt beim HSV, der sich auch schützend vor seine Spieler stellen kann. Ob einem neuen Trainer dies ebenfalls in dieser Form gelingen würde, muss ebenfalls bewerten werden.
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Ein Name, der in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder genannt wurde, ist der von Steffen Baumgart. Der frühere Trainer des 1. FC Köln und SC Paderborn stünde zur Verfügung. „Jeder, der mich kennt, der weiß, dass ich nicht ein halbes Jahr Urlaub machen möchte“, sagte der gebürtige Rostocker in dieser Woche bei einer Podcast-Aufzeichnung in Hamburg.
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